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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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etwas vergessen?”
    “Nein”, sagte Gaby, während ihre Augen sich an Huberts Augen festsogen. “Ich höre nur gerade von Hubert, daß ihr seit Jahren ein Verhältnis habt. Kannst du mir das bestätigen?” Hubert öffnete seinen Mund, als wolle er protestieren, aber kein Laut kam heraus. Sie wußte nicht, warum sie versuchte zu bluffen. Ihr war es, als hätte Hubert schon bekannt. Sie hörte Ursel tief Luft holen: “Ja”, sagte sie, “das ist wahr.”

    In der eintretenden Stille versuchte Gaby, die explodierenden Teile ihres Lebens zusammenzuraffen, festzuhalten, irgendwie weiterzuleben, zu atmen: einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Es war gar nicht so schwer.
    “Es ist aber schon aus”, fügte Ursel hinzu. “Ich habe es beendet.”
    “Wie lange hat es gedauert, ich meine euer Verhältnis?” Was für eine Frage. War das wichtig? War irgend etwas noch wichtig? Einatmen, ausatmen.
    “Acht, neun Jahre.” Die Stimme ihrer Freundin klang gequält. “Soll ich kommen, Gaby?”
    Kommen? Ursel? Jetzt?
    “Nein.” Einatmen, ausatmen. “Und Hubert? Will Hubert nicht, daß ich komme?”
    Diese einfache Frage brachte wieder etwas Blut in Gabys Hirn. Sie konnte etwas fühlen. Ein wenig Hohn. “Im Augenblick will Hubert einmal nichts. Ich werde dich anrufen, wenn ich mit dir reden will.” Sie legte den Hörer vorsichtig auf die Gabel zurück. Als könne noch irgend etwas geschehen.
    Hubert saß wie sein eigenes Gespenst auf der Couch. Sein Notizblock war auf seinen Schoß gefallen. Er starrte sie an.
    “Das war es dann ja wohl”, sagte Gaby. “Die Stunde Null. Die Stunde der Wahrheit.”
    Nein, sie war es noch nicht. Hubert faßte sich. Schenkte sich selbst einen doppelten Genever ein, für Gaby ohne zu fragen einen Martini. Eis und Zitrone vergaß er.
    Er machte reinen Tisch, wie er es nannte. Er erzählte ihr, daß er sie immer betrogen habe. “Na ja, vielleicht ganz zu Anfang nicht. Da war ich ja auch schrecklich verliebt. Aber später? Ja. Auf Reisen? Ja. Es bedeutete nichts weiter. Es ist für mich wie ein gutes Dessert nach einem Essen. Man sitzt zusammen, unterhält sich, und dann geht man zusammen ins Bett. Mehr nicht.” Und Gaby lauschte seinen Erklärungen. Ja, Marie-Louise auch. Aber er schlafe jetzt schon lange nicht mehr mit ihr. Das sei vorbei. Er fliege zwar noch hin und wieder über die Schweiz, habe noch Kontakt mit ihr, aber es sei vorbei. “Wie schön”, sagte Gaby und dachte an La Gueglia, ihre starke Migräne, ihre Schuldgefühle. “Noch jemand von meinen Freundinnen?” wollte sie wissen. Hubert hob entrüstet die Hände. “Natürlich nicht.” Mit Ursel sei das etwas anderes gewesen. Was, das sollte sie erst zwei Abende später hören, als sie Ursel und Gerd zu einem Gespräch zu sich nach Hause bat. Sie dachte, sie könne das alles im Griff behalten. Hatte Hubert nicht wieder und wieder gesagt: Wenn meine Mutter nicht darauf bestanden hätte — diese Frau oder ich dann wäre mein Vater nicht gegangen? Sie wollte nicht emotional reagieren. Sie hatte immer alles mit ihrem Verstand regeln können. Als Kind von dreizehn Jahren hatte sie mit Pappi diese Absprache getroffen: zweimal in der Woche, mehr nicht. Eine Überlebenstaktik, die hatte sie gerettet. Sie wollte auch jetzt kein Spielball werden und begriff nicht, daß Hubert schon wieder am Jo-Jo-Band zog...

    Der Zusammenbruch kam am nächsten Morgen. Nichtsahnend rief Jean an. “Wie geht es? Ich wollte mich zum Kaffee einladen.” Gaby erzählte es ihr. Von Ursel, von all den anderen Frauen. “Dieser Scheißkerl.” Jean schnappte deutlich nach Luft. “Dabei hat er mir versprochen, es nicht wieder zu tun.” Ihre kurze Geschichte machte deutlich, warum sie Hubert solange mit Abneigung und kaum verhülltem Spott begegnet war. “Du warst schwanger, endlich, und da war da etwas im Club. Angeliques Mann bat mich, mit deinem Mann zu reden. Daß er endlich seine Frau in Ruhe lassen sollte. Er fürchtete um seine Ehe. Und du seist doch auch schwanger. Ich habe mit Hubert gesprochen. Er hat es sofort zugegeben. Sag um Gottes willen nichts zu Gaby, flehte er. Sie würde es sich zu sehr zu Herzen nehmen. Er schwor mir, es nie wieder zu tun. Er liebe doch nur dich, und das sei ein Ausrutscher gewesen, mehr nicht. Und ich glaubte ihm. Oder besser gesagt, ich wollte ihm glauben. Du warst schwanger. Ich wußte, wie sehr er dies Kind gewollt hatte, deshalb habe ich dir nichts gesagt.” — “Ja, mach dir keine Gedanken. Das war

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