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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß ich verheiratet bin.«
    »Ja.«
    Sie sah auf ihre Stiefelspitzen. »Und wie findest du mich jetzt, Richard?«
    Er schwieg.
    Zum erstenmal sah sie ihn voll an. Sie konnte nicht verhindern, daß ihr Tränen in die Augen traten. »Warum sagst du nicht, was du von mir hältst?«
    »Die Antwort ist einfach, Laura. Ein Mann hält von der Frau, die er liebt, immer so unendlich viel …«
    Sie ertappte sich dabei, daß sie sein Gesicht betrachtete, daß sie sehr viel Vertrautes darin fand. Viel zu viel. Küsse fielen ihr ein, zärtlich geflüsterte Worte.
    Angst kroch in ihr hoch. Die Angst vor etwas, was sie nicht wollte.
    »Was für eine Ehe führst du?« Es war die Frage, die kommen mußte, zu der Richard ein Recht hatte. Männer dürfen das ihre Geliebte fragen, nicht wahr? Und sie war eine Nacht lang seine Geliebte gewesen, eine zärtliche, leidenschaftliche, minutenlang sogar eine glückliche.
    »Ich liebe meinen Mann«, sagte sie und spürte verzweifelt, wie leer diese Worte klangen. »Ich … Ich kann dir unsere Nacht nicht erklären.«
    Er sagte nichts darauf, starrte nur stumm durch die Windschutzscheibe.
    »Wir dürfen uns nie mehr sehen, hörst du?« Sie flüsterte es fast.
    »Du willst nicht einmal wissen, wer ich bin?«
    »Nein. Ich weiß schon viel zu viel von dir. Es gibt Dinge, die tut man nicht ungestraft …«
    »Da hast du recht«, antwortete er. Nach einer Pause erkundigte er sich in einem Ton, der normal klingen sollte: »Ich fahre in die Stadt hinein – wohin soll ich dich bringen?«
    Laura schüttelte den Kopf. »Bitte, gib mir den Mantel und laß mich hier aussteigen.«
    Der Mantel lag auf dem Rücksitz. Normann reichte ihn der Frau, die ihre Hände in die kühle Seide preßte, aus der der Duft jener Nacht aufstieg.
    Sie gaben sich nicht die Hand, und sie sagten kein Wort mehr zueinander. Sie schauten sich nur an, ein paar unendlich lange Sekunden.
    Mit abgewendetem Gesicht stieg Laura aus. Und nun rannte sie wirklich davon.
    Das Direktionssekretariat der Automobilfirma befand sich im zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes. Der Raum war ziemlich groß, breite Fenster zum Hof, Glastüren zum Flur. Helga Anderssen herrschte hier unumschränkt. Die beiden andern Mädchen, mit denen sie das Zimmer teilte, unterstanden ihr.
    Carola, die Jüngste, vor einem Jahr erst aus der Handelsschule gekommen, blickte von ihrer Schreibmaschine auf: »Fräulein Anderssen, geht der Brief an die Firma Schmitt oder an Herrn Schmitt persönlich?«
    »Persönlich. An die Privatadresse.«
    »Danke.«
    Carola klapperte wieder. Und Helga dachte: Jetzt sitzt sie ganz aufrecht. Wenn ein Mann hereinkommt, der ihr gefällt, dann beugt sie sich vor, oder sie hebt etwas vom Boden auf, und keiner versäumt die Gelegenheit, ihr in den Ausschnitt zu blicken. Carola spricht sogar ganz offen darüber: »Wissen Sie, mein Busen ist nun mal mein bestes Stück.«
    Helga blickte zum Fenster hinaus. Ob ich einen Busen habe, darüber hat sich hier überhaupt noch niemand Gedanken gemacht. Mich behandeln sie wie ein Stück Inventar.
    Sie wählte eine Nummer im Hausapparat. »Herr Nix, ich habe Ihre Reiseunterlagen fertig.«
    »Danke, Fräulein Anderssen, ich komme gleich hinüber.«
    Kein Mensch sagte ›Helga‹ zu ihr, nicht mal Wolfgang Nix, bei dem sie sich mal Hoffnungen gemacht hatte.
    Er war ein gutaussehender Mann. Ende dreißig, im Export tätig, viel verreist, immer fröhlich. Als er zur Tür hereinkam, lachte er. »Na, die Damen, alles wohlauf?«
    Die Schreibmaschinen hörten zu klappern auf.
    »Ich brauche jemand, der mich nach Tokio begleitet. Wie wär's, Carola?«
    »Soll ich gleich packen?« grinste das Mädchen.
    »Die Direktion muß es erst genehmigen.«
    Helga wartete, bis der Spaß zu Ende war.
    Dann schob sie eine kleine Mappe über den Tisch. »Hier ist alles drin, Herr Nix: die Flugscheine, die Hotelreservierung, die Empfehlungsschreiben.«
    Er klemmte sich die Mappe unter den Arm. »Da brauche ich erst gar nicht reinzuschauen. Bei Ihnen stimmt immer alles.«
    Ja, dachte sie, bei mir stimmt alles. Manchmal haßte sie sich für das, was sie am Samstag tat, manchmal schämte sie sich, aber es gab auch Augenblicke des Triumphes.
    So wie jetzt zum Beispiel. Es war ein verrückter Triumph. Ihr solltet mich mal sehen, dachte sie, ihr solltet mal sehen, zu was ich fähig bin.
    »Viel Vergnügen in Tokio«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Danke.«
    Die Sprechanlage schaltete sich in diesem Moment ein: »Fräulein Anderssen,

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