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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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gar nicht angesehen. Du mußt dich geirrt haben.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, murmelte die Mutter.
    »Um Himmels willen, sie ist genauso alt wie du. Wie in aller Welt könnte sie ihn interessieren?«
    »Vielleicht hast du recht, Liebling«, stimmte Charlotte höflich zu, obwohl sie sehr gut wußte, daß die Bandbreite von Angelas Anziehungskraft jeden Mann fesselte, in dem noch ein Funken Leben war. »Trotzdem meine ich«, fuhr sie fröhlich fort, »daß es nicht schaden kann, wenn man Mr. Braddock eine Gelegenheit verschafft, dir einen Antrag zu machen. Heute Abend bietet sich vielleicht dazu der perfekte Anlaß, denn wir haben nur wenige Gäste zum Dinner.«
    »Ist denn nicht die perfekte Angela als Rivalin da?« gab Priscilla neckend zurück.
    »Glücklicherweise nicht«, gab die Mutter ein wenig schärfer zurück. »Sie hat eine bedauernde Absage geschickt, weil sie noch heute nach Easton zurückkehrt.«
    »Da siehst du es«, meinte Priscilla mit einem Stück Toast durch die Luft wedelnd. »Wenn Kit ihr wirklich Augen gemacht hat, dann würde sie heute abend kommen, um mit ihm zu flirten. Du hast immer gesagt, daß sie gutaussehende Männer geradezu anbetet«, fügte sie vorwitzig hinzu und steckte das letzte Stück Brot in den Mund.
    »Nun hör mir einmal zu, meine Liebe«, meinte die Mutter seufzend, weil eine Erklärung der feurigen Blicke, die gestern Abend über dem Eßtisch ausgetauscht worden waren, über die Vorstellungskraft ihrer Tochter hinausging. »Wir haben nicht viel Zeit. Die Saison ist fast zuende, und Mr. Braddock entschließt sich vermutlich bald, abzureisen. Doch mit ein wenig sanftem Druck wird er dir sicher einen Antrag machen. Nach dem Abendessen heute schlägst du daher vor, ihm die Orchideen im Wintergarten zu zeigen. Gleichzeitig sorge ich dafür, daß wir die Plätze fürs Bridge einnehmen, was die anderen Gäste fesselt und dir genügend Zeit allein mit ihm gibt, um ihn ... nun ja, zu ermutigen, dir einen Heiratsantrag zu machen.«
    »Darf ich mich von ihm küssen lassen?« fragte Priscilla kauend.
    »Vielleicht ein wenig ... nichts Hitziges ... aber ein paar verbindliche Küßchen wären schon angebracht.«
    Die junge Frau schluckte und blickte die Mutter nachdenklich an, ehe sie ein zutiefst befriedigtes Lächeln aufsetzte.
    »Dann muß er mich doch heiraten, oder?«
    »Allgemein versteht es ein Gentleman als seine Pflicht einem wohlerzogenen jungen Mädchen gegenüber, aber es wäre vielleicht nützlich, wenn du das Kleid mit dem perlenbestickten Oberteil anziehst.«
    »Weil es so gewagt ist?«
    »Nicht gerade gewagt, aber es bringt deinen hübschen Busen recht gut zur Geltung. Und Männer mögen ...«
    »... große Titten«, beendete Priscilla den Satz und rührte den Zucker in ihrem Tee um.
    Charlotte war einen Moment sprachlos – es dauerte eine Sekunde, bis sie ihre Stimme wiederfand. »Ich wollte ›weibliche Kurven‹ sagen. Wo in aller Welt ...«, fuhr sie entrüstet fort, »hast du etwas so Vulgäres aufgeschnappt?«
    »Die Stallburschen flüstern es immer hinter mir her, Mama. Sie benehmen sich immer sehr unverschämt.«
    Charlottes Herz begann zu rasen. »Wenn ich jemals sehe, daß du einen von denen auch nur eines Blickes würdigst, Priscilla Pembroke«, sagte sie mit vor Entsetzen und Beunruhigung erhobener Stimme, »dann sorge ich dafür, daß man dich einen Monat lang auf deinem Zimmer einschließt. Hast du mich verstanden?«
    »Natürlich, Mama«, erwiderte sie gelassen, die blauen Augen gänzlich ungetrübt. »Mach dir keine Sorgen. Ich mache keinem Mann ernsthaft Augen, der nicht unverschämt reich ist. Ich mußte sogar dem armen Lord Everleigh sagen, daß ich nicht oft mit ihm tanzen könne. Ich habe ihm das ganz höflich beigebracht, aber Mama, du weißt ebensogut wie ich, daß er der jüngste Sohn in einer Familie mit zehn Kindern ist. Ganz egal, wie gut er aussieht, er könnte mir nie das geben, was ich brauche.«
    Gräfin Ansley atmete aus – daß sie die Luft angehalten hatte, war ihr gar nicht bewußt gewesen. »Das war vernünftig von dir«, erklärte sie mit echter Dankbarkeit für die pragmatische Einstellung ihrer Tochter. »Dein Papa hat immer schon gemeint, daß du genauso vernünftig bist wie er.«
    »Papa und ich wollen die neuen Ställe, Mama, und du willst das Haus renovieren lassen. Warum sollte ich meine Schönheit an einen Mann verschwenden, der keinen Penny besitzt?«
    »Wie klug du bist, mein Schätzchen. Und Mr. Braddock hat mehr als

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