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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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berührte.
    Die Falle war jetzt ganz offensichtlich, und fast mußte er lächeln. Priscilla war offenbar noch berechnender, als er geglaubt hatte. »Was würde denn Ihre Mutter dazu sagen?« erklärte Kit leise und trat einen Schritt zurück. »Wenn Sie so die Regeln des Anstandes mißachten? Ich weiß, daß meine Mutter mich daran erinnern würde, mich wie ein Gentleman zu verhalten.«
    »Ach, die blöden Regeln«, hauchte Priscilla, ihm nachfolgend. »Mama läßt mich alles tun, was ich will.«
    »Ich bin sicher, das tut sie nicht«, gab er freundlich zurück und schätzte den Abstand zur Tür ab. »Sicher hätte auch Ihr Papa etwas dagegen. Wir schauen uns die Blumen ein anderes Mal an«, fügte er hinzu – nicht bereit, sich zu einer Hochzeit zwingen zu lassen. »Spielen Sie mir doch lieber ein wenig auf dem Klavier vor«, schlug er dann höflich vor und peilte die Tür an. »Ich mag es besonders, wenn Sie Liszt spielen.«
    »Ich will aber nicht Klavier spielen. Ich will Sie küssen.«
    Kit, der ein gesamtes Jahrzehnt damit zugebracht hatte, Heiratsfallen aus dem Weg zu gehen, wußte sich geschickt aus der Lage zu retten. »Hier sind zu viele Leute«, sagte er verbindlich, während seine Hand schon nach der Türklinke tastete. »Wir finden sicher später einen unge-störten Platz. Kommen Sie, spielen Sie mir jetzt etwas auf dem Klavier vor.« Nun stand er im Türrahmen, bereit zur Flucht. Vielleicht heiratete er Priscilla, vielleicht auch nicht, aber sicher war er heute abend nicht gewillt, diese weittragende Entscheidung zu treffen. »Bitte?« fügte er galant hinzu.
    Mit grollender Miene und vorgeschobener Unterlippe stimmte Priscilla zu: »Nur, wenn Sie die Seiten umblättern«, fügte sie verdrießlich hinzu.
    »Mit Vergnügen«, meinte er und sah mit Erleichterung den Butler durch die Halle schreiten.
    Sie fegte mit einem verdeckt-mürrischen Blick an ihm vorbei, und er folgte ihr in die Sicherheit des Salons. Doch ehe es Kit eine lange, langweilige Stunde später gelang, sich der Pembroke-Familie zu entziehen, hatte er pochendes Kopfweh, schmerzende Wangenmuskeln vom gezwungenen Lächeln und ein völlig neues Haßgefühl Liszt gegenüber.
    Er brauchte dringend etwas zu trinken, legte schnell die kurze Strecke zum Yachtclub zurück und sagte zum ersten Diener, der ihm dort über den Weg lief: »Eine Flasche Brandy, bitte.« Er brauchte mehr als nur ein Glas, um den schlechten Geschmack von Priscillas kindischen Machenschaften wegzuspülen. Hatten die Pembrokes wirklich gedacht, er würde ein so albernes Ding heiraten, nur weil er sie geküßt hatte?
    Er ließ sich in einer abgelegenen Ecke in einen Sessel fallen, lehnte den Kopf mit geschlossenen Augen zurück und fragte sich, ob er wirklich die Nerven hatte, nur seiner Mutter zuliebe eine wohlerzogene junge Dame zu heiraten. Seine Mutter war ihm zwar lieb und teuer, aber eine Pflichtehe hatte plötzlich nicht mehr die gleiche Anziehungskraft für ihn wie noch vor ein paar Tagen. Wenn sie verheiratet wären, mußte er wohl Priscilla tatsächlich ab und zu zuhören, er müßte ihr ständig beim Essen gegenübersitzen – vielleicht sogar am Frühstückstisch.
    Himmel, wie sollte er das ertragen?
    Doch eine innere Stimme besänftigte ihn, daß er ja wohl nicht viel zu Hause sein würde – seine Frau müßte Verständnis dafür haben, daß er jedes Jahr monatelang auf See war. Die Ehe wäre für sein Leben eigentlich keine so große Belastung – abgesehen von den Kindern, dachte er mit sinkendem Herzen. Würde er denn seine Kinder in Priscillas Obhut lassen wollen? Glücklicherweise wurde nun der Brandy serviert, und diese unangenehmen Fragen wurden unterbrochen. Dicht auf den Fersen des Dieners folgten zwei von Berties Freunden, um ihm Gesellschaft zu leisten.
    Das Gespräch drehte sich ums Segeln, und Kits Bedenken angesichts eines gemeinsamen Lebens mit Priscilla wurden ins Unbewußte abgedrängt. Kurz nach Mitternacht betrat Bertie in Begleitung von Souveral den Club, und der Kreis der Gäste um Kit weitete sich aus.
    Dem Prinzen von Wales war von seiner Mutter bisher keine einzige königliche Pflicht auferlegt worden, denn die Königin hütete eifersüchtig ihre Vorrechte. Sein Leben war daher nichts anderes als eine Kette gesellschaftlicher Vergnügen. Sein Zirkel folgte ihm je nach Jahreszeit von einem Landsitz zum andern, von London nach Cowes, Sandringham, Biarriz, Monte Carlo, Paris und Marienbad. Er segelte, ging zur Jagd, vergnügte sich mit

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