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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Nicht so schnell. Du hast zwar Recht, aber das ist jetzt zu gefährlich. Sie wissen vermutlich, dass wir die CD-Roms und den Jungen haben.«
    »Eben. Sie werden jetzt alles daran setzen, ihre Spuren zu vernichten.«
    »Genau dabei könntest du ihnen in die Quere kommen. Es ist einfach zu gefährlich, Joshua.«
    Holstens Argumentation war schlüssig. Für einen kurzen Augenblick kamen Joshua Zweifel.
    »Mensch, Joachim«, mischte Nora sich nun ein, »wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Ich begleite Joshua und du versuchst in der Zwischenzeit den Staatsanwalt ausfindig zu machen.«
    Schwerfällig atmete Jack aus und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen.
    »In Ordnung, aber seid vorsichtig. Kein Risiko!«
    Joshua gefiel es nicht, begleitet zu werden. Er sah aber ein, dass es notwendig war. Im Türrahmen wollte er sich noch umdrehen und Jack fragen, ob er nicht anstelle seiner Kollegin mitkommen wolle. Nora drängte ihn sanft auf den Flur.

25
    Karl-Heinz Schmitz saß noch einsam vor seinem Schreibtisch. Er konnte nicht verstehen, warum sein Ansatz so ignoriert wurde. Löffel um Löffel schaufelte er den Zucker in seine Tasse. Wenn ihn jemand nach dieser Marotte fragte, seine Kaffeetasse zur Hälfte mit Zucker zu füllen, gab er als Grund an, nicht umrühren zu wollen. Tatsächlich machte er es diesmal wie in Trance. Immer wieder blätterte er die Berichte seiner Kollegen durch. Immer in der Hoffnung, die Erklärung für die Geschehnisse der letzten Wochen darin zu finden. Kalle blieb an den Berichten zu Rosalinde Schändler hängen. Dass der Personenschutz aufgehoben wurde, weil Till Groding als Täter festzustehen schien, war nur sehr schwer, aber mit gutem Willen begreiflich. Warum aber hatte König nach der Ermordung ihrer Eltern zunächst den Schutz der Tochter verweigert? Dieses Verhalten war derart untypisch für den Staatsanwalt, dass es für Kalle als Mosaiksteinchen eines Gesamtbildes herhalten musste, welches den Staatsanwalt als kriminelles Element outete. Von ihm, so war Kalle sicher, erhielten die Täter ihre Informationen. Vermutlich würden sie ihn dafür nach der Wahl zum Richter befördern. Er musste irgendetwas unternehmen. Die Unruhe, die in ihm aufstieg, machte ihm Angst. Er konnte hier nicht länger tatenlos herumsitzen. Kalle nippte noch kurz an seinem Kaffee und ging hinaus.
    Zwanzig Minuten später stand er vor dem von mächtigen Kiefern umrahmten Bungalow von König. Er parkte seinen Wagen auf der anderen Straßenseite und stellte den Motor ab. Verärgert dachte er an sein Versäumnis, sich eine Thermoskanne voll Kaffee mitgenommen zu haben.
    Nach einer halben Stunde kam König nach Hause. Er bemerkte Kalle anscheinend nicht und stellte sein Auto auf der Hofeinfahrt ab. Bald würde es stockdunkel sein. Die untergehende Sonne färbte ein Wolkenband in abertausende Gelb- und Rottöne. Kalle rief seine Frau an und teilte ihr mit, dass es sehr spät werden würde. Sie bedauerte ihn und versprach, sein Abendbrot in den Kühlschrank zu stellen. Als er auflegte, fragte er sich, ob Joshua ihn wohl um seine Petra beneiden würde. Es tat ihm Leid, ihm nicht helfen zu können.
    Das Licht des Halbmondes verblasste bereits im Schein der Laternen, als eine schwarze Limousine vor dem Grundstück von König anhielt. Der Fahrer ließ den Motor laufen, während der Staatsanwalt auf der anderen Seite zustieg. Kalle konnte durch die getönten Scheiben niemanden erkennen. Ungeduldig zählte er bis zehn, ehe er die Verfolgung aufnahm.

26
    »Hast du eigentlich gar nichts im Büro von Bönisch gefunden?«
    Nora packte den Lippenstift wieder in ihre Handtasche und verstaute sie im Fußraum.
    »Nein, ich hatte nicht viel Zeit. Bin überrascht worden.«
    Ihre Gespräche wurden immer wieder durch längere Pausen unterbrochen. Joshua fühlte sich unwohl dabei. Er mochte es nicht, mit Menschen zusammen zu sein, mit denen er sich nicht unterhalten konnte. Nicht, dass er es unbedingt wollte. Oder das es kein Thema geben würde. Aber das Gefühl, sich unterhalten zu müssen der Konversation wegen oder aus Höflichkeit, behagte ihm nicht. Krampfhaft rang er nach Worten, als Noras Handy sich meldete.
    »Wir sind auf dem Weg. Ja.«
    Joshua hatte den Eindruck, als würge sie das Gespräch ab.
    »Wer war das?«
    »Kalle, er wollte nur wissen, ob wir noch im Büro sind. Dein Handy ist wohl aus.«
    Joshua wunderte sich. Kalle würde einfach hinüber gehen und nachsehen. Er ist doch nicht etwa noch zu König gegangen? Er bog

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