Zukunftsmenue
die Bauern eine gewisse Betriebsgröße haben, damit sie bei dem Projekt mitmachen können?
Es reicht, wenn sie mit einem halben Hektar anfangen. Damit kann man etwa fünfzig Leute ein Jahr lang ernähren.
Was kriege ich denn als Stadtmensch für meine Beteiligung?
Es geht am Anfang erst einmal um das Grundprinzip des solidarischen Wirtschaftens. Und natürlich muss dabei herauskommen, dass ich eine Grundversorgung an Gemüse für die ganze Woche habe. Praktisch läuft das so, dass der Bauer einmal pro Woche an eine Abholstelle im Kiez liefert und die Gruppe dann das Gemüse unter sich aufteilt, zum Beispiel donnerstags von 16 bis 19 Uhr. Da gibt es einen Lieferschein, eine Waage, und jeder nimmt sich seinen Ernteanteil, je nachdem, was Feld und Garten hervorbringen.
Und wenn in meiner Kiste nur Rote Bete und Kohl liegt, Gemüse, das ich hasse – dann habe ich ein Problem.
Ja, wobei der Lerneffekt, der in dieser Gemeinschaft sehr rasch eintritt, dazu führt, dass einem das dann irgendwann egal ist. Du musst dir vorstellen: Eine Gruppe von fünfundzwanzig Leuten hat dann diese Menge Gemüse, und da ist es sogar gut, dass der eine mehr dieses und der andere mehr jenes isst. Das wird in der Regel so aufgeteilt, dass jeder zufrieden ist.
Noch mal zu dem Preis: Kommt es auch vor, dass zwei Städter einen unterschiedlichen Preis zahlen, weil der eine Hartz-IV-Empfänger ist und der andere mehr hat?
Eine wilde Gärtnerei hier im Osten Berlins hat gesagt, dass fünf Prozent der Gruppe einen geringeren Beitrag zahlen könnten, wenn sie dafür mehr Einsätze auf dem Hof machen. Dann würde sich das noch rechnen.
Du willst mit dieser Idee ja auch kleinbäuerliche Strukturen stärken. Warum ist dir das so wichtig?
Wir können als Menschheit nur dann überleben, wenn es weiterhin viele kleinbäuerliche Betriebe gibt, wenn wir Sortenvielfalt, Artenvielfalt und auch die Unterschiedlichkeit der Anbauweisen erhalten. Außerdem finde ich es sehr sympathisch, total unterschiedliche Bauern mit sehr unterschiedlichen Anbauweisen und verschiedenen Weltbildern kennenzulernen. Die zu suchen und zu finden, macht mir große Freude.
Warum nach Saison essen?
Wer jemals frische, reife Erdbeeren direkt vom Feld genascht hat, der weiß, dass die geschmacksstarken Beeren nach der Ernte mit jeder Stunde an Aroma verlieren. Viele Früchte werden aber unreif geerntet und über den halben Globus geschippert, um dann hier vor Ort nachzureifen. Nur damit wir zu jeder Jahreszeit eine große Auswahl im Supermarkt vorfinden. Aber nur reif geerntetes Obst und Gemüse entfaltet das volle Aroma und besitzt alle wichtigen Inhaltsstoffe.
Obst und Gemüse strukturieren mein Jahr genauso wie die Jahreszeiten. Ich mag diesen Wechsel der verschiedenen Lebensmittel und die Vorfreude auf bestimmte Düfte und Geschmäcker. Zudem liefert uns die Natur saisonal immer genau das, was wir und unser Körper brauchen: im Herbst und Winter zum Beispiel Lebensmittel mit viel Vitamin C und erkältungsvermeidendem Zusatznutzen, wie Sanddorn, Schlehe, Äpfel und Kohl. Saisonal essen ist also sinnvoll. Wenn man sich beim Kauf von Obst und Gemüse am Saisonkalender orientiert, hat das noch viele weitere Vorteile:
Es ist besser fürs Klima: Wer heimisches Obst und Gemüse kauft, hilft, Energie für weite Transportwege zu sparen. Optimal ist Freiland-Ware: Zusätzliche Energie für beheizte Treibhäuser oder Abdeckmaterialien, wie Folie oder Vlies, fallen weg.
Es ist weniger schadstoffbelastet: Heimisches Obst und Gemüse, insbesondere Öko-Ware, enthält weniger Pestizid-Rückstände als importierte Ware. Freilandpflanzen sind auch deutlich ärmer an Nitrat, das durch Sonne abgebaut wird.
Es steckt mehr drin: Da heimische Obst- und Gemüsearten vollständig ausreifen dürfen, enthalten sie mehr Vitamine, Mineralstoffe und wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe.
Es ist günstiger: Heimisches Obst und Gemüse nach Saison ist qualitativ hochwertige Ware für einen relativ geringen Preis, weil Lagerkosten und lange Transportwege entfallen.
Es schmeckt besser: Werden Obst und Gemüse zu ihren natürlichen Reifezeiten im Freiland geerntet, ist ihr Geschmack am intensivsten. Sie bekommen genügend Luft und Sonne, um ihr ganzes Aroma zu entfalten. Bei importierter Ware ist dies wegen des langen Transports meist nicht möglich.
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Die Sehnsucht nach dem Richtigen
Ich möchte bei meiner Arbeit zuallererst Freude bereiten, aber
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