Zügel der Leidenschaft
Frauen und genoß die gleichen aristokratischen Vergnügen wie alle anderen Adligen.
Der einzige Unterschied bestand in seinen Privilegien. Man schlug eine königliche Einladung nicht ohne guten Grund aus, und wenn der Prinz den Wunsch ausdrückte, einen bestimmten Familiensitz zu besuchen, war man zur Einladung verpflichtet. Als er daher später an diesem Abend zu Kit sagte: »Sie kommen doch nächste Woche nach Oaks, nicht wahr?« hatte das die gleiche Aussagekraft wie ein königlicher Befehl.
»Ich habe schon in Wynmere zugesagt«, erwiderte Kit, der sich an seine frühere Abmachung erinnerte, Priscillas Familie zu besuchen.
»Warum verschieben Sie das nicht auf die folgende Woche?« schlug Bertie herzlich vor.
»Ich glaube, für die Woche habe ich auch schon Pläne«, erwiderte Kit, »aber ich kann mich im Moment nicht genau erinnern. Ich fürchte, den Pembrokes bin ich verpflichtet.«
Es schien, als habe er sich vor Jahren schon auf diese Pläne eingelassen. Vielleicht war er da in einer weniger unentschlossenen Stimmung gewesen.
»Wollen Sie das Mädchen heiraten?«
»Vielleicht.«
Bertie zog über Kits Gleichgültigkeit erstaunt die Brauen hoch. »Verschieben Sie Wynmere. Sagen Sie denen, ich hätte darauf bestanden.«
Auf Kits Zögern hin warf Souveral leise ein: »Gräfin de Grae wird zu den Rennen kommen.«
Der Prinz warf rasch einen Blick zwischen seinem guten Freund, dem Botschafter, und Kit hin und her. »Wirklich«, meinte er leise, »na, dann scheint mir, kann das Pembroke-Mädchen eine Woche warten, Sie zu sehen, Braddock. Ich brauche Sie auch, verdammt, damit Sie mir mit meinen Pferden helfen. Mein Trainer meint, ich hätte eine Chance, daß Winslow den Gold-Cup gewinnt. Angela kennt sich übrigens besser als die meisten Männer mit Pferden aus. Wußten Sie das?«
»Nein.«
»Beste Reiterin in ganz England. Hat auch einen vorzüglichen Stall. Eine ungewöhnliche Frau ... aber vielleicht ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
»Doch.«
»Gibt's Probleme, Braddock?« fragte der Prinz offen heraus, sich der zögernden Antworten Kits durchaus bewußt.
»Nein, nein, keineswegs«, erwiderte dieser leise. »Ich würde es allerdings sehr schätzen, wenn Hoheits Sekretär den Pembrokes eine Erklärung schicken würde.«
»Kapital! Dann ist es also abgemacht! Sie haben mir in dieser Saison auf der Rennbahn ganz schön Glück gebracht, Braddock. Ich brauche Sie in Oaks, und das werde ich ihnen mitteilen.«
Die Unterhaltung wandte sich nun der Diskussion von Rennpferden und den letzten Rennen der Saison zu. Da alle Beteiligten Besitzer von Rennställen waren, gab es heiße Debatten über mögliche Favoriten. Kit gab seine Meinung weniger oft als die anderen zum Besten, weil seine Gedanken sich nicht völlig auf die Unterhaltung konzentrieren konnten. Würde Angela erfahren, daß er ebenfalls nach Oaks kam?
Als er mehrere Stunden später wieder auf seiner Yacht eintraf, bestand er darauf, eine weitere Nacht allein zu schlafen. »Wir haben morgen eine Regatta, und ich bin sehr müde«, sagte er, nicht mürrisch, wie am Abend zuvor, aber es bestand kein Zweifel, daß er nicht umgestimmt zu werden wünschte. Er war irgendwie ganz anders, fanden die Damen der Desirée . Aber sie konnten sich nicht darauf einigen, was ihn denn plötzlich so ungesellig gemacht hatte. Und wenn sie ihn danach gefragt hätten, hätte auch er darauf keine Antwort gewußt.
Wenn sie vorgeschlagen hätten, es sei vielleicht ein Fall von unerwiderter Liebe, hätte er mit Spott reagiert.
Liebe war für Kit Braddock ein Fremdwort – genau wie Treue. Angela de Grae rief stets starke Gefühle hervor – das hätte er zugestanden, aber bestimmt nicht diese beiden.
7
Die gesamte Clique Berties hatte sich für das Wochenende in Oaks eingefunden. Da der Privatsekretär des Prinzen, Sir Francis Knollys, vorab an die möglichen Gastgeber eine Liste der erwünschten anderen Gäste verschickt hatte, war immer für ein fröhliches Zusammensein gesorgt. 4
Für Joe Manton und Georgina war es die erste Landhausparty, seit sie aus den Flitterwochen zurück waren. Als Angela ihnen am Freitag beim Lunch begegnete, hatte Georgina sie kühl behandelt, Joe sie aber mit der üblichen Umarmung und einem Kuß begrüßt.
All diejenigen, die Joes und Angelas Begrüßung wahrnahmen, hatten auch nichts anderes erwartet. Die beiden waren schon seit sehr langer Zeit miteinander befreundet.
»Ich habe gehört, ein Amerikaner hat den Segelpokal
Weitere Kostenlose Bücher