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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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arbeitet, aber der Koch hat mir gesagt, daß er verschwunden ist. Keiner weiß, wo er steckt.«
    »Sie haben mir also den Namen eines Zeugen verschwiegen? Jetzt weiß ich endlich, warum ich mit diesem Fall nicht vorankomme. Und, wie heißt er?« Hata seufzte.
    »Mohsen Zavar.«
    »Klingt nach dem Nahen Osten.«
    »Er kommt aus dem Iran. Aber ich bin sicher, daß er eine Aufenthaltsgenehmigung hat – er hat wie gesagt in einem kleinen Lokal gearbeitet …«
    »Das kann ich herausfinden. Wollen Sie eine Vermißtenanzeige aufgeben?« Er blieb vor einem Getränkeautomaten stehen und sah sich an, was er zu bieten hatte.
    Ich nickte. »Ich glaube einfach nicht, daß er ohne ein Wort verschwinden würde. Hugh hat versucht, ihm einen Arbeitsplatz bei einer multinationalen Ölgesellschaft zu vermitteln. Ein so kluger Mann wie Mohsen würde sich so eine Chance nicht entgehen lassen.«
    Lieutenant Hata steckte ein paar Yen in den Automaten und drückte auf den Knopf für Georgia-Kaffee. »Wollen Sie auch was? Ich muß was trinken, damit ich wieder wach werde.«
    »Nein danke. Ich muß Ihnen noch etwas sagen: Es besteht eine Verbindung zwischen der Ideta- und der Mihori-Familie. Nana Mihori ist eindeutig mit Nomu Ideta verwandt; ich habe auf beiden Familienaltären die gleichen Ahnenfotos gesehen.«
    »Sind Sie sicher? Alte Japaner sehen sich oft verblüffend ähnlich.«
    »Sehen Sie sich die Bilder selber an, wenn Sie mir nicht glauben. Oder werfen Sie einen Blick ins Geburtenregister. Oder fragen Sie einfach Nana Mihori, woher sie kommt!«
    »Miss Shimura, die japanische Polizei versucht immer, Rücksicht auf die Betroffenen zu nehmen. Ich kann nicht einfach ohne Durchsuchungsbefehl ins Haus der Mihoris stürmen, und den bekomme ich nicht, weil sie nichts mit dem Einbruch zu tun haben.«
    »Nana und Akemi Mihori waren auch auf unserer Party. Sie hätten leicht Angus’ Hausschlüssel mitnehmen und später in die Wohnung eindringen können.«
    »Wenn Mohsen Zavar ebenfalls auf Ihrer Party war und jetzt verschwunden ist, finden Sie dann nicht, daß er viel verdächtiger ist als zwei Frauen aus einer der besten Familien Japans?«
    Lieutenant Hata trank einen Schluck. Am liebsten hätte ich ihm den Kaffee aus der Hand geschlagen. Wie konnte er nur so begriffsstutzig sein? Er hatte doch gesagt, daß der Fall schnell gelöst werden mußte. Da gab ich ihm nun einen Hinweis, und er nahm ihn nicht an.
    »Ich bin wirklich froh, daß Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen. Ich möchte Sie auch nur bitten, sich das, was ich gesagt habe, zu notieren – für den Fall, daß ich auch verschwinde«, sagte ich alles andere als freundlich.
    »Keine Sorge«, erklärte er und warf die leere Dose in das kleine Loch für den Abfall, das an dem Automaten angebracht war. »Ich werde mich um Ihren iranischen Freund kümmern, aber ich fürchte fast, daß das, was ich herausfinden werde, Ihnen keine Freude machen wird. In letzter Zeit verschwinden Ausländer mit abgelaufener Aufenthaltsgenehmigung oft aufs Land, wo sie Arbeit finden und kaum ein Risiko eingehen, entdeckt zu werden. Vielleicht hat Ihr Freund das auch gemacht.«
    »Ich wäre sehr erleichtert, wenn er irgendwo auf dem Land wäre. Ich möchte nur wissen, daß er am Leben ist.«
    »Am Leben und in den Iran ausgewiesen? Wäre Ihnen das auch recht, wenn ich ihn tatsächlich finde?«
    Ich gab ihm keine Antwort.
     
    Da ich nur noch ein bißchen mehr als eine Stunde Zeit hatte, bevor ich in dem Laden in Kamakura sein mußte, rannte ich zum Bahnhof. Erst dort fiel mir ein, daß ich den eigentlichen Grund meiner Fahrt nach Tokio völlig vergessen hatte, meine Verabredung mit Jun Kuroi. Ich konnte ihn nicht anrufen, denn er hatte mich ja gebeten, das nicht zu tun. Verdammt. Ich würde darauf warten müssen, daß er sich selbst meldete.
    Als ich mich Maeda Antiques näherte, sah ich, daß meine neue Arbeitgeberin gerade das Karpfenbanner in die Sommerbrise hängte. Sie war mir nicht böse, daß ich fünf Minuten zu spät kam, sondern hielt mir sogar einen Teller mit Süßigkeiten hin, den sie für die Kunden des Tages zusammengestellt hatte. Sie wirkte ganz verändert, durch und durch optimistisch.
    Mrs. Kita traf eine Stunde später ein. Ich half ihr bei der Auswahl einer guterhaltenen Schriftrolle aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert und gewährte ihr zehn Prozent Rabatt, so daß für mich immer noch dreißig Prozent Provision blieben. Danach setzten wir uns, um einen Tee zu

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