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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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daran verdächtig sein?«
    »Zum Beispiel, dass diese Mail an die Adresse von Skopje ging und es die Einzige eines ominösen Wettbewerbes ist.«
    Holsten rieb sich sein Kinn.
    »Vielleicht ein Irrläufer?«
    Kalle schüttelte den Kopf. Nicht nur die Tatsache, dass Skopje nur diesen einen Beitrag zu einem Wettbewerb bekommen hatte, machte ihn stutzig. Der Text kam ihm seltsam vor. Eulenspiegel und der Drachentöter Siegfried in einer Zeile. Das passte nicht. Sie mussten vom Provider den Namen und die Adresse herausbekommen. Kalle ging ins Internet und suchte die Kontaktadresse dieses Anbieters. Nachdem sie ihm fast zehn Minuten lang Pausenmusik vorgespielt hatten, meldete sich die Stimme einer jungen Frau, die nur zu Anfang äußerst freundlich war. Sie teilte ihm immer noch höflich, aber bestimmt mit, es handele sich um hochsensible Daten, die sie ohne richterlichen Beschluss auf gar keinen Fall preisgeben könnten.
    Als Kalle frustriert auflegte, sah Holsten ihn mit einem Anflug von Mitleid in seinem Gesichtsausdruck an.
    »Ich bleibe dabei. Mit dieser Mail stimmt irgendwas nicht. Das ist eine Botschaft.«
    Jack verdrehte die Augen. Für ihn war es der naive Text eines jungen Mädchens, der irrtümlich an die falsche Adresse weitergeleitet wurde.
    Karl-Heinz nahm sich einen lauwarmen abgestandenen Kaffee und brütete weiter über der Mail. Mittlerweile suchte er im Internet nach Fakten zu Eulenspiegel und Siegfried, in der Hoffnung, die Erleuchtung würde über ihn kommen. Während er einen Artikel zu Eulenspiegel las, schaufelte er unentwegt Zucker in seinen Kaffee. Holsten wurde es schlecht bei dem Anblick. Murmelnd führte er die Tasse an den Mund und trank einen Schluck, ohne seine Augen vom Monitor zu nehmen. Einige Tropfen dieses koffeinhaltigen Zuckerwassers liefen dabei an seinem Kinn herunter auf das karierte Hemd, was ihn aber nicht zu stören schien. Zwischendurch sah er sich erneut die Homepage der Werbeagentur Schändler an. Es war nirgendwo die Rede von einem Wettbewerb. In Gedanken versunken schrieb er alles Mögliche zu den Protagonisten dieses kleinen Reims auf. Zwischendurch las er sich den Text immer und immer wieder durch. Plötzlich schrak er zusammen. Er schoss in seinen Stuhl zurück und haute sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Holsten sah ihn staunend an.

28
    Joshua griff sein Handy und wollte die Nummer seiner Dienststelle eingeben. In dem Moment sprang die Bürotür auf und er blickte in den Lauf einer Makarov. Hinter Hellström stand König und grinste.
    Hellström hielt die gezogene Waffe und den Blick starr auf Joshua gerichtet. Hinter König kam nun Georg Kaiser in den Raum und befreite Nora von den Handschellen. Missbilligend sah sie Joshua einen Augenblick an. In seiner Jackentasche begann es zu vibrieren.
    »Mein Handy«, er sah seine Widersacher fragend an.
    Für einige Sekunden war nur ein leises Brummen zu hören.
    »Wenn er nicht rangeht, bekommen wir gleich eine Menge unangenehmen Besuch«, war Nora sicher.
    »In Ordnung«, König sah Joshua durchdringend in die Augen, »aber ein falsches Wort und du wirst hier rausgetragen!«
    Joshua nahm das Gespräch an. Das war seine Chance, aber es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Daniel erkundigte sich nach seinem Befinden.
    »Alles in Ordnung«, Joshua sprach betont gelassen, »wir haben hier nichts gefunden, wie vermutet.«
    »Wie meinst du das?«
    Hellström wedelte mit seiner Makarov und deutete ihm so an, das Gespräch zu beenden.
    »Ja genau, wir müssen wieder von vorne anfangen. Ich melde mich wieder.«
    König lächelte zufrieden. Es waren offensichtlich genau die Worte, die er hören wollte.
    »Soll ich ihn umlegen«, Hellström drehte sich für einen Moment zu König herum.
    »Ja sicher, du Trottel. Wenn gleich noch ein Anruf kommt, gehst du dran, oder was? Das hat noch Zeit. Nimm ihm das Handy ab und bring ihn weg! Aber bleib in seiner Nähe.«
    Hellström packte den Kragen seiner Lederjacke und zog Joshua ruckartig zur Tür. Stolpernd lief er den Gang hinunter. Nach einigen Metern öffnete der Hüne eine Tür und stieß ihn hinein. Joshua konnte sich nicht mehr halten und stürzte zu Boden. Die Handschellen pressten sich gegen die Knöchel seiner Hände. Um ihn herum befanden sich Regale, die bis zur Decke reichten. Sie waren gefüllt mit Büroutensilien. Das Brett, das seinen Sturz so unsanft stoppte, war die Rückseite eines Schreibtisches. Als er sich daran hochraffte, erkannte er in dem diffusen Licht, dass ein

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