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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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seine Seele zu verlieren.
    Ich sah Anne an und fing an zu lachen. »Wo hast du die denn her?«, fragte ich sie. Ich hatte sie zur Wasserstelle geschickt, um Wasser zu holen, und sie war eine halbe Ewigkeit weggeblieben. Als sie zurückkam, war ihr Gesicht Über und Über mit paillettenbesetzten Schönheitspflästerchen bedeckt: Ein Herz prangte auf ihrer Stirn, Kreuz und Pik auf den Wangen und ein Marienkäfer auf dem Kinn.
    »Sehen sie gut aus?«, fragte Anne, nahm einen Spiegel in die Hand und bewunderte sich. »Sehe ich aus wie eine vornehme Dame?«
    »Du siehst aus wie eine Metze!«, sagte ich.
    »Aber alle tragen jetzt so etwas!«
    »Aber nicht Ladenmädchen«, sagte ich kopfschüttelnd. »Wie viel hast du dafür bezahlt?«
    »Ich habe einer Frau, die einen Stand in Cornhill hat, eine Duftkugel dafür gegeben.« Sie nahm Kitty hoch, die sie erst Überrascht ansah und dann anfing, in ihrem Gesicht herumzutapsen. Bestimmt hielt sie die Schönheitspflästerchen für schwarze Käfer.
    »Ich habe auch eines für dich mitgebracht«, sagte Anne zu mir. »Es ist eine Miniaturkutsche mit Pferden, und du kannst es auf der Stirn tragen. Die Frau hat gesagt, dass sie einer Gräfin genau das Gleiche verkauft hat.«
    »Da sind mir meine Sommersprossen aber noch lieber!«, sagte ich.
    Doch Anne hielt ihre Schönheitspflaster für sehr vornehm und trug sie den Rest des Tages - und den nächsten auch, bis ich schon dachte, ich müsste sie ihr im Schlaf abzupfen, um sie wieder loszuwerden. Sie trug sie, bis Mr. Newbery vorbeikam, um uns von den neuesten Skandalen zu berichten, und bei Annes Anblick entsetzt zurückwich.
    »Habt Ihr die Blattern, Madam?«, fragte er.
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, antwortete Anne empört.
    »Aber die Frauen, die Schönheitspflästerchen tragen, sind meist abgehärmte alte Bordellwirtinnen, die damit ihre wunden Stellen und Narben verdecken«, sagte er, und ausnahmsweise einmal freute ich mich Über seine düstere Betrachtungsweise, denn noch bevor er seinen Satz beendet hatte, begann Anne auch schon, die Schönheitspflästerchen abzulösen.
    Mr. Newbery teilte uns den neuesten Klatsch mit, nämlich dass Mall Davis, die neue Geliebte des Königs, eine Schauspielerin sei und dass Nelly Gwyn so eifersüchtig auf sie sei, dass sie ein Lied in Auftrag gegeben habe, das sich Über die Beine ihrer Rivalin lustig machte, die allen Berichten zufolge fett waren und nicht halb so ansehnlich wie ihre eigenen. Wir lachten und sagten, dass wir auf Nellys Seite stünden. Gerade als Mr. Newbery wieder gehen wollte, fiel mir plötzlich etwas ein.
    »Was ist der Bartholomäus-Jahrmarkt?«, fragte ich ihn. »Und wann findet er statt?«
    »Der Bartholomäus-Jahrmarkt?«, sagte er und kratzte sich seinen kahlen Schädel unter der Perücke. »Das ist ein riesiger Jahrmarkt, der in Smithfield abgehalten wird, in der Nähe vom Sankt-Bartholomäus-Hospital. Er findet dort jedes Jahr in den letzten beiden Augustwochen statt.«
    In der Zwischenzeit war Anne ins Hinterzimmer gegangen. Sie hatte Schwierigkeiten, einige der Schönheitspflästerchen abzulösen, weil sie so fest auf ihrer Haut saßen, und schrie ab und zu bei ihren Bemühungen auf.
    »Und gibt es auf diesem Jahrmarkt auch Zauber
    künstler?«, fragte ich ihn mit gesenkter Stimme, weil ich nicht wollte, dass Anne mich hörte.
    »Es gibt dort alles!«, sagte Mr. Newbery. »Spiele und Spieler, Tanzvorführungen, dressierte Affen, Marionetten und Pferde, die Giguen tanzen! Die ganze Welt ist da!«
    Ich war jetzt schon aufgeregt. »Dann müssen Anne und ich unbedingt hingehen!«
    Mr. Newbery runzelte die Stirn. »Ihr werdet die Gurgel aufgeschlitzt bekommen und Eure Geldbörsen ebenso sicher loswerden, wie eine Sau den Bauch auf dem Boden schleifen lässt!«, sagte er. »Es wimmelt dort von fliegenden Händlern, Hausierern und Straßenräubern.«
    Ich musste einfach lachen. »Es ist ein Wunder, dass wir so lange in London Überlebt haben«, sagte ich, »und danke für Eure Warnung, aber ich glaube, dass wir es darauf ankommen lassen müssen. Eure Beschreibung war zu aufregend, als dass wir auf den Jahrmarkt verzichten könnten.«

KAPITEL 8
Der Bartholomäus-Jahrmarkt
      
    »BRACHTE MEINE FRAU MIT DER KUTSCHE ZUM BARTHOLOMÄUS-JAHRMARKT UND ZEIGTE IHR DIE AFFEN, DIE AUF SEILEN  TANZEN. ES GAB AUCH EIN PFERD, DESSEN HUFE SO GEBOGEN WAREN WIE DIE HÖRNER EINES SCHAFBOCKS, EINE GANS MIT VIER BEINEN UND EINEN HAHN MIT DREIEN. DANN (HABEN WIR UNS) EINIGE SPIELUHREN

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