Zum Anbeißen süß
Graben herauskommen.”
“Ich möchte lieber hierbleiben, bis Ramey kommt.”
“Wie Sie wollen.” Mitch sah Les an. “Da ich schon auf dem Weg nach Hause und entsprechend umgezogen bin, muss ich mich wohl schmutzig machen. Aber ich möchte, dass Sie den Alkoholtest übernehmen.”
“Okay, Chief”, antwortete Les.
Mit einem missmutigen Blick auf seine Lieblingsstiefel stieg Mitch in den schlammigen Straßengraben. Als er nahe an das Auto herangekommen war und die junge Frau genau sehen konnte, hätte er am liebsten wieder geflucht. Die zierliche Schönheit, die ihn während seines letzten Jahres auf der Highschool immer wieder neugierig gemustert und an manchen seiner wilden Träume sicher nicht ganz unschuldig gewesen war, hatte sich in eine hinreißende Frau verwandelt. Jetzt wandte sie sich ab und tat so, als nähme sie ihn gar nicht wahr. Ohne sie um Erlaubnis zu fragen, schob er die Arme unter ihre beeindruckenden Beine und hob sie hoch.
Kate wand sich empört. “Ich habe Ihnen gesagt, dass ich hier warten will. Lassen Sie mich sofort herunter, oder ich erstatte Anzeige wegen sexueller Belästigung.”
“Das werden Sie nicht tun, aber ich werde ins Protokoll aufnehmen, dass Sie nicht einverstanden waren.” Behutsam stieg er mit ihr den Hang hoch. “Wenn es gegen das Gesetz verstößt, eine Frau aus dem Dreck zu ziehen, dann muss man dieses Verbrechen meiner Erziehung anlasten. Meine Mutter hat immer gesagt: ‘Lass nie eine Frau im Dreck sitzen’.” Les lachte, und Mitch fuhr fort: “Warum färben Sie sich die Haare?” Ihre natürliche Haarfarbe war Braun.
“Woher wissen Sie …” Sie lehnte sich weit zurück und sah ihn genauer an. Er fühlte, wie sie sich anspannte, aber sie sagte nichts.
“Das ist ja wie früher. Immer, wenn ich in der Schule mit dir sprechen wollte, warst du verschlossen wie eine Auster. Aber du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen, ich bin jetzt ein respektiertes Mitglied der Gemeinde. Die wilden Zeiten sind vorbei. Dein Vater selbst hat meine Wahl zum Polizeichef unterstützt.”
“Mein Vater …”, mit einer einzigen Drehung hatte sie sich aus Mitchs Armen befreit, sowie sie die Straße erreicht hatten, “… hat noch nicht einmal den Verstand eines Flohs.”
Mitch sah sie verblüfft an und suchte nach einer passenden Antwort, was ihm nicht leichtfiel. Zu eindeutig hatte er auf sie reagiert, als er sie auf den Armen trug. “Willst du ihn damit beleidigen oder mich?”, fragte er grinsend.
Kate wusste nicht, ob sie sich frustriert die Haare raufen oder sich auf die Straße setzen und heulen sollte. Ausgerechnet Mitch McKee war hier der oberste Gesetzeshüter! Sie hatte ein wenig mit dem Deputy flirten wollen, damit er keine Anzeige erstattete. Das kam jetzt nicht mehr infrage. Mitch war der erste Junge in der Schule gewesen, der sie vollkommen durcheinandergebracht hatte. Stundenlang hatte sie seinen Namen in ihr Tagebuch gemalt und hatte sich immer wieder in den Gebäudetrakt der höheren Klassen geschlichen, um ihn zu sehen. Oft hatte sie beobachtet, wie er mit den anderen bösen Jungs auf dem Parkplatz stand und rauchte. Aber wenn er sie ansprach, brachte sie kein Wort heraus, und ihr Herz klopfte, als wollte es zerspringen.
Und jetzt stand er hier vor ihr und sah selbst in Jeans und schlammbespritzten Stiefeln umwerfend aus. Hatte es irgendwann in ihrem Leben mal eine Zeit gegeben, in der sie nicht von Mitch McKee hingerissen gewesen war?
Aber jetzt war sie erwachsen, und das musste sie ihm zeigen.
“Eigentlich euch beide, sofern du, was die Politik angeht, mit ihm unter einer Decke steckst.”
Mitch hob abwehrend die Hände. “Davon war nie die Rede.”
Der Abschleppwagen kam, und alle drei sahen auf.
“Ich werde darauf achten, dass er deinen Wagen nicht noch mehr demoliert”, erklärte Mitch. “Und Sie, Les, holen schon mal den Testapparat, damit Miss Sutherland ins Röhrchen pusten und dann wieder nach Hause fahren kann.”
“Eine Sekunde noch …”
Mitch stützte die Hände auf die Hüften und wandte sich ihr wieder zu, ganz Polizist. “Wenn du einen Anwalt brauchst, kannst du ihn mit deinem Handy anrufen. Sonst puste ins Röhrchen und füll die Formulare aus. Dann kannst du gehen. Wenn ein 50.000-Dollar-Auto zu Schrott gefahren wird, muss ein Protokoll gemacht werden.”
Ohne ein Wort zu sagen, ging Kate zu dem Polizeiwagen. Gut, dann machte sie eben den albernen Test. Sie hatte sowieso nichts getrunken, sie hatte nur geheult.
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