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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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kann dich gut sehen.
    Weiter habe ich dir nichts zu sagen – schick mir deinen Herrn!
    Sag ihm, daß ich ein Mädchen in meiner Gewalt habe. In meinem Gürtel steckt ein Messer, und sobald einer versucht, die Tür einzuschlagen, schneide ich ihr die Kehle durch. Und jetzt hol jemanden, mit dem ich verhandeln kann!«
    Draußen ertönte ein Befehl, dann herrschte Stille. Rannilt wich so weit wie möglich zur gegenüberliegenden Seite des Heubodens zurück, wo sie den schwachen Schimmer der Sterne durch das hölzerne Gitterwerk sehen konnte. Zwischen ihr und der Leiter, die sie hinaufgeklettert war, stand Susannas stumme, reglose Gestalt und wachte über den einzigen Trumpf, den ihr Geliebter noch in der Hand hielt.
    »Was habe ich Euch getan?« fragte Rannilt, und in ihrer Stimme lag weder ein Vorwurf noch Hoffnung.
    »Du hast uns verraten«, erwiderte Susanna bitter. »Dein Pech – und unseres.«
    »Wollt Ihr mich wirklich umbringen?« Sie fragte es voller Verwunderung – selbst ihre Todesangst war für den Augenblick vergessen.
    »Wenn wir müssen.«
    »Aber tot kann ich Euch doch nichts mehr nützen«, sagte Rannilt in einem Augenblick vollkommener Klarheit und legte damit den Finger auf den schwächsten Punkt in diesem verzweifelten Plan. »Nur solange ich lebe, werdet Ihr Euren Willen durchsetzen können. Wenn Ihr mich tötet, seid Ihr verloren. Und ich glaube nicht, daß Ihr mich töten wollt – was für ein Gewinn wäre das für Euch? Ich bin Euch zu gar nichts nütze! «
    »Wenn ich das Dach über mir zum Einsturz bringen soll«, sagte Susanna mit kalter Leidenschaft, »werde ich so viele Unschuldige mitnehmen, wie ich kann.«

13. Kapitel
Freitag nacht bis Samstag morgen
    Als er Iestyns Forderung hörte, hatte Hugh Beringar seinen Männern sofort befohlen, stehenzubleiben. Diejenigen, die bereits die Stalltür erreicht hatten, beorderte er zurück. Sodann befahl er allen zu schweigen, denn Stille wirkt bedrohlicher als ein Angriff oder lautes Geschrei. Männer, die sich bewegten, waren auszumachen, aber Stille und Reglosigkeit bewirkten, daß man sie nur schemenhaft erkennen konnte. Auf dem flachen Hang hinter dem Stall standen mehrere Büsche und Baumgruppen, die den Männern, die das Gebäude umzingelten, Deckung boten. Sie bildeten einen großen Kreis.
    Im Schutz der Bäume und Büsche kam der Unteroffizier zu Hugh Beringar, der auf der Wiese vor dem Stall stand, und meldete, das Gebäude sei umstellt.
    »Es gibt für sie keine Möglichkeit mehr zu entkommen, es sei denn, sie wüßten, wie man durch eine Mauer kommt, und auch das würde ihnen nichts nützen. Und da er gesagt hat, er habe ein Messer, nehme ich an, daß er keine andere Waffe besitzt.
    Was sollte ein einfacher Arbeiter schon anderes bei sich tragen als ein Messer für alle Fälle?«
    »Und wir haben Bogenschützen«, sagte Beringar nachdenklich, »auch wenn das Schußlicht noch nicht ausreicht.
    Wartet – nur nichts übereilen! Sie sitzen in der Falle, und wir können es uns leisten zu warten, nicht sie. Kein Grund, sie zu irgendwelchen Verzweiflungstaten zu treiben.«
    »Aber Rannilt ist dort drinnen! Ihr Leben ist in Gefahr!« flüsterte Liliwin, der zitternd neben Bruder Cadfael stand.
    »Sie werden versuchen, sich mit ihr freien Abzug zu erkaufen«, sagte Beringar, »und darum werden sie um so mehr darauf bedacht sein, daß ihr nichts zustößt. Nur im äußersten Notfall werden sie ihr etwas antun, und ich werde mein möglichstes tun, damit es nicht so weit kommt. Verhalte dich ruhig – wir wollen sehen, ob wir sie ermüden oder zum Aufgeben überreden können. Und Ihr, Alcher, sucht Euch eine Stelle, von wo Ihr einen sicheren Schuß auf die Luke über der Tür tun könnt, und geht dort in Deckung. Legt einen Pfeil ein, falls es zum Schlimmsten kommt. Ich werde versuchen, den Burschen an die Luke zu locken.« Die kleine Ladetür, hinter der Iestyn kniete und sie beobachtete, war nicht mehr als ein undeutlicher Umriß, noch etwas dunkler als das dunkle Holz des Stalls und der schwarzblaue Himmel, aber wie die große Stalltür ging auch sie nach Osten, und das erste Morgenlicht, mochte es auch noch weit entfernt sein, würde als erstes darauf fallen. »Niemand schießt, bevor ich es befehle. Wir wollen es erst mit Geduld versuchen.« Er ging, ohne die Luke aus den Augen zu lassen, auf den Stall zu und blieb etwa zwanzig Schritte von ihm entfernt stehen. Liliwin kauerte hinter einem Busch und hielt den Atem an, und Cadfael spürte,

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