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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Neun ein viertel, um genau zu sein. Für diese Pistole gibt es spezielle Unterschallmunition für den Einsatz mit Schalldämpfer. Die Waffe wurde praktisch in allen Ostblockstaaten verwendet. Kannst du in Polen auf jedem gut sortierten Trödelmarkt kaufen. Nun zu den Spuren am Tatort …«
    »Moment«, Joshua unterbrach Drescher, »wurde für beide Morde dieselbe Waffe verwendet?«
    »Sagte ich das nicht? Verzeihung, die Herren. Ja, es war ein und dieselbe Waffe. Zu den Spuren: Fremde Fingerabdrücke konnten wir nirgendwo sicherstellen. Mehrere Fußabdrücke, vor allem am ersten Tatort. Sie stammen von Sportschuhen der Firma Nike. Das Merkwürdige daran ist, wir haben von keinem Abdruck die Fußspitze. Sie hören jeweils ein bis zwei Zentimeter vorher auf.«
    Max Drescher sah die beiden mit großen Augen an.
    »Na mach schon«, drängelte Joshua, »was bedeutet das?«
    »Das bedeutet möglicherweise«, fuhr Drescher fort und drehte dabei seine offene Hand, »dass unser Kunde entweder einen ganz eigenartigen Laufstil hat oder ihm die Schuhe schlicht und ergreifend zu groß waren. Was anderes fällt mir dazu im Moment nicht ein.«
    Drescher machte eine kurze Pause. Joshua schrieb einige Notizen dazu.
    »Das Beste kommt jetzt: Wir haben am ersten Tatort in unmittelbarer Nähe des Opfers zwei Zigarettenkippen gefunden, die zweifelsfrei nicht vom Opfer stammten. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Täter.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Die Tatsache, dass wir vor dem Eingangsportal der Schändlers an der Straße die gleichen Kippen gefunden haben und die DNA identisch ist mit den Kippen vom ersten Tatort. Ein bisschen viel Zufall, oder?«
    »Allerdings«, grübelte Joshua laut vor sich hin, »aber für meinen Geschmack auch eine Spur zu deutlich.«
    Max sah ihn mit gespielter Empörung an.
    »Also euch kann man es wohl nie recht machen, was? Der Täter ist übrigens durch die Kellertür reingekommen. Die hat im Gegensatz zur Haustür nur einen einfachen Schließmechanismus. Sie war zwar auch an die Alarmanlage angeschlossen, aber die war ja außer Betrieb. Das war’s fürs Erste. Nun ermittelt mal schön.«
    »Moment«, Joshua stutzte, »der Täter muss doch schon einmal dort gewesen sein um die Alarmanlage zu manipulieren, oder?«
    Drescher zuckte mit den Schultern. »Die Kellertür ist aufgehebelt worden, wann kann ich euch nicht sagen. Einen zweiten Hinweis auf einen Einbruch haben wir nicht gefunden. Bei einem vorherigen Einbruch hätte die Alarmanlage ja auch funktionieren müssen.«
    Sie verabschiedeten Drescher. Joshua überflog seine Notizen.
    »Es muss also vorher jemand legal in die Villa gekommen sein«, brummelte Joshua.
    Mit einem betont ruhigen und fast gelangweilten Tonfall unterbrach Daniel ihn.
    »Ja, vielleicht sogar mit Wissen der Schändlers, die können wir ja nicht mehr fragen. Aber warum ist der Täter überhaupt zweimal gekommen? Den Tresor hätte er doch auch beim ersten Mal leer räumen können.«
    »Stimmt«, Joshua machte eine kurze Pause und spielte dabei mit seinem Kugelschreiber, »entweder befand sich gestern etwas im Tresor, von dem der Täter wusste, oder der Raub war nur vorgetäuscht. Wir wissen zuwenig über den ersten Besuch unseres Täters. Wie konnte er unbemerkt die Alarmanlage ausschalten?«
    Daniel lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    »Das müssen wir herausfinden. Übrigens, Winnie hat vorhin angerufen. Er will, dass wir sofort eine SoKo zusammenstellen und du sollst sie leiten. Außerdem hat er für sechzehn Uhr eine Pressekonferenz angesetzt. Ich soll dir noch ausrichten, dass er gegen zwölf hier ist und von uns auf den neuesten Stand gebracht werden möchte. Was hat König eigentlich gesagt?«
    Joshua berichtete ihm in Kurzform von seinem Gespräch mit dem Staatsanwalt. Rosalinde Schändler wurde nun geschützt, was Daniel als selbstverständlich erachtete. Dabei lehnte Joshua sich nach vorne und stützte sein Kinn mit der Hand ab. Nachdenklich sah er Daniel an.
    »Der Täter ist durch die Kellertür eingestiegen und durch die Terrassentür verschwunden?«
    »Ja, sieht so aus«, Daniel sah ihn dabei an, als sei es völlig logisch.
    »Warum war die Haustür eigentlich angelehnt, als ich kam? Wurde sie für einen Komplizen geöffnet?«
    Daniel nahm den Kugelschreiber in den Mund und lutschte angeregt daran.
    »Vermutlich wollte der Täter in dem Moment vorne hinaus, als du kamst. Er hat dich gesehen und umdisponiert, um

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