Zukunftsmenue
dass Äpfel sauer, mehlig, mürbe, spritzig, fruchtig oder blumig, aber auch bitter und holzig schmecken können. Machen Sie Ihre Kinder resistent gegen den monotonen Einheitsbrei. Nehmen Sie sie mit zum Einkaufen beim Bauern und ermuntern Sie sie, verschiedenes Obst und Gemüse zu probieren.
Unterstützen Sie nicht die Dumping-Politik der Discounter und Ketten. Kaufen Sie am besten in kleineren, inhabergeführten Läden oder hochwertigen Supermärkten.
Alternativen gibt es bei Lebensmittelkooperativen und solidarischen Landwirtschaftsprojekten. Mehr Informationen dazu finden Sie im Infoteil unter »Nützliche Adressen und Links«.
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In der »Genussgemeinschaft Städter und Bauern« ist aktiver Einsatz gefragt, um eine regionale ökologische Lebensmittelerzeugung zu ermöglichen. Städter aus München besuchen hier einen Betrieb, dessen Produkte sie regelmäßig abnehmen.
Eine Alternative ist die »Genussgemeinschaft Städter und Bauern«, ein Bündnis für eine regionale Agrar- und Esskultur. Dabei beteiligen sich Kunden an Bio-Höfen, indem sie eine vorher vereinbarte monatliche Summe zahlen und im Gegenzug Lebensmittel erhalten. Die Summe liegt zwischen 100 und 160 Euro und ist abhängig von der individuellen Zahlungskraft. Auf diese Weise entfallen lange Transportwege und Lagerungskosten. Die Lebensmittel sind frisch, saisonal und heimisch. Je nach Jahreszeit gibt es Rüben, Kartoffeln, Kohl, Erdbeeren und andere regionale Produkte. So ist der Bauer gegen größere Ernteausfälle und schwankende Preise abgesichert, und seine Kunden wissen, woher ihre Lebensmittel stammen und wie sie angebaut wurden. Weitere Initiativen im Infoteil unter »Nützliche Adressen und Links«.
Tischgespräch mit Frank Viohl
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Frank Viohl ist Berater für Regionalentwicklung und lebt in Berlin. Er hat bereits mehrere soziale Welt-Wandel-Projekte initiiert und begleitet, unter anderem in Witzenhausen. Dort befindet sich mit dem agrarwissenschaftlichen Fachbereich der Universität Kassel ein weltweit führendes Zentrum für ökologische Landwirtschaft.
Sarah Wiener: Du bist Landwirt aus Nordhessen und hast dort Erfahrungen mit der solidarischen Landwirtschaft gemacht. Erzähl mal, wie war das?
Frank Viohl: Dazu muss man erst mal sagen, dass der Ursprung des Ökolandbaus in Europa vor knapp dreißig Jahren an der Universität Kassel war. 2010 stellten hier fünf Studenten aus Witzenhausen, die einen halben Hektar Bioland bewirtschafteten, in einer Versammlung ihre Finanzen dar und suchten ganz offiziell fünfundzwanzig »Mitesser«. Die haben sich in unserer kleinen Stadt sehr schnell gefunden, ich gehörte dazu. Schwer beeindruckt hat mich dabei die transparente Finanzkalkulation. Einer der Studenten stellte sich hin und sagte: »Ich bekomme BAföG, will fünfzehn Stunden pro Woche an dem Projekt mitarbeiten und brauche soundso viel Euro.« Ein anderer: »Ich bekomme von meinen Eltern Unterstützung und brauche zusätzlich hundert Euro die Woche.« Dann haben sie zusammengerechnet, wie viel sie insgesamt von ihren »Mitessern« brauchen. Und wir als zukünftige Abnehmer waren nun eingeladen, ein Angebot abzugeben. Jeder schrieb eine Zahl auf ein Papier, was einem die Versorgung mit regionalen, guten Bio-Lebensmitteln pro Monat wert war. Dann zählten die zusammen und es kam genau das heraus, was sie brauchten. Das ist einfach schön.
Und wie genau funktioniert dieses Modell?
Die Idee ist folgende: Ein Landwirt bekommt von zwanzig bis dreißig Städtern einen festen Betrag pro Jahr, die kriegen im Gegenzug einen Teil seiner Ernte. Das musst du dir wie eine große Bio-Kiste vorstellen. In Berlin sind das zwischen 50 und 65 Euro im Monat für wöchentliche Lieferung. Der Vorteil ist, die Leute haben nicht nur ganz frisches, saisonales Gemüse. Wer beispielsweise auf dem Feld mitarbeitet, knüpft auch noch soziale Kontakte und weiß Lebensmittel mehr wertzuschätzen, weil er mitbekommt, welcher Aufwand in der Landwirtschaft betrieben wird.
Und dieses Modell setzt du jetzt in Berlin fort?
2011 war die Startphase. Ich habe alle Kreisbauernverbände abtelefoniert, den Landesbauernverband, den Gartenbauverband etc. Dann habe ich Landwirte gesucht, sie beraten und sie bei Infoveranstaltungen mit den Stadtmenschen zusammengebracht.
Sind das alles Ökobauern?
In der Regel schon. Aber es gibt zum Beispiel einen, der einen Teil seiner Lebensmittel konventionell herstellt. Es gibt also auch Mischformen.
Müssen
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