Zum Anbeißen süß
schon gehabt, als er sie aus dem Graben zog. Aber natürlich würde er es versuchen. Er griff nach den Autoschlüsseln.
Mitch stieß die Tür des Restaurants auf und ließ den Blick schweifen.
Kate saß Old Henry gegenüber in einer Nische, mit dem Rücken zum Fenster, und sah die anderen Gäste herausfordernd an. Die Tische rund um das ungleiche Paar waren verdächtig leer. Irgendwie bewunderte er Kate für das, was sie tat.
Al trat schnell neben ihn. “Du siehst, ich habe nicht übertrieben”, flüsterte er so durchdringend, dass ein paar Gäste sich nach ihm umdrehten, darunter auch Kate. Als sie Mitch entdeckte, schien sie zur Salzsäule zu erstarren.
“Hast du Terry Sutherland angerufen, Al?”, fragte Mitch, ohne Kate aus den Augen zu lassen. Ihm war es sehr viel lieber, wenn ihr Vater sich mit ihr auseinandersetzte, denn in ihrer Gegenwart überfiel ihn jedes Mal heftiges Verlangen, als wäre er ein pubertierender Jüngling. Dabei sollte er mit dreißig das Entwicklungsstadium hormonbedingter Verrücktheit eigentlich hinter sich haben.
“Er meint, du solltest die Sache in die Hand nehmen.”
“So?” Verdammt, das war doch eine reine Familienangelegenheit, was hatte er denn damit zu tun? Das war doch keine Sache für die Polizei. Schließlich hatte Kate ja keine Bank ausgeraubt.
“Wie ich dir schon sagte, Al, ich kann sie nicht verhaften, weil sie jemandem ein Mittagessen spendiert, auch wenn es der alte Henry ist.”
“Aber du bist doch der Polizeichef, du kannst wenigstens mit ihr reden.”
Mitch sah, dass Al nicht lockerlassen würde. Er trat an den Tisch, und Kate wandte sich wieder Old Henry zu. “Möchten Sie noch mehr Nachtisch? Vielleicht noch ein Stück Kuchen?”
Ohne um Erlaubnis zu fragen, zog Mitch einen Stuhl vom Nachbartisch heran und setzte sich. “Hallo, Kate. Hallo, Henry.”
Mitch McKee. Kate versuchte bewusst, ruhig weiterzuatmen, obgleich ihr Herz wie verrückt schlug. Woran lag es nur, dass er nach all den Jahren immer noch eine solche Wirkung auf sie hatte? Sie konnte es sich nicht erklären. Sie war im Weißen Haus zum Essen eingeladen gewesen, hatte mit dem Gouverneur von Kalifornien getanzt und war auf Partys mit echten Filmgrößen zusammen gewesen. Und dennoch war sie bei Mitch jedes Mal um Worte verlegen.
Gestern Abend, im Dunkeln hatte er nicht so eindrucksvoll ausgesehen, aber vielleicht hatte sie das auch nur nicht bemerkt, weil sie so wütend war. Doch jetzt, als er so mit seinen breiten Schultern vor ihr saß, war sie einfach überwältigt.
Kate sah, dass Henry mit schuldbewusstem Gesicht den Löffel aus der Hand legte, und das ärgerte sie. “Essen Sie nur in Ruhe Ihren Kuchen auf, Henry”, sagte sie. Dann sah sie Mitch aufsässig an. “Es ist doch nicht verboten, in einem öffentlichen Restaurant zu essen?”
Henry starrte Mitch ängstlich an. “Nein, natürlich nicht”, erwiderte Mitch. “Essen Sie nur weiter, Henry.” Er nickte dem alten Mann zu. Dann wandte er sich an Kate. “Was bezweckst du damit?”
“Henry musste mal etwas Ordentliches essen.”
“Da gebe ich dir recht. Aber es gibt andere Möglichkeiten, ihm das zu verschaffen. Die Kirche zum Beispiel …”
“Henry hat das Recht wie jeder andere in dieser Stadt, in diesem Restaurant zu essen.” Sie sah an Mitch vorbei und warf Al, dem guten Freund ihres Vaters, einen triumphierenden Blick zu. Mit Henry in dieses Restaurant zu gehen, entsprach zwar nicht ganz dem Punkt “Ausgehen mit dem falschen Mann”, den Julie und sie auf ihre Liste gesetzt hatten, aber es war immerhin ein Anfang. Die Sache mit Old Henry hatte Al sicher mächtig geärgert.
Mitch sah sie nachdenklich an. “Es geht doch hier gar nicht um Henry.”
Kate hatte den Eindruck, als könne er ihre Gedanken lesen und wisse alles über ihre geheimsten Ängste. Sie hatte zwar keine Probleme, Verhandlungen mit den Männern auf den Chefetagen großer Unternehmen zu führen, aber Mitch McKee gegenüber verlor sie ihre Selbstsicherheit. Doch so schnell würde sie sich nicht geschlagen geben.
“Wie meinst du das? Natürlich geht es um Henry. Seit ich denken kann, lebt er in dieser Stadt und …”
Mitch hob abwehrend die Hand. “Ich kenne die Geschichte dieser Stadt. Ich bin hier nämlich auch aufgewachsen, wenn du dich erinnerst.”
Kate erinnerte sich nur zu gut. Während der Schulzeit war er der Mittelpunkt ihres Universums gewesen. Aber das war jetzt anders. Sie wollte nicht mehr das nette Mädchen sein, das
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