Zugzwang
einen Handyshop und besorgte sich Ersatz. In einer Parkbucht hielt er an und probierte es aus. Seine Frau kam direkt an den Apparat. Sie wusste bereits von seinem Krankenhausaufenthalt und machte ihm die bekannten Vorhaltungen. Wieso er es immer war, dem etwas zustoße und so weiter.
Er log ihr vor, sich bereits um die Stelle beim LKA beworben und gute Chancen zu haben. Nach kurzem Schweigen antwortete sie fast tonlos: »Das ist schön« und legte auf. Joshua starrte sein Handy an, als könne es seine Fragen beantworten. Warum freute sie sich nicht darüber. War der Abstand zwischen ihnen schon so groß?
Er wählte die Nummer des Präsidiums und ließ sich die Adresse der Firma Lensing geben. Sie hatte ihren Sitz im Gewerbegebiet von Oppum. Nach einer halben Stunde saß er dem Firmeninhaber, Thomas Gilden, in dessen Büro gegenüber. Gilden hatte sich spontan zu diesem Treffen am Wochenende bereit erklärt.
»Herr Gilden, wir ermitteln in einem Mordfall und dazu benötige ich einige Auskünfte von Ihnen. Zu Ihren Kunden zählt die Familie Schändler aus Moers, ist das richtig?«
Gilden, ein älterer Herr mit hellgrauem Haar, sah ihn erstaunt an.
»Ja, richtig. Ist dort eingebrochen worden? Hat unsere Alarmanlage etwa nicht funktioniert?«
»Sie konnte nicht funktionieren, weil sie vorletzten Donnerstag fachgerecht außer Betrieb gesetzt wurde. Offensichtlich von einem Ihrer Mitarbeiter. Zumindest wurde eines Ihrer Firmenfahrzeuge kurz zuvor auf dem Hof der Familie Schändler gesehen.«
Wortlos stand Gilden auf und zog einen Ordner hinter sich aus dem Regal. Während er darin blätterte, setzte er sich langsam wieder hin. Kurz darauf schien er etwas gefunden zu haben und sah zu Joshua auf.
»Hier haben wir es.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf eine Seite seines Ordners.
»Bei Schändlers waren wir zuletzt am vierten Februar, routinemäßig nach einem Brand. Danach nicht mehr. Haben s ie das Kennzeichen dieses Wagens?«
»Nein, leider nicht. Kommt es denn vor, dass sich Ihre Mitarbeiter die Fahrzeuge ausleihen, ohne dass es in Ihren Unterlagen auftaucht?«
Gilden lehnte sich zurück und seufzte. Mit der rechten Hand strich sich der stämmige Unternehmer über seine kurzen, grauen Haare. Verschwörerisch sah er Joshua an, als wolle er ihm ein brisantes Betriebsgeheimnis verraten.
»Ja, das kommt schon mal vor«, antwortete er zögerlich.
»Einige nehmen den Wagen ab und zu mit nach Hause wenn es spät wird, andere erledigen unterwegs kleinere Einkäufe, in ihrer Pause natürlich. Sollte alles nicht sein, aber wir sehen darüber hinweg. Hauptsache, die Fahrtenbücher sind korrekt ausgefüllt.«
Joshua rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Herr Gilden, wer hat alles Zugang zu den Fahrzeugschlüsseln?«
»Ach Gott, die hängen in der Zentrale. Zu Schichtbeginn nimmt sich jeder seinen Schlüssel und das Fahrtenbuch. In der Regel fahren sie immer den gleichen Wagen, damit es weniger Ärger wegen dem Tanken und den Reparaturen gibt, Sie verstehen?«
»Mmh. Ich möchte die Fahrtenbücher gerne mitnehmen. Wir müssen herausbekommen, welcher Wagen letzten Donnerstag bei Schändler war.«
Gilden sah ihn an, als hätte er nicht damit gerechnet und schüttelte langsam den Kopf.
»Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen, Herr Trempe. Die meisten meiner Mitarbeiter haben frei. Am Wochenende schließen wir die Bücher ein. Den Schlüssel habe ich nicht mit. Außerdem sind noch zwei Mitarbeiter draußen, bis sechzehn Uhr. Dann haben wir alle Fahrtenbücher hier.«
»Es tut mir Leid, so lange kann ich nicht warten. Versuchen Sie bitte, Ihre Mitarbeiter so schnell wie möglich hierher zu bestellen. Ich schicke in einer Stunde einen Kollegen vorbei, der die Fahrtenbücher mitnimmt. Wenn Sie bis dahin den Schlüssel holen könnten, wäre ich Ihnen dankbar. Sie bekommen sie natürlich so schnell wie möglich zurück! Ach noch was, ich brauche natürlich auch eine Auflistung aller Aufträge für den vierzehnten April, um die Fahrten abgleichen zu können.«
Gilden schluckte. Sichtbar rang er nach Worten.
»Herr Gilden, es ist wirklich Eile geboten. Wir ermitteln in zwei Mordfällen. Noch was: Hat sich einer Ihrer Mitarbeiter in den letzten Tagen merkwürdig verhalten oder hat jemand gekündigt?«
»Nein! Sie verdächtigen doch nicht etwa meine Mitarbeiter. Für die lege ich meine Hand ins Feuer. Es sind erstklassige Leute. Wir überprüfen einen neuen Mitarbeiter im Vorfeld genauestens. Dabei bescheiden wir uns
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