Zügel der Leidenschaft
waren. »Das ist wunderbar«, sagte sie leise und fuhr mit dem Finger über das Wort ›Liebe‹. »Aber ich kann es nicht annehmen«, fügte sie mit einem leisen Kopfschütteln hinzu. »Es ist zuviel.« Die Kosten, wenn der junge Bootsbauer aus Plymouth ihre Yacht neu ausstattete, wären einfach skandalös.
»Nimm es als Verlobungsgeschenk«, sagte Kit beiläufig. »Ich lasse die Desirée auch von ihm überholen. Ich habe ihm gesagt, wir kämen in etwa zwei Wochen, um die Pläne zu besprechen.«
»Wann hast du ihm das mitgeteilt?«
»Ich hab' es heute morgen beschlossen und ihm telegrafiert. Er hat zurücktelegrafiert, und dann ich wieder an ihn, und so weiter, aber ich hatte ihn schon nach unserem Gespräch auf Schloß Morton kontaktiert. Am Bahnhof in Easton Vale war heute morgen ganz schön was los.«
»Du bist zu großzügig.«
»Wir könnten uns ein Rennen liefern, wenn die Yachten beide fertig sind. Bist du schon mal in den Wassern von Brisbane gesegelt?«
Sie legte die Karte auf den Tisch. »Kit, wir müssen vernünftig bleiben.« Sie sprach in jenem beherrschten, überzeugenden Ton, den man kleinen Kindern gegenüber anschlägt, die einfach Unmögliches verlangen.« Ich kann ein so teures Geschenk nicht annehmen ... auch wenn ich deine Idee einfach hinreißend finde. Und ich kann auch nicht auf der anderen Seite der Welt mit dir Regatten segeln. Noch ist dies eine Verlobung – ganz gleich, wie spöttisch du es gesagt hast.«
»Die Shark wird nach der Überholung bestimmt fünf Knoten schneller sein – vielleicht sogar sieben«, sagte er, als habe sie nicht gerade die Haupthindernisse für seinen Plan aufgezählt. Aber ein Mann, der seinen Anspruch in zweiundzwanzig Handelsniederlassungen in Ländern rund um den Erdball behauptete, würde eine Scheidung nicht gerade als größeren Hinderungsgrund betrachten – noch den betreffenden Ehemann.
»Du hast mir nicht zugehört.«
»Ich habe zugehört, Liebling. Stell dir einfach nur vor, was Henry Watson schaffen würde. Du brauchst die Einzelheiten jetzt nicht zu entscheiden. Die diskutieren wir, wenn wir mit ihm die Desirée besprechen.«
»Du verlangst zuviel«, sagte sie leise. »Ich will dich einfach nur lieben. Ich kann nicht mein ganzes Leben ändern.«
»Gut«, entgegnete er gelassen und zuckte auf seine typische Art kurz die Schultern. »Wo möchtest du mich lieben?«
»Bist du jetzt wütend?«
»Nein, natürlich nicht. Ich weiß, daß ich eine Menge verlange – angesichts dieser ganzen aristokratischen Familientradition und der gesellschaftlichen Konventionen ...«
»... und der Tatsache, daß ich verheiratet bin.«
»Schau, Liebste, ich will dich nicht aufregen, aber du führst keine Ehe.«
»Kit!« jammerte sie auf.
Er hob versöhnlich die Hände. »Sprechen wir nicht mehr darüber. Komm her«, bat er mit leiser, rauher Stimme. »Ich habe dich schon seit zehn Minuten nicht mehr im Arm gehabt und bekomme langsam Entzugserscheinungen.«
»Wirst du nun vernünftig sein?« fragte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen.
»Nicht ganz«, erwiderte er fröhlich, völlig immun gegenüber ihrer Zurückweisung. »Ich habe mir gedacht, du zeigst mir jetzt, wie diese Spielzeuge da oben funktionieren.«
»Und wenn ich das nicht will?«
»Wieviel Zeit haben wir?« fragte er, ihre Antwort ignorierend.
Sie warf einen Blick auf die kleine Messinguhr auf dem Tisch und stöhnte leise auf. »Ich muß zum Tee zurück sein.«
»Wie lange also?«
»Vielleicht eine Stunde. Oh, Gott«, rief sie dann leise aus. »Warum ist alles so kompliziert?«
»Lächle, Schatz«, schmeichelte er. »Du nimmst alles viel zu ernst.«
»Du willst mir also sagen, es sei dir nicht ernst?«
»Es ist doch nur ein Spiel, Liebling.« Ein Spiel, in dem er zu gewinnen trachtete, doch er wußte genau, welche Vorteile ein vorübergehender Rückzug bieten konnte.
Sie lächelte. »Ein Liebesspiel.«
»Genau«, sagte er, erwiderte ihr Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen.
Er begann den Kuß in ihrem Büro und küßte sie weiter auf dem langsamen Weg durch die Halle und – unter Schwierigkeiten – auf der Treppe, doch er war sehr erfinderisch, und als sie endlich atemlos vor Lachen und heißer Begierde auf der Schwelle zum Schlafzimmer standen, hinderte er sie daran, ihr gerüschtes Oberteil aufzuknöpfen.
»Nein«, sagte er leise, ihre beiden Hände festhaltend. »Laß es an. Dazu haben wir keine Zeit.« »Du hast es versprochen«, flüsterte sie. Leidenschaft
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