Zugzwang
dass im Umfeld der Partei ermittelt werde. In welchem Zusammenhang steht diese Partei zu den Verbrechen der letzten Wochen?«
Joshua schluckte. Er konnte diese Frage unmöglich beantworten, ohne Interna aus den laufenden Ermittlungen preiszugeben. Ihm war aber nur zu klar, dass sie sich mit wässrigen Statements nicht zufrieden geben würden. Für einige Sekunden herrschte eine bedrohliche Stille.
»Der ermordete Ramon Schändler war Mitglied dieser Partei. Wir sind im Rahmen einer Mordermittlung gezwungen, uns ein Gesamtbild über die Persönlichkeit des Opfers zu machen. Dazu gehören auch seine privaten Interessen.«
Joshua atmete innerlich tief durch. Er glaubte, diese Klippe umschifft zu haben.
»Diese Partei dürfte viele Mitglieder haben.«
»Schändler war ein Freund der Parteiführung.«
»Stimmt es, dass die PdV das gesamte Vermögen der Familie Schändler erbt und erkennen Sie darin ein Mordmotiv?«
Joshua überlegte fieberhaft, wie sie an diese Informationen gekommen sein konnten. Es musste nicht aus unserer Dienststelle sein, aber warum sollte die Partei dieses brisante Detail mitten im Wahlkampf der Öffentlichkeit preisgeben. Er wünschte sich, mit dem Journalisten die Rollen zu tauschen.
»Tut mir Leid, aber zu Einzelheiten der laufenden Ermittlung kann ich mich hier nicht äußern.«
Ihm war klar, die Antwort praktisch bejaht zu haben. Trempe spürte, wie sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, als sich eine Reporterin der hiesigen Tagespresse zu Wort meldete.
»Herr Trempe, inwieweit beeinträchtigen Ihre privaten Probleme Sie bei den Ermittlungen?«
Ein Raunen ging durch das Publikum. Man wartete jetzt gespannt auf die Reaktion Joshuas. Bei solchen Gelegenheiten meldete Elsing sich gewöhnlich zu Wort. Sein Schweigen deutete an, wie groß der Graben zwischen ihnen bereits war. Joshua wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Daniel sich zu Wort meldete.
»Junge Frau, ich möchte Sie bitten, Ihre Fragen auf unseren aktuellen Fall zu konzentrieren.«
»Auch wenn die Aufklärung dadurch behindert wird?«
Jetzt meldete Elsing sich zu Joshuas Überraschung doch noch zu Wort.
»Gnädige Frau, Herr Trempe leistet nach wie vor hervorragende Arbeit und behindert die Ermittlungen keineswegs, sondern treibt sie im Gegenteil voran.«
Joshua sah an Daniel vorbei zu Elsing. Dieser blickte ihn kurz an, verzog aber keine Miene. Joshua übernahm wieder das Wort und erklärte, dass seit heute zwei dringend tatverdächtige Personen flüchtig waren. Da sie nun auf die Hilfe der Medien angewiesen waren, nannte er deren Namen und ließ Kopien mit ihren Bildern verteilen. Am Ende teilte er den Medienvertretern noch mit, dass die beiden möglicherweise bewaffnet seien und dass es sich um zwei Polizisten handele. Sofort riefen ein Dutzend Journalisten wild durcheinander. Elsing bat lautstark um Ruhe. Zu welchen Taten sie verdächtigt wurden, verheimlichte Joshua. Er sprach von mindestens einem Mord.
Unter lautem Protest beendete Elsing die Pressekonferenz pünktlich um siebzehn Uhr. Die Meute löste sich widerwillig und nur allmählich auf. Fast jeder wollte noch ein letztes kurzes Statement zu dem Fall.
Auf dem Flur liefen Elsing und König voraus und unterhielten sich. Joshua überlegte noch, ob er sich für die Rückendeckung seines Chefs bedanken sollte, ließ es jedoch.
»Gehen wir noch zum Italiener?«
Joshua sah zu Daniel herüber. Er hatte wieder einmal nichts gegessen, wurde es ihm bewusst. Nach Kamp-Lintfort konnte er auch noch später fahren.
Joshua bestellte sich Penne mit Käsesauce und weißen Bohnen. Vorab ließ er sich Bruschetta mit Tomaten servieren. Er genoss das Essen bei Mama Leone in vollen Zügen. Sie sprachen vor und während dem Essen nur über Belanglosigkeiten. Als der Kellner zwei Espresso servierte, kam Daniel zu dem Punkt, weshalb er vermutlich mit Joshua hierhin wollte.
»Ich halte es für keine gute Idee von dir, zu Bönischs Institut zu fahren. Elsing und König warten doch nur auf einen Fehler von dir.«
Joshua kratzte mit der Gabel die letzten Reste vom Teller und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Es muss sein. Unsere Leute kommen nicht weiter. Nächste Woche Sonntag ist die Landtagswahl, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.«
Daniel knetete nachdenklich seine Lippen.
»Wir sollten noch mal versuchen, eine Durchsuchungsanordnung zu bekommen.«
Joshua winkte ab.
»Das kannst du vergessen, König macht sich doch vor denen in die
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