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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Zen-Tischmanieren!« Akemi lächelte und entspannte sich wieder ein bißchen. »Wie sehen Ihre Pläne für heute aus, wenn Sie sich keine Gedanken darüber machen müssen, von hier auszuziehen?«
    »Nun, heute nachmittag muß ich natürlich in den Laden. Und am Vormittag habe ich einen geschäftlichen Termin in der Stadt.« Ich würde mich mit Jun treffen, aber das ging sie nichts an.
    »Verstehe.« Sie sah mich an. »Dann will ich Sie nicht aufhalten.«
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar für alles, was Sie für mich getan haben. Ohne Sie müßte ich unter der Brücke schlafen.«
    »Sie können so lange bleiben, wie Sie wollen. Das meine ich ernst.« Ich hatte den Eindruck, daß Akemi mehr sagen wollte. Gott sei Dank fand sie die Worte dafür nicht. Fürs erste hatte ich genug von überraschenden Eröffnungen.
     
    Ich hatte noch ein wenig Zeit vor meinem Treffen mit Jun, deswegen machte ich mich auf den Weg zum Old Teheran Café, um vielleicht herauszufinden, warum Mohsen mich angerufen hatte.
    »Er arbeitet nicht mehr hier«, erklärte mir ein Japaner mit müdem Gesicht in der ölverspritzten Küche.
    »Wirklich? Wo arbeitet er denn jetzt?« Hatte Hugh ihm tatsächlich einen Job bei einer Ölgesellschaft vermittelt?
    »Keine Ahnung. Er ist verschwunden.«
    »Was meinen Sie mit ›verschwunden‹?«
    »Daß er verschwunden ist.« Der Koch zuckte mit den Achseln. »Einige seiner Freunde haben schon nach ihm gefragt, also wissen die wahrscheinlich auch nicht, wo er steckt.«
    Ich hatte das Gefühl, als habe mir jemand einen Schlag in die Magengegend verpaßt. War Mohsen im Zusammenhang mit dem Mord im Ueno Park noch etwas eingefallen? Alle Leute, die ich in meine Probleme hineinzog, wurden irgendwann tot aufgefunden.
    »Hat er Ihnen gesagt, daß er in Gefahr schwebt? Hatte er Angst vor irgend jemandem?« fragte ich den Mann.
    »Sie haben alle Angst vor der Tokioer Polizei, neh? « sagte er. »Vielleicht hatte er Probleme wegen seiner Aufenthaltsgenehmigung. Ist gut möglich, daß sie ihn ausgewiesen haben.«
    Das konnte ich herausfinden. Ich verließ das Ueno-Park-Viertel und stieg in die Hibiya-Linie in Richtung Roppongi.
    »Ist Lieutenant Hata da?« fragte ich den weiblichen Sergeant am Empfang des Polizeireviers.
    »Er ist in einer Besprechung. Und danach hat er ziemlich viel zu tun.«
    »Ich bin in einen seiner ungelösten Fälle verwickelt. Es ist dringend.« Ich reichte der Beamtin meine Visitenkarte.
    Sie warf einen Blick darauf und sah dann mich an. »Der Einbruch in Roppongi Hills?«
    »Genau.«
    »Setzen Sie sich bitte«, sagte sie und deutete auf einen Stuhl. »Gehen Sie bitte nicht weg.« Dann verschwand sie, um Hata zu holen. Ich bildete mir fast ein, daß meinetwegen eine Besprechung unterbrochen wurde, mußte dann aber doch warten. Etwa eine halbe Stunde verging, bevor Lieutenant Hata schließlich kam.
    »Tut mir leid, daß Sie warten mußten«, sagte er. Ich murmelte ebenfalls eine Entschuldigung, daß ich ihn störte, und dachte dabei, wie erschöpft er aussah. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und war leichenblaß. Als er sich mit der Hand durch die Haare fuhr, standen sie ihm wirr vom Kopf ab.
    »Dieser Fall macht mich noch ganz fertig«, sagte er. »Ich bin schon ein paar Tage lang nicht mehr an der frischen Luft gewesen. Wollen Sie einen kleinen Spaziergang mit mir machen?«
    »Das heißt, Sie sind nicht mal zu Hause gewesen?« fragte ich, als wir das Gebäude verließen und die Roppongi-dori in östlicher Richtung entlanggingen. Besonders malerisch war es unter dem Shuto Expressway nicht, aber Lieutenant Hata hob trotzdem das Gesicht zur Sonne.
    »Ich war die letzten vier Tage bis nach Mitternacht im Revier und fange immer schon um sechs Uhr morgens an. Wir müssen den Fall schnell lösen. Die Leute haben Angst, daß ein Killer es auf die Antiquitätenszene abgesehen hat.« Er schwieg einen Augenblick. »Zumindest sind Sie noch am Leben, auch wenn man nie weiß, wo Sie sich gerade wieder herumtreiben.«
    »Möglicherweise gibt es wieder einen Todesfall«, sagte ich und sah, wie der Beamte das Gesicht verzog.
    »Möglicherweise? Was wollen Sie damit sagen?«
    »Jemand, den ich kenne, ist verschwunden. Er war zu dem Zeitpunkt, als Nao Sakai in dem Wagen gefunden wurde, im Park. Ich habe ihn Ihnen gegenüber noch nicht erwähnt. Angus hat mir erzählt, daß er vor ein paar Tagen in Hughs Wohnung angerufen hat, weil er mit mir sprechen wollte. Daraufhin bin ich in das Lokal gegangen, in dem er

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