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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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— “Sei nicht kindisch”, sagte Hubert. “Wenn ich mit meiner Mutter in Urlaub fahren will, dann tue ich das. Ob es dir nun paßt oder nicht.”
    Dieser Satz brannte sich in Gabys Kopf ein. Er tut, was er will. Er ist auch nicht bereit, mit mir darüber zu reden. Meine Eifersucht, meine Ängste sind für ihn nur eine kindische Angelegenheit. Und sie wußte, daß dies eine Kraftprobe werden würde. Und sie wußte noch nicht, daß danach nichts mehr so sein würde wie vorher.

    “Ich bitte dich”, Gaby versuchte ihrer Stimme einen nicht zu flehentlichen Klang zu geben, “kannst du nicht einmal Alex zum Kinderchor bringen? Unsere Redaktionsbesprechung dauert länger als bis vier Uhr. Der Mann vom Gemeinderat kam später, aber ich kann wirklich noch nicht weg. Es dreht sich um die Subvention fürs nächste Jahr.” — “Tut mir leid.” Huberts Stimme klang freundlich wie immer. Sie glaubte, sein angeknipstes Lächeln zu sehen. “Du vergißt, glaube ich, daß ich mit meiner Arbeit unser Leben bestreite. Ein nicht sehr billiges Leben. Ich kann mich nicht vor sechs Uhr freimachen. Alex’ Kinderchor ist deine Verpflichtung.” — “Hast du noch eine Besprechung?” Wenn er auch eine Besprechung hatte, konnte sie ihn verstehen. Sie wußte, daß er ansonsten ziemlich frei war, sich seine Zeit einzuteilen. Eine kleine Besorgung in der Stadt, ein Arztbesuch, das alles war bequem während der Geschäftsstunden einzuplanen. Darum arbeitete er ja dann auch oft abends bis sieben Uhr... “Nein”, sagte er kühl. “Ich bin nur nicht bereit, nach deiner Pfeife zu tanzen. Heute ist es eine Redaktionsbesprechung, die angeblich so wichtig ist, morgen ist es ein Kaffeekränzchen, von dem dein Seelenheil abhängt. Du bist während meiner Arbeitszeit für die Kinder verantwortlich, nicht ich. Abends bin ich bereit, meinen Teil dazu beizutragen.” Gaby begann zu zittern. Die Anwesenheit ihrer Kolleginnen hielt sie davon ab, weiter darauf einzugehen. Sie wollte Hubert nicht angreifen. Die Meinungen über ihn waren geteilt. Einige hielten ihn für den letzten, echten Gentleman, andere schüttelten den Kopf: “Nimm die Brille ab”, hatte Sue einmal zu ihr gesagt. “Das ist ein Potentat, wie er im Buche steht.” — “Also gut.” Gaby resignierte. “Dann bringe ich Alex zum Chor. Ich kann dann ja wieder zur Sitzung zurückkehren.” — “Na also”, sagte Hubert, “die werden auch ohne dich ihre Subvention bekommen.”

    Abends bekamen sie noch Geschäftsbesuch. Nach dem Hin- und Hergejage — weg von der Besprechung, Alex zum Chor bringen, wieder zurück zur Besprechung, im Anschluß daran noch ein paar frische Krabben für den Toast geholt, ein Pfund besonders abgelagerten Goudaer Käse zum Wein — war sie vollkommen kaputt. “Du siehst müde aus”, sagte Hubert, und es klang nur nach Kritik. “Ich begreife nicht, daß du ausgerechnet freitags die Redaktionsbesprechung haben mußt.” Gaby dachte für einen Augenblick daran, ob er immer in der Lage war, seine Besprechungen so zu legen, daß sie ihn nicht bei seinen häuslichen Pflichten störten, aber das war natürlich Unsinn. Er hatte keine häuslichen Pflichten. Er half ihr aus Großzügigkeit, wenn er zu Hause war, wenn er selbst Lust dazu hatte. Aber sie hatte neben ihrer Arbeit die Pflicht, dafür zu sorgen, daß zu Hause alles wie am Schnürchen lief.
    Schon der Topf, der wegen eines leichten Bodensatzes zum Weichen in der Spüle stand, bedeutete: Du hast deine Pflicht nicht erfüllt. Hier steht ein Topf, der noch nicht abgewaschen ist. Schuldbewußt hatte Gaby immer den Kopf zwischen die Schultern gezogen und dann den Topf geschrubbt, noch nicht ausreichend aufgeweicht, aber natürlich war er auch so sauber zu bekommen. Ganz, wie Hubert wünschte. Und jetzt fiel ihr ein, was Dajan, Sues Freundin, einmal gesagt hatte, als sie darüber gesprochen hatten. Wie penibel ihr Mann sei und wie schnell er Kritik äußerte. Sie sah ihn an. Er duftete nach Paco Rabanne, er war in der Mittagspause noch beim Friseur gewesen, sein neues Oberhemd in cremefarbener Seide stand ihm gut. Es war schwer zu bügeln, aber das war ihr Problem. Ein echter Gentleman. “Weißt du was”, sagte sie, und ihre Stimme klang genauso freundlich wie seine, “wenn dich der Topf in der Spüle stört, hab’ ich eine gute Idee.” Er sah sie verblüfft an. Diese Tonlage kannte er nicht. “Du schrubbst ihn, du wäschst ihn ab. Du hast doch auch zwei Hände?” Sprach’s und drehte sich

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