Zuflucht im Teehaus
raus aus der heißen Sonne und etwas tun, das meine Nerven beruhigte. Ich machte mich auf den Weg zu dem Markt in Ameyoko Alley und kehrte dann nach Roppongi Hills zurück.
Ich hatte die Spinat-Sesam-Rollen fast fertig, als ich hörte, daß Hugh sich im Eingangsbereich mit jemandem unterhielt. Vielleicht hatte er Angus getroffen, der keine Nachricht hinterlassen hatte, wo er sich herumtreiben würde. Als ich zur Tür ging, sah ich, daß Hugh in Begleitung von Mr. Ota war. Ich bedauerte nicht nur, daß ich ein eingelaufenes Polo-Shirt und Shorts trug, sondern auch, daß ich nur drei Forellen für den Hauptgang gekauft hatte. Ich überlegte, wie ich sie auf vier Personen aufteilen könnte, während ich unserem Gast Pantoffeln hinstellte.
»Es tut mir leid, daß ich Sie beim Kochen störe«, sagte Mr. Ota, wie jeder Japaner es getan hätte, der die Wohnung eines anderen betrat.
»Wir haben gehört, daß du im Büro von Mr. Ota angerufen hast, aber nicht drangeblieben bist. Wo ist Angus?« Ohne auf meine Antwort zu warten, steuerte Hugh auf seine erlesene Scotch-Sammlung zu. »Ich schenke uns allen ein Glas ein. Haben wir auch noch irgendwo Reiscräcker?«
Gut, das hieß also, daß Mr. Ota nicht zum Essen blieb. Ich nahm eine Packung sembei aus dem Küchenschrank und suchte den hübschen Imari-Teller, auf dem ich das Knabberzeug arrangieren konnte. Das ungute Gefühl, das ich beim Anblick der chindonya- Bandgehabt hatte, kehrte wieder. Als ich die Knabbersachen brachte, machte Hugh mir ein Zeichen, ich solle mich neben ihn aufs Sofa setzen.
»Ich habe Mr. Ota gebeten, mich zu begleiten«, sagte er. »Die Todesumstände von Mr. Sakai sind so merkwürdig, daß ich mir gedacht habe, er sollte lieber mitkommen, damit er eventuelle Fragen von dir beantworten kann.«
»Die Obduktionsergebnisse sind freigegeben worden«, sagte Mr. Ota. »Mr. Sakai ist an einem Trachealtrauma gestorben, das verursacht wurde durch … wie sagt man …?« Er deutete mit den Händen einen Würgegriff an.
»Durch Strangulation«, führte Hugh den Satz für ihn zu Ende. Ich schloß die Augen und erinnerte mich daran, wie Mr. Sakai dagesessen war. Plötzlich war es sehr kalt in dem Raum; ich spürte, wie sich mir die Haare an den Unterarmen aufstellten. Ich sagte: »Jun kann’s nicht gewesen sein.«
»Du hast ganz schön Glück gehabt«, sagte Hugh.
»Bitte, Miss Shimura. Ich neige dazu, Mr. Glendinning zuzustimmen, auch wenn die Polizei ihn noch nicht offiziell beschuldigt hat. Wahrscheinlich wird sie zuerst noch eine Reihe verdächtiger Ausländer, die sich im Park aufgehalten haben, vernehmen …«
»Das ist rassistisch! Schließlich war der Mann so freundlich, mir seine Telefonkarte zu leihen.«
»Sie haben eine Telefonkarte von ihm genommen?« rief Mr. Ota aus. »Wissen Sie denn nicht, daß das ungesetzlich ist? Diese Männer präparieren gebrauchte Karten immer wieder so, daß man sie erneut benutzen kann. Darauf steht Gefängnis!«
»Na wunderbar! Dann kann ich ja gleich meine Tasche packen und mich zu Jun Kuroi gesellen!«
»Das brauchst du nicht.« Hugh legte den Arm um mich. »Mr. Ota hat die heutige Nacht und den größten Teil des Tages damit verbracht, deine Unschuld nachzuweisen.«
»Aber sie beschuldigen mich doch gar nicht …«
»Das wird auch nicht passieren, weil ich die Ergebnisse meiner Nachforschungen der Polizei übergeben habe«, sagte Mr. Ota und schlug seinen Notizblock auf. »Zuerst habe ich mit einem Angestellten der Verkehrsbetriebe gesprochen, der sich daran erinnert, daß Sie sein Fenster in der Ueno Station nach der Ankunft des Zwölf-Uhr-sechzehn-Zuges passiert haben. Um zwanzig nach zwölf haben Sie einen Werbecoupon von einem Straßenhändler auf dem Fußgängerüberweg am Ueno Park nicht angenommen. Ein Schmuckverkäufer hat Sie auf einer Bank warten sehen und dann beobachtet, wie Mr. Kuroi wenige Minuten später aus den Büschen kam. Eine ältere Hausfrau, die aus dem Fenster geschaut hat, hat gesehen, daß Sie sich dem unrechtmäßig abgestellten Wagen fünf Minuten später genähert haben. Die Frau hat auch Ihre verblüffte Reaktion gesehen, nachdem Kuroi die Autotür geöffnet hatte. Dann sind Sie ihrer Aussage nach zum Park zurückgelaufen. Nachdem Sie verschwunden waren, hat Mr. Kuroi sich in den Wagen gebeugt und die Leiche berührt. Das war ein großer Fehler.«
»Er wollte Mr. Sakai wiederbeleben«, sagte ich. »Das hat er bei den Pfadfindern gelernt.«
»Wer weiß? Die
Weitere Kostenlose Bücher