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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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Freiern.«
    Anne schnappte nach Luft, und wir schauten beide fasziniert zu, weil keine der Frauen so etwas wie Schamgefühl zu haben schien oder bedrückt wirkte. Ganz im Gegenteil, sie sprangen alle mit ebensolchen Allüren mit den Männern um, als seien sie Herzoginnen und nicht Dirnen.
    »In Chertsey würde so etwas nicht gehen!«, sagte Anne, und wir konnten uns beide kaum mehr halten vor Lachen.
    In diesem Augenblick, kurz bevor die Theatervorstellung begann, schob ein ganz in Schwarz gekleideter Mann eine große Kiste auf Rollen vor sich her auf die Bühne und stellte sie aufrecht hin. Schreiend, um all den Tumult zu Übertönen, kündigte er mit einem seltsamen Akzent an, dass er der Graf de Ath sei, ein Zauberer und Geisterbeschwörer, und sein geheimnisvolles Kabinett mitgebracht habe.
    Unter den Zuschauern entstand ein kurzes Schweigen, weil alle sich für Magie und Zauberei interessierten (tatsächlich hatten Anne und ich vor, Madame le Strange, eine Wahrsagerin auf der London Bridge, aufzusuchen, weil es hieß, dass sie die Pest mitsamt der genauen Anzahl der Opfer vorhergesagt habe).
    Graf de'Ath baute sich vor den Zuschauern auf, zwirbelte seinen Schnurrbart und fragte, ob es unter den Zuschauern einen gebe, der seiner Frau oder seinen Gläubigern zu entkommen wünsche. Dann bräuchte er nämlich nur in dieses magische Kabinett zu steigen, und er würde auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
    »Wohin geht er denn dann, Maestro?«, fragte einer aus den oberen Rängen, und der Graf sagte, dass das Kabinett den Betreffenden auf der Stelle in ein Land jenseits des Meeres befördern würde, wo er sein Dasein im Wohlstand fristen würde.
    »Seine Sorgen werden verschwinden, und er wird für immer an einem warmen und prunkvollen Ort weilen«, sagte er mit starkem französischem Akzent.
    »Dort bin ich auch immer, wenn ich im Wirtshaus fünf Ale getrunken habe!«, rief irgendein geistreicher Kopf.
    Es schien so, als habe Graf de Ath diese Bemerkung Überhört. In der Tat schien er nichts von alldem zu bemerken, was um ihn herum vorging - weder die Leute, die hereinströmten, noch das Bellen der Schoßhunde der Damen noch eine Schlägerei, die sich in der Galerie zutrug, oder einen erneuten Ruf: »Nel-ly!«, der aus einer der Logen aufstieg.
    »Wie viel kostet es denn, dorthin zu gehen?«, wollte jemand wissen.
    Der Graf hob die Arme. »Es wird kein Geld den Besitzer wechseln«, sagte er. Dann machte er eine Pause, ehe er fortfuhr: »Es kostet den Betreffenden nur seine Seele.«
    Bei diesen Worten entstand ein Schweigen, und mehrere Zuschauer bekreuzigten sich. Selbst die Met-zen hörten einen Augenblick auf zu schwatzen.
    »Ist jemand willens?«, fragte Graf de'Ath, doch natürlich gab es niemanden. Es war eine Sache, die Almanache zu lesen und Wahrsager aufzusuchen, und eine ganz andere, dem Teufel seine Seele zu verkaufen.
    Der Graf wiederholte seine Frage und erzählte nochmals, wie sich das Leben eines Menschen verändern könne, wie er zum König werden und den Rest seines Lebens auf einer reichen Insel, die ihm gehörte, verbringen könne. Da stand plötzlich ein junger Mann von einer der Bänke im Parkett auf, trat vor und eilte die Stufen zur Bühne hoch. Er war groß, schlank und wie ein Dandy in Samt und Seide gekleidet. »Ich werde gehen!«, sagte er und zog seinen Federhut mit einer schwungvollen Geste vom Kopf.
    Diejenigen im Saal, die die Nummer verfolgten, schraken entweder Überrascht auf und rutschten auf ihren Sitzen weiter nach vorn, um besser sehen zu können, oder sie rangen bei dieser Unerschrockenheit nach Atem. Ich schnappte am lautesten nach Luft -oder vielmehr, ich stieß sogar einen kleinen Schrei aus -, denn als der junge Mann sich umdrehte, sah ich, dass es Tom war.

KAPITEL 7

Der Zauberer
      
    »MEINE FRAU UND ICH (GINGEN) INS THEATER,  WO DER KÖNIG, MADAME CASTLEMAINE, DER HERZOG UND DIE HERZOGIN SASSEN, UND MEINE FRAU KONNTE SIE ZU IHRER GROSSEN BEFRIEDIGUNG ALLE BESONDERS GUT SEHEN.«

War es Tom? Genau in dem Moment, als der junge Mann sich umdrehte und Über die Bühne schritt, um in das schwarze Kabinett zu steigen, zwängten sich ein Mann und eine Frau an uns vorbei, um zu ihren Plätzen zu gehen, und wir mussten aufstehen. Als wir uns wieder setzten, kam ein zweites Pärchen lachend vorbei und versuchte, ein Gespräch mit uns anzufangen.
    »Ein verdammt gutes Stück!«, sagte der Mann. »Habe es gestern schon gesehen.«
    »Habt Ihr es auch schon gesehen?«, wandte sich

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