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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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gute Kontrolle. Für dich selbst. Denke bitte nicht, daß ich dich gängeln will.”
    Wenn ihr bei der täglichen Abrechnung dann allerdings wieder ein paar Gulden fehlten, half er ihrer Erinnerung auf die Sprünge. “Hast du nicht noch etwas für dich gekauft? Eine Strumpfhose, den neuen Lippenstift auf dem Toilettentisch, etwas zum Naschen?” Wenn ihr gar nichts einfiel, schrieb sie Defizit, drei Gulden und fünfundvierzig Cent Defizit. “Du hast das Kaliber zum Topmanager”, neckte Hubert sie. “Die jonglieren auch immer mit ihren Fehlbeträgen.”

    Sie sah zu dem gepackten Samsonite-Koffer im Gang, der prall gefüllten Aktentasche mit seinen Initialen. Wenn ihm etwas passieren würde, ein Flugzeugabsturz, ein Überfall in Medellin, ein Autounglück in Bogota, sie könnte nicht weiterleben ohne ihn. Ohne ihn war sie nichts.
    Als sie bei Ursel vor dem Kamin saß und in die lodernden Flammen sah, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. “Ich vermisse ihn so schrecklich. Seine Fürsorge, seine Aufmerksamkeit, seine Zärtlichkeit. Auf alles weiß er eine Antwort, für alles hat er einen Rat. Nachts kann ich nicht schlafen, sehe ich ihm die schrecklichsten Dinge zustoßen. Ohne ihn bin ich wie amputiert.” Ursel sagte nicht viel, aber was sollte sie auch sagen? Daß ihr jemand zuhörte, war genug. Niemand konnte richtig begreifen, was er ihr bedeutete. Er war ihr Leben.
    Warum reagierte Hubert jetzt so heftig? Erst nachdem Dagmar es ihm gesagt hatte, reagierte er so. Warum nahm er sie nicht einfach in die Arme und sagte, daß ihr nichts geschehen könnte, wenn er bei ihr sei und daß das nur der geschmacklose Streich irgend eines Verrückten sei? “Ich schalte die Polizei ein”, sagte er. “Dies geht entschieden zu weit.” Gaby wollte keine Polizei einschalten. Sie wollte niemandem erzählen, was der Unbekannte am Telefon alles zu ihr gesagt hatte. Vielleicht würden sie ihr auch nicht glauben? Hubert hatte sie auch erst ungläubig angesehen, als sie ihm zögernd von den Anrufen berichtet hatte. “Ein Sexbesessener vielleicht, aber das hört von alleine wieder auf’, hatte er gemeint. Es hatte nicht aufgehört. Zu Anfang war es nur dies Stöhnen gewesen, und wenn sie zwei-, dreimal ihren Namen und “bitte melden Sie sich doch” ins Telefon gerufen hatte, sein widerliches Gestammel: “jetzt, oh ja jetzt, es kommt mir. Gut, ja, mach weiter so!” Sie hatte den Telefonhörer auf die Gabel fallengelassen, als würde er glühend heiß werden. Warum rief dieser Mann gerade sie an? Kannte er sie? Glaubte er, daß sie für so etwas zu haben wäre? Doch der Unbekannte steigerte sich. Bevor sie noch den Telefonhörer hinwerfen konnte, erzählte er ihr mit gejagter, heiserer Stimme, was er mit ihr anstellen wollte. Wie oft. Und wie. Und wo. Versteinert hörte sie die krankhaften Phantasien der gesichtslosen Stimme und fühlte den Schmutz wie einen zähen Sirup durchs Telefon tröpfeln. “Warum legst du nicht gleich wieder auf?” Hubert hatte sie stirnrunzelnd angesehen. ‘ ‘Du reizt ihn doch nur mit deiner erschreckten Reaktion, davon bekommt er den Kick.” Ich bin schuld, dröhnte es in ihrem Kopf. Für jeden Täter sein passendes Opfer. “Außerdem”, Hubert zögerte einen Augenblick, “warum ruft er nie an, wenn ich zu Hause bin?” Das hatte sie sich auch schon gefragt. Es geschah immer über Tag. Oder wenn Hubert abends zu einem Geschäftsessen war. Aber auch nie in der Mittagspause, wenn sein Wagen vor der Tür stand. Vielleicht war es das. Jemand aus der Nachbarschaft. Jemand, der sah, wenn sie allein war. Jemand, der einen Haß auf Deutsche hatte. Nicht jeder hier war froh mit dem deutschen Zuwachs. Als sie vor einer Woche morgens zum Auto ging, war sie entsetzt zurückgewichen. Jemand hatte ihre Autotür mit Kot bestrichen. Und in die stinkende Masse mit einem Stock “Mof” geschrieben. “Kindereien”, hatte Hubert gesagt. “Irgendein Halbstarker. Ich wohne schon seit fünf Jahren hier, und mich hat noch nie jemand beschimpft.” Mich wohl, hatte Gaby gedacht, als sie mit angehaltenem Atem und brennenden Augen die Tür abwusch. Ich bin es gewohnt, beschimpft zu werden. Manchmal schweigend, wie Mutti es getan hatte. Oder deutlich, wie ihre Jugendfreundin Elli. So eine wie du, hatte sie gesagt. Oder Horst, ihre Jugendliebe. Ihn hatte Pappi gewarnt vor dem Umgang mit ihr. Sie wäre nichts für einen anständigen jungen Mann. Eine Herumtreiberin sei sie. Eine, die auch schon von zu Hause

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