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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Viktor war nicht der Typ, der sich die nächstbeste Frau nahm.
    Mußte sie ihm jetzt nicht alles gestehen? Mußte sie nicht all ihren Mut zusammennehmen und alles, was sie getan hatte, ihm sagen, jetzt, in dieser Stunde? War die härteste Wahrheit nicht immer noch besser als die frömmste Lüge?
    Zwanzig Minuten nach sechs öffneten sich die Flügeltüren des Schwurgerichtssaals. Der erste Verhandlungstag des Mordprozesses Oskar Duschek war vorüber.
    Viktor Riffart hatte seinen Wagen im Hof des Justizpalastes geparkt. Als Normann sich verabschieden wollte, faßte ihn der Anwalt am Ärmel. »Doktor, wollen wir noch zusammen essen?«
    Normann zögerte. Einen Bruchteil zu lange. Eine Ausrede hätte schneller kommen müssen.
    »Kommen Sie … Steigen Sie ein.«
    Hatte Normann da schon ein schlechtes Gefühl? Nein, eigentlich erst später, als sich Riffart durch den Stoßverkehr der Innenstadt gekämpft hatte.
    »Wohin fahren wir eigentlich?«
    »Zu mir nach Hause.«
    Es kam so plötzlich, daß es Normann die Sprache verschlug.
    Riffart blickte konzentriert auf die Fahrbahn. »Wissen Sie, ich möchte mit Ihnen etwas besprechen, und das geht in einem Lokal nicht.«
    Normann suchte nach seinen Zigaretten. »Können wir das nicht bei mir besprechen, Herr Riffart?«
    »Nein. Meine Frau muß dabei sein.«
    Richard Normann kam es vor, als sei er in eine Falle geraten. Was wollte Rechtsanwalt Riffart, was wußte er? Und wie würde seine Frau reagieren, wenn sie plötzlich den Ehemann und den Geliebten einer Nacht gleichzeitig vor sich sah?
    Riffart bog in die Montenstraße ein, parkte vor dem zweiten Haus rechts. »Wir sind da, Herr Doktor.«
    Zwei Treppen hoch, dann stand Laura im Türrahmen. Sie trug ein blaues Samtkleid, ihr Make-up war vorzüglich. Und sie lächelte. Fabelhaft, wie sie diese Begegnung meisterte.
    »Laura«, sagte Riffart, »darf ich dir Herrn Doktor Normann vorstellen?«
    Normann sah, wie sie ihm ihre schmale Hand entgegenstreckte. »Mein Mann hat mir viel von Ihnen erzählt. Bitte kommen Sie herein.«
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an die Spielregeln zu halten. Er küßte ihre Fingerspitzen, und er sagte: »Entschuldigen Sie, gnädige Frau, ich habe nicht mal Blumen – aber Ihr Mann hat mich einfach in den Wagen gepackt.«
    Bei diesen Worten fing er zum erstenmal einen vollen Blick von ihr auf. Er spürte, wie die Angst aus ihren Augen zu ihm herüberkroch.
    Saß auch sie in der Falle?
    Er wurde ins Wohnzimmer geführt, wo der Tisch schon gedeckt war. Für drei Personen.
    Normann kam sich vor wie ein Schauspieler, der eine Rolle spielte. Nur, daß die Vorstellung jeden Moment platzen konnte. Nach der Suppe oder nach dem Dessert. Je nachdem, wie es Viktor Riffart paßte.
    Normann mißtraute Riffarts Plauderton. Wenn er brutal war, konnte er jeden Moment die Serviette weglegen, sie beide ansehen und sagen: »Ihr haltet mich wohl für sehr dumm, was?«
    Statt dessen fragte er nach dem Birnenkompott: »Einen Kognak, Doktor?«
    »Gern.«
    »Du auch, Laura?«
    »Ja.«
    Sie setzten sich in bequeme Sessel, betrachteten durch die geöffnete Balkontüre alle drei eine Weile den dunkler werdenden Himmel. Und Viktor Riffart dachte: Laura ist ziemlich nervös. Ich sehe es ihr an. Und ich bin verlegen, verdammt noch mal. Ich habe schon Plädoyers von sechs Stunden gehalten, aber jetzt fehlen mir die Worte.
    Er umfaßte das Kognakglas mit beiden Händen. Da hatte er eine Frau, von der andere träumten, und jetzt sollte er den Mund aufmachen und sagen: »Unsere Ehe ist gut, nur leider stimmt sie nachts nicht.«
    Er trank sein Glas aus, schenkte sich nach. Ich bin feige, dachte er. Am liebsten würde ich hinausgehen und die Sache Laura überlassen.
    Ein paar Sekunden lang starrte er sie an. Wie mochte ihr jetzt zumute sein? Was ging in ihr vor? Wieviel Angst hatte sie, sich diesem Fremden hier anzuvertrauen? Er sah sie plötzlich zitternd, im Nachthemd, vor sich stehen. Warum hilfst du mir nicht, Viktor?
    Er stand auf, trat hinter Laura, legte seine Hand auf ihre Schulter. Er hatte sich schon mal wie ein dummer Junge benommen, jetzt wenigstens wollte er sich wie ein erwachsener Mann verhalten.
    »Doktor, wir sind seit einem Jahr verheiratet, wir mögen uns, wir sind glücklich – und doch gibt es da ein Problem, über das wir mit Ihnen sprechen wollten.«
    Er wich Normanns Blick nicht aus. Er zwang sich zu denken: Hier sitzt kein Mann, hier sitzt ein Arzt, der von solchen Dingen etwas versteht, der vielen

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