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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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immer, wenn ich diesen Tagträumen nachhing und an diese mysteriöse Gestalt dachte, hatte sie Toms Gesicht. Vielleicht, so schloss ich daraus, gäbe es keinen anderen Freier für mich und ich würde ungeküsst bleiben und als alte Jungfer sterben.
    Zu meiner großen Überraschung hielt eines Morgens eine hübsche vergoldete Kutsche, die von zwei Schimmeln mit roten und goldenen Bändern in der Mähne und im Schweif gezogen wurde, vor dem Geschäft. Ein Lakai mit einem Samtumhang sprang herab, öffnete schwungvoll den Schlag und ließ die Trittstufen hinab.
    Als ich zur Tür eilte, um diesen bedeutenden Kunden zu begrüßen, hörte ich Gekicher aus dem Inneren des Wagens kommen (denn es schien auch ein Mann darin zu sein), und dann stieg eine junge Frau aus, deren Haar ebenso rot leuchtete wie meins.
    Ich strich meine Schürze glatt und hatte gerade noch Zeit, Anne im Hinterzimmer zuzurufen, dass sie herkommen solle. »Beeil dich!«, rief ich aufgeregt, weil ich nicht vergessen hatte, dass dieselbe Kundin schon einmal zum Geschäft gekommen war. »Es ist Nelly Gwyn. Die Schauspielerin!«
    Anne stürzte in den Laden, und wir machten beide einen Knicks vor Nelly, denn auch wenn sie, wie Mr. Newbery später bemerkte, nur eine Hure war, war sie sehr hübsch. Sie war sehr schön angezogen: Ihr Kleid war aus dem feinsten silbernen Stoff geschneidert, und darÜber trug sie einen ausgesprochen modischen kleinen Umhang aus schwarzem Samt mit einem Futter aus silbernem Pelz.
    »Ich freue mich sehr, dass Euer Geschäft endlich wieder geöffnet ist!«, sagte sie. »Ich hatte oft Lust auf einige Eurer Leckereien.«
    »Danke, Madam«, murmelte ich. »Wir waren auf dem Land und sind erst kürzlich wieder hier eingetroffen.«
    »Und es ist alles in Ordnung und Ihr habt die Heimsuchung Überlebt?«, fragte sie mit einem Blick ins Hinterzimmer. »Wo ist Eure Schwester?«
    »Sie ist im Augenblick zu Hause bei unserer Familie, Madam«, sagte ich, »aber stattdessen ist meine jüngere Schwester hier.«
    Nelly lachte und ließ dabei ihre kleinen perlmutt-farbenen, absolut ebenmäßigen Zähne sehen. »So, so! Ein ordentlicher Vorrat an Schwestern!«, sagte sie und sah sich um. »Euer Geschäft ist eine wahre kleine Oase. Draußen in den Straßen ist die Hölle los, aber hier drinnen herrscht himmlische Ruhe.«
    »Vielen Dank«, sagte ich, knickste nochmals und dachte bei mir, dass ich Sarah auf der Stelle schreiben musste, um ihr das zu erzählen.
    »Und jetzt gebt mir bitte einige Eurer gezuckerten Veilchen. Ich könnte schwören, dass mich nach einer Vorstellung nichts so sehr aufmuntert wie sie.«
    Auf der Stelle tat es mir sehr Leid, dass wir in der letzten Woche keine frischen Veilchen auf den Blumenmärkten bekommen hatten und ihr darum keine gezuckerten verkaufen konnten. Ich entschuldigte mich dafür, versprach ihr, dass wir bis Mitte nächster Woche welche hätten, und Überzeugte sie davon, dass Zitronenschnitze als Erfrischung genauso geeignet waren.
    Ich zählte zehn davon ab und packte sie in eine große Papiertüte. »Seid Ihr zurzeit auf der Bühne zu sehen, Madam?«, fragte ich, weil ich aus Annes Gesicht ablesen konnte, dass sie ganz sprachlos war vor
    Bewunderung und mehr Über unsere Besucherin erfahren wollte.
    Sie nickte. »Ich habe ein Engagement als Lady Weal-thy im English Monsieur. Ich - eine vornehme Dame! Die bloße Vorstellung hat genügt, um den Adel in enormen Aufruhr zu versetzen!«
    Anne und ich lachten beide.
    Kitty kam aus dem Hinterzimmer heraus, und Nelly bückte sich, hob sie hoch und küsste sie mit den Worten: »Ich habe einen Pelzmuff in genau derselben Farbe!« Weil sie nicht sehr verschmust war, protestierte Kitty lautstark, als sie angefasst wurde, und Nelly setzte sie wieder ab. »Oh! Sind das Apfelsinen?«, rief sie aus und wies auf zwei dekorierte Duftkugeln, die im Geschäft hingen. Wir bejahten und erklärten, dass sie dazu da seien, in den Kleiderschrank gehängt zu werden. Nelly erzählte uns, dass sie bis vor kurzem in den Pausen im Theater Orangen verkauft hätte (was ich natürlich wusste, aber ich tat so, als sei es mir neu), und sagte dann, dass sie beide nehmen wolle, weil sie so hübsch seien.
    »War denn eine von Euch schon mal im Theater?«, fragte sie beim Bezahlen.
    »Noch nie«, sagte ich.
    »Ich wollte immer schon hin!«, platzte Anne heraus.
    »Dann sollt Ihr hingehen«, sagte Nelly und wickelte eine ihrer roten Locken um den Finger. »Wenn ich wiederkomme, um meine Veilchen

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