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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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die Frau an mich.
    Anstatt zu antworten, unterdrückte ich einen Schrei und schob die Frau beinahe aus dem Weg, um an ihrer Haube mit Bändern vorbeizukönnen. Sie gingen weiter, warfen mir einen merkwürdigen Blick zu und grummelten etwas Über meine Unhöflichkeit. Inzwischen war es jedoch zu spät, weil der junge Mann bereits ins Kabinett gestiegen war und sein Gesicht im Dunkeln lag.
    »Was ist los?«, fragte mich Anne flüsternd, als das Pärchen weitergegangen war. »War das auch eine Hure? Hast du deswegen nicht mit ihr gesprochen?«
    Ich schüttelte den Kopf, war jedoch nicht in der Lage, ihr zu antworten, sondern starrte gespannt und atemlos auf die Bühne.
    Graf de'Ath verbeugte sich. Von den Musikern neben der Bühne kam ein Tusch. »Sollte irgendjemand mein Kabinett untersuchen, wird er feststellen, dass es weder Öffnungen noch Geheimtüren oder geheime Gänge hat, wo ein Mann sich verstecken könnte!«
    »Wo wird der Mann also hingehen?«, rief jemand laut.
    »Er wird verschwinden ..., in Luft und Schatten verwandelt werden ..., zu einem Geist werden, der Über weite Kontinente reist, bis er in dem Land ankommt, von dem ich gesprochen habe. Erst dort wird er wieder menschliche Gestalt annehmen!«
    Bei diesen Worten entstand ein ziemlicher Aufruhr in den Reihen.
    Graf de'Ath schwenkte seinen Umhang herum, so dass er sein Gesicht zur Hälfte verdeckte. »Ich bin ein Gelehrter der schwarzen Kunst und habe bei Dämonen studiert! Nur durch mich kann dieser Zauber vollführt werden!« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Und das alles für den Preis einer Seele!«
    Den Zuschauern stockte bei dieser Bemerkung wieder der Atem, und zwei Galane stiegen auf die Bühne, um das Kabinett zu untersuchen. Nachdem sie verkündet hatten, es sei in keiner Weise außergewöhnlich, gab es einen weiteren Tusch und ein schwarzer Vorhang wurde vor die Vorderseite der Kiste gezogen, so dass der junge Mann im Inneren den Blicken völlig entzogen war. Der Graf vollführte verschiedene seltsame Bewegungen Über der Kiste, Glöckchen klingelten und eine Rauchwolke erschien, dann wurde der Vorhang wieder aufgezogen.
    Die Kiste war leer. Der Mann darin - wer immer er war - war verschwunden.
    Einige der Zuschauer schrien vor Überraschung auf, dann untersuchten die zwei Galane das Kabinett von neuem. Sie machten einen Überraschten Eindruck und verkündeten, dass der junge Mann verschwunden sei und sie nicht wüssten, wo er sich befinden könnte.
    Graf de'Ath warf den Zuschauern verächtliche Blicke zu und verbeugte sich dann kurz, bevor er sein Kabinett auf die Seite kippte und es wieder hinausrollte, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Manche Leute klatschten, die Lehrjungen gaben Pfiffe und Buhrufe von sich, doch die meisten, die der Vorführung zugesehen hatten, saßen ehrfurchtsvoll schweigend da.
    Anne war ebenfalls völlig gebannt und starrte mit offenem Mund auf die Bühne. »Ein echter Zauberer. Ein Magier.«
    »Es sieht ganz danach aus«, sagte ich verblüfft.
    »Ich habe noch nie echte Magie gesehen...«
    Langsam beruhigte sich mein Herz wieder und hörte auf, wie wild zu klopfen. Es konnte einfach nicht Tom gewesen sein - natürlich nicht. Der junge Mann auf der Bühne war größer und schlanker gewesen, und sein Kopf hatte eine andere Form.
    Außerdem war Tom tot, sagte ich mir streng. Kein Zauber der Welt konnte ihn je wieder zum Leben erwecken. Aber dennoch ...
    Eine weitere Nummer wurde vorgeführt - ein Mann spielte auf der Bühne Dudelsack - und zehn Minuten später begann das Theaterstück, doch die Zuschauer ließen sich davon Überhaupt nicht stören. Sie spazierten weiter hin und her, unterhielten sich miteinander und riefen den Schauspielern und Schauspielerinnen Komplimente zu oder lachten sie spöttisch aus. Ich konnte der Handlung Überhaupt nicht folgen, weil ich immer noch wie gebannt war von der Vorführung von Graf deAth, doch das tat meiner Freude darüber, hier zu sein, keinen Abbruch. Als Nelly auf die Bühne trat, gebärdeten sich die Zuschauer wie verrückt, und tatsächlich spielte sie nur für sie, rief und winkte und unterbrach sich sogar einmal in ihrem Spiel, um sich an jemanden im Parkett zu wenden. Einmal war sie als Junge verkleidet (sie trug kurze Hosen und zeigte ihre Beine, die sehr schlank und Wohlgestalt waren), und als sie so auftrat, standen alle auf und klatschten wie verrückt.
    In der Pause gingen die Orangenverkäuferinnen herum und boten ihre Ware an. Eine verkaufte

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