Zuckermacher 02 - Aschenblüten
es reiche Gewürzhändler waren, die unserer Kirche ein Glasmalereifenster gestiftet hatten.
Sarah streckte den Kopf hinaus. »Mr. Carter«, sagte sie, »meine Schwester und ich kennen die Copperlys.«
»Wirklich?«, fragte Mr. Carter ungläubig.
»Ich bin mir sicher, dass er ...« Sie unterbrach sich und fragte: »Mr. Copperly, wie lautet der Name Eures Vaters ?«
»Thomas, Madam«, kam die Antwort.
»Das stimmt.« Sarah öffnete den Kutschenschlag, und Giles Copperly trat näher. Er war etwa fünfundzwanzig Jahre alt, hatte einen dunklen Teint, dunkelbraune Augen und gesunde Zähne.
»Euer ergebener Diener, meine Damen«, sagte er mit einer sehr tiefen Verbeugung, und ich hatte den Verdacht, dass er bei der Begrüßung seinen Federhut gelüftet hätte, wenn er denn einen getragen hätte.
Mr. Carter brummelte etwas vor sich hin und sagte dann: »Wenn Ihr Euch sicher seid, Madam.«
Sarah nickte Mr. Carter bestimmt zu. »Ich bin Sarah, und das ist meine Schwester Hannah«, sagte sie zu Giles Copperly. Er nickte mir zu, und ich lächelte und neigte leicht den Kopf, wie ich es Leute von Stand hatte tun sehen. »Wir wohnen in Chertsey und fahren zu unserer Familie nach Hause«, fuhr Sarah fort. »Es tut uns Leid, dass Ihr in solch eine missliche Lage geraten seid, und wir würden uns sehr freuen, Euch nach Parkshot zu bringen.«
»Gott sei Dank!«, sagte Giles Copperly, ergriff
Sarahs Hand und küsste sie. Sie sah ihn an, lächelte und lief (zu meiner großen Überraschung, denn Galane, die in den Laden kamen, schäkerten häufig mit uns und es bedeutete uns gar nichts) dunkelrot an.
Mr. Carter bat Giles um Hilfe, um die Kutsche wieder gangbar zu machen, und dieser half ihm, sie aus dem Straßengraben heraus und wieder auf die Straße zu hieven (während Sarah, wie ich bemerkte, ihr Haar glättete und ihre Lippen aufeinander presste, um sie rosa zu färben). Dann gesellte sich Giles Copperly für den Rest der Fahrt zu uns. Ich hoffte auf eine interessante Unterhaltung - denn es stellte sich heraus, dass er gerade von einer Reise zu den Südseeinseln zurückgekehrt war-, doch Sarah und er unterhielten sich die meiste Zeit nur miteinander und sprachen den ganzen Weg nach Parkshot von wenig anderem als von verschiedenen Arten von Kräutern und Zucker. Wir ließen ihn dort zurück, und ich war wirklich froh, als er uns allein ließ, weil ich ihn für einen Langweiler hielt. Anschließend wurden wir das kurze Stück nach Hause gefahren.
Wir fuhren durch die Hauptstraße von Chertsey, und die Leute blieben stehen und starrten uns an -weil es selten vorkam, dass ein so schönes und kostbares Vierergespann durch den Ort fuhr - und wir lachten und winkten, wenn wir Leute sahen, die wir kannten. Ich war sehr erleichtert, als ich im Vorbeifahren im ganzen Ort nirgends Anzeichen von Pest sah: keine versiegelten Häuser, keine Türen mit dem gefürchteten Zeichen darauf, und der Friedhof lag so friedlich da wie zuvor, die Erde war nicht hoch aufgeschüttet und voller Leichen, wie es in London der Fall gewesen war.
Ich lehnte mich aus dem Fenster und dirigierte Mr. Carter zu unserem Haus. Unsere gemütliche, frisch mit goldfarbenem Stroh gedeckte Kate stand unmittelbar hinter dem Obstgarten mit Apfelbäumen, und meine Brüder saßen auf der Pforte, die dorthin führte. Sie spielten das Burgkönigspiel und schubsten sich gegenseitig von oben herab, wie sie es immer taten. Doch plötzlich, als sie die vornehme Kutsche auf sich zukommen sahen, blieben sie reglos sitzen, und die Kinnlade klappte ihnen herunter.
Bevor die Kutsche hielt, hatten wir gerade noch Zeit, unseren wunderschönen Obstgarten zu bewundern, der in voller weißer Blütenpracht stand, und die Scheune, in der Vater arbeitete und die Über und Über mit glänzendem Efeu und den sternförmigen Blüten des Goldflieders bedeckt war. Dann stieg Mr. Carter ab, um den Schlag zu öffnen und die Trittstufen für uns hinabzulassen.
Sarah und ich warfen uns einen Blick zu, und sie legte den Finger auf den Mund. Wir hoben die Röcke hoch, stiegen auf eine gezierte Art aus und neigten den Kopf absichtlich so tief, dass die Jungen uns nicht erkennen konnten - doch ich hatte nicht an mein Haar gedacht, und das ließ sich nun mal nicht verbergen. Bevor ich auch nur einen Fuß auf den Boden setzte, schrie Adam: »Es sind Hannah und Sarah!«, und die drei Jungen rannten quietschend und kreischend vor Lachen auf uns zu. Bei dem Lärm, den sie veranstalteten, kam Anne, dicht
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