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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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Er erschrak, wurde verlegen, rieb sich die Nase. “Du denkst doch nicht, daß ich...? Ich meine hier, in unserem Bett...? Also, das ist ja wirklich ein starkes Stück!” Er sah sie entrüstet an. Ruhig bleiben, dachte sie, ganz ruhig bleiben. Alles in ihr krampfte sich zusammen. “Ich denke nichts, ich sage nichts, ich frage dich: Wieso liegen in meinem Bett Präservative?” — “Ist das ein Verhör? Wieso fragst du mich das in diesem Ton?” Sie sagte nichts, sah ihn nur an. Er knüpfte seine Schlafanzugjacke zu. “Also gut. Wenn du schon so indiskret bist: Ich wollte einfach mal so sehen, was man mit den Dingern alles anstellen kann. Qualitätskontrolle, sozusagen.” Sie schwieg. “Ich bin schließlich ein erwachsener Mann”, sagte er, lauter werdend, “man kann sich doch mal orientieren, wie die Dinger heutzutage beschaffen sind.”
    Sie atmete tief durch. Gab es das? Spielte ein erwachsener Mann mit Präservativen herum wie ein kleiner Junge? Aber warum lagen sie dann unter ihrem Kopfkissen? Sie fragte es ihn. “Warum liegen sie untermeinem Kopfkissen?” Er lachte, zog sie an sich. “Da siehst du, daß das alles ganz harmlos ist. Wenn auch nur etwas davon stimmen würde, was du schon wieder denkst, dann hätte ich die Kondome doch bestimmt wieder gut verborgen?”
    Ja, das sollte man meinen. Gaby schloß müde die Augen. Sie wußte nicht, was sie glauben sollte. Es klang so logisch, was er sagte, aber sie fühlte es nicht. Es war nicht logisch. Es war eine absurde Geschichte. “Komm, mein Schatz, sei endlich lieb zu mir. Ich liebe doch nur dich.” Und während sie ihm ihren Körper zur Verfügung stellte, hörte sie die Zeitbombe ticken. Das schwarze Loch war wieder da.

    Die nächsten Wochen waren vollgepackt mit Einladungen und Festen. Viele Geschäftsbesuche und private Anlässe. Huberts Mutter wurde fünfundsiebzig, und sie fuhren mit den Kindern zu der großen Familienfeier. Gaby hatte Hubert gebeten, im Familienkreis die Serie über ihre Kindheit, die in der Zeitschrift veröffentlicht würde, anzukündigen. Sie wollte ihm den ersten Schritt überlassen, um dann darüber reden zu können. Das tat er. Man beglückwünschte ihn und Gaby. “Ein toller Erfolg. Wenn Gaby jetzt schon in einer so bekannten Zeitschrift gedruckt wird, dann kann sie ja doch wohl schreiben.” — “Ja”, sagte Gaby. Niemand fragte sie, worüber sie geschrieben habe. Doch, der pensionierte Onkel Huberts, Peter Stefans, der fragte sie. “Worüber hast du denn geschrieben, Gaby?” — “Ich habe über den sexuellen Mißbrauch eines Kindes geschrieben”, sagte Gaby laut und deutlich. Erschrocken sahen ein paar Gäste zu ihr, drehten schnell die Köpfe wieder weg. “Ein mutiges Thema, Gaby”, sagte Onkel Peter. “Ich wünsche dir viel Erfolg.”
    Der schien kommen zu wollen. Man fragte Gaby, ob sie einverstanden sei, daß ihr Bild als Titelfoto erschiene. Ein Fotograf aus Paris wurde eingeflogen. Hubert war tatsächlich mit nach Hamburg gekommen. Er wollte den Vertrag auf seine Richtigkeit hin durchlesen und Gaby bei der anstrengenden Sitzung für das Cover beistehen. Sie war ihm dankbar. Er sagte dann vielleicht nicht viel, aber er war doch da, reichte ihr seinen Arm, wenn sie zitterte, schenkte ihr schnell noch einen weiteren Martini ein, wußte immer ihre Tabletten zu finden. War das nicht vielleicht viel wichtiger: einfach da zu sein? Sie konnte doch von ihm nicht erwarten, daß er ihren Wünschen gerecht reagierte? Jeder Mensch war doch anders. Er äußerte seine Liebe auf seine Art: jeden Freitag Blumen, kostbare Geschenke, schweigend, aber stark hinter ihr zu stehen. Sie konnte sich jederzeit an ihn anlehnen. Sie konnte sich auf ihn verlassen. Er würde sie nie im Stich lassen. Das sagte er. Das mußte sie glauben.

    Ganz zu Anfang ihrer Ehe hatten Hubert und Gaby einige Gespräche mit dem katholischen Pastor geführt, ob trotz der Scheidung Huberts nicht eine Möglichkeit bestand, auch ihre Ehe kirchlich einzusegnen. “Ich hätte dann noch mehr das Gefühl, auch vor Gott mit dir verbunden zu sein”, hatte Hubert gesagt und sie zärtlich an sich gezogen. Gaby war gerührt gewesen. Ihre Ehe mit Robbie war nur standesamtlich besiegelt worden, so war ihre Scheidung auch kein kirchliches Hindernis. Sie hatten dann doch davon abgesehen, weil der Papierkram, die erste Ehe Huberts mit Charlott für ungültig erklären zu lassen, zu aufwendig erschien. “Außerdem”, hatte Hubert gesagt, “waren natürlich

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