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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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gegenüber in einer Ecke des Flurs in Position, um die beiden zu sichern. Wer konnte schon wissen, was einem Verrückten, der innerlich Amok lief, einfallen mochte?
    Dann lief alles blitzschnell ab. Rainer drückte die Türklinke nach unten, stieß mit dem Fuß die Tür auf, und da stand er plötzlich, mit dem Beil in den erhobenen Händen, direkt im Eingang zum Flur und damit unmittelbar vor uns. Kein Zweifel, dass er zum Schlag ausholen würde. Rainer und Norbert konnten gerade noch seitlich ausweichen. Ich hingegen saß in der Falle, kniete mit gezogener Pistole fast unmittelbar vor ihm wie vor einem Henker. Ein Entkommen gab es nicht. Vor mir der Mann mit dem Beil, ich eingezwängt und ohne großen Bewegungsspielraum in meiner Ecke. Ich stand im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand – nur dass ich nicht stand, sondern kniete. Ein Dilemma. Bis ich mich erhoben hätte, um wegzulaufen, blieb dem Mann jede Menge Zeit zum Zuschlagen. Da wir bei diesem Einsatz einen Helm nicht für nötig gehalten hatten, bot mein Kopf tief unter ihm eine geradezu perfekte Zielscheibe.
    Warum gerade ich? Warum heute an meinem Geburtstag? Warum sollte ich ausgerechnet an diesem Tag sterben? Gedanken zuckten durch meinen Kopf, über mir das verzerrte Gesicht des Mannes, sein irrer Blick, das blitzende Beil. Ich zielte auf seine Beine und drückte ab. Ein Ruck lief durch den schweren Körper, dann ein kurzes Zucken, bevor er erneut mit dem Beil in Richtung meines Kopfes ausholte.
    Es ging um Leben und Tod, für uns beide. Er oder ich. Bevor er zuschlagen konnte, schoss ich erneut, richtete die Waffe auf seinen Bauch, doch auch dieser Treffer setzte den Riesen nicht außer Gefecht. Da Rainer und Norbert weiterhin seitlich des Türstocks kauerten, blieb ich auf mich allein gestellt. Ich hörte ein Grunzen, sah, wie die Arme sich anspannten, um wieder mit dem Beil auszuholen. Ich zielte erneut auf den Mann, jetzt auf seine Brust. Trotzdem warf er noch, während er bereits zusammensackte, das Beil in meine Richtung. Um ein Haar verfehlte es Norbert und schlug schließlich in den eisernen Türrahmen ein, wo es Funken sprühend zu Boden fiel. Der Riese lag am Boden und atmete schwer. Die Einschüsse waren nicht erkennbar, es floss kein Blut, zumindest nicht sichtbar. Trotzdem hatte der letzte Schuss, wie sich später herausstellte, das Herz zerfetzt. Der herbeieilende Notarzt stellte kurz darauf seinen Tod fest.
    Ich war schockiert und begriff nicht wirklich, was da soeben passiert war. Was hatte sich eigentlich abgespielt? Nur vage waren mir die Schüsse in Erinnerung, sonst nichts. Ich wusste auch nicht, ob ich Angst empfunden hatte. Irgendwie lief alles routinemäßig, ja automatisch ab. Ich lebte, hatte jedoch auf einen anderen geschossen – mit fatalen Folgen. Immerhin war es das erste Mal, dass ich den Tod eines Menschen verursachte. Zwar gewöhnt man sich nie daran, selbst in Jahrzehnten nicht, aber beim ersten Mal ist es sicher am schlimmsten.
    Hinzu kam, dass der Mann kein Krimineller im eigentlichen Sinne war, sondern ein psychisch Kranker, den wir vor sich selbst retten wollten. Und nun das! Ich fühlte mich schlecht, machte mir Vorwürfe und begann zu grübeln, was ich hätte anders und besser machen können. Vermutlich nichts, erkannte ich, als ich wieder klarer zu denken vermochte. In dieser Situation ging es nur um die Alternative er oder ich. Ich dachte an meine Familie, für die ich schließlich verantwortlich war. Was würde meine Frau gesagt haben, die Kinder? Bestimmt wäre ich in ihren Augen kein Held gewesen, wenn ich mir von einem Verrückten den Schädel hätte spalten lassen. Außerdem, rief ich mir ins Gedächtnis, war ich während des Einsatzes auch für die Sicherheit meiner Kollegen verantwortlich, musste sie bei Bedrohung schützen. Trotzdem: Ein unbehagliches Gefühl bleibt immer. Man löscht nicht so einfach ein Menschenleben aus. Ich drückte dem Einsatzleiter meine Pistole in die Hand. » Was soll ich damit?«, fragte er und wollte sie gar nicht in Empfang nehmen. » Vorschrift«, antwortete ich und wandte mich ab.
    Mir fiel die alte Frau ein, die Mutter des Getöteten. Wer kümmerte sich um sie? Offensichtlich niemand. Ich stieg die Treppe hinauf und klopfte an der Tür. Ängstlich ließ sie mich herein, sie ahnte wohl Böses, hatte vielleicht die Schüsse gehört. Schonend versuchte ich ihr beizubringen, was sich zugetragen hatte. Wie sollte ich ihr sagen, dass ihr Sohn tot war? Mein Hals war

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