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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Sie ihre Launen amüsant?« fragte er Braddock freundlich.
    »Mir sind keine solchen bekannt.«
    »Dann müssen Sie noch sehr neu sein. Angela ist eine männermordende Hexe, falls Sie gewarnt sein wollen. Das kommt davon, wenn man Frauen das Recht gibt, ihr Vermögen selbst zu verwalten.« Seine Stimme klang nun hart und frustriert; alle Verbindlichkeit war von Bitterkeit durchdrungen.
    Der Mann steht auf verlorenem Posten, dachte Kit leidenschaftslos. Das Parlament hatte das Gesetz über die Besitzrechte von Frauen schon vor Jahren verabschiedet. 3 Mit einem Blick auf Angelas verschlossene Tür sagte er nun ausdruckslos: »Da sich die Gräfin zurückgezogen hat, möchte ich mich auch verabschieden.«
    »Keine flehenden Bitten an die schöne Angela?« neckte der Graf leise.
    »Ich glaube nicht«, gab Kit gelassen zurück und trat auf die Tür zu.
    »Vielleicht gibt sie ja noch nach«, erwiderte ihr Mann und wich keinen Schritt vom Ausgang.
    »Es ist schon spät.«
    »Sie sind Amerikaner, nicht wahr?«
    »Ja.« Kit stand nun einen halben Meter vor Angelas Ehemann. »Und in Eile.«
    Brook Greville betrachtete den Mann, der ihn um einen Kopf überragte, und reagierte mit Vernunft auf die verdeckte Aggression in dessen Haltung.
    »Sie wird Sie vermissen«, spottete de Grae und trat beiseite.
    »Vielleicht ein anderes Mal«, meinte Kit kurz, zog die Tür auf und trat hinaus.
    Verdrossen und aufgebracht ging er schließlich doch noch zum Yachtclub, um seine Frustration herunterzuspülen. Nur wenige Augenblicke hatten ihn davon getrennt, das Bett mit der verführerischen Gräfin Angela zu teilen, und perverserweise ärgerte es ihn auch, daß ihr Mann ein so verachtenswerter Geselle war – als sei sie irgendwie dafür verantwortlich.
    Das war aber natürlich nicht der Fall. Er wußte, wie man reiche Erbinnen verschacherte, und damals war sie immerhin erst siebzehn gewesen.
    Gütiger Gott, de Grae mußte ein sehr unangenehmer Schock für sie gewesen sein.

6
    Auch Angela schlief in dieser Nacht nicht, aber sie war mit einer produktiveren Tätigkeit beschäftigt als Kit, der sich nur sinnlos betrinken konnte.
    Sie bereitete eilig die Abreise aus Cowes vor. Nachdem sie Baby May aus der Kinderstube in ihr Schlafzimmer hatte bringen lassen, verbrachte sie den Rest der Nacht damit, Briefe an ihre Freunde zu schreiben. In einigen sprach sie ihr Bedauern aus, zuvor angenommene Einladungen nun ablehnen zu müssen, andere bestanden aus kurzen Erklärungen, warum sie ihre Pläne geändert hatte. Es war ein Fehler gewesen, nach Cowes zu kommen, und sie wünschte jetzt nur noch, so rasch wie möglich in die friedliche Abgeschiedenheit von Easton zurückzukehren.
    Brook tauchte nur sehr selten in Easton auf, daher war sie dort vor seinem bitteren Hohn einigermaßen sicher. Wichtiger aber war, daß die kleine May auf dem abgeschiedenen Landsitz in Norfolk vor dem unberechenbaren Wesen des Grafen viel besser geschützt war. Angela gestand sich zwar nicht offen ein, daß sie auch vor der Versuchung flüchtete, doch sie erkannte, daß sie sich auf emotionales Glatteis begeben würde, wenn sie Kit Braddock am Abend bei Charlottes Dinner wiedersah. Sie wollte ihrem Leben keine weiteren Komplikationen hinzufügen.
    Und Kit Braddock war ein zu verantwortungsloser Mann.
    Als Kit kurz nach Sonnenaufgang seine Kabine betrat, sagte er nur: »Verzeiht mir, meine Damen, aber in meiner gegenwärtigen fürchterlichen Stimmung habe ich vor, den ganzen Tag zu verschlafen. Und zwar allein.« Er ließ sich in einen Sessel neben der Tür fallen und betrachtete nachdenklich seine zusammengelegten Hände, während seine Gefährtinnen ihre Gewänder rafften und verschwanden. Als sich die Tür hinter der letzten Frau schloß, explodierte ein Schwall von aufgebrachten Schimpfwörtern in die Stille. Erst jetzt konnte er seiner Frustration freien Lauf lassen. Er war gleichzeitig wütend und beleidigt, vorwurfsvoll und mürrisch und wünschte sich zum tausendsten Mal seit dem gestrigen Abend, dem Grafen de Grae das unverschämte Grinsen vom Gesicht gewischt zu haben.
    Schwer erhob er sich aus dem Sessel, entledigte sich fluchend seines Jacketts und riß die Manschettenknöpfe aus ihren Löchern. Die Weste flog zum Jackett auf dem Boden, die Diamanten-Hemdknöpfe wurden mit einem einzigen zerrenden Ruck aufgerissen, das Hemd abgeschüttelt und wie ein Geschoß auf den Ruysdael über dem Bett geschleudert. Dann blieb er fast ausgekleidet reglos stehen und versuchte

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