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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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posthypnotische Befehl.
    »Helga«, sagte er, »wenn Sie wieder wach sind, waschen Sie sich die Hände. Wachen Sie auf.«
    Sie wachte auf, erhob sich und ging ins Bad. Ein paar Minuten später kam sie zurück. »Mein Gott«, sagte sie, »Sie sind ein Zauberer … Ich kann wieder ganz normal gehen.«
    Normann setzte sich in einen Sessel, zündete sich eine Zigarette an.
    »Fräulein Anderssen, ich bin kein Zauberer. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß diese Lähmung sich wiederholen kann. Ich muß Ihnen jetzt sagen, daß sie sich vielleicht in immer kürzeren Abständen wiederholt.«
    »Warum?«
    »Hypnose deckt zu, verstehen Sie? Durch Hypnose kann eine unbewußte Blockade vorübergehend aufgehoben werden. Aber in Ihrem Fall müßte das aufgedeckt werden, was diese Blockade auslöst.«
    »Herr Doktor«, sie sah ihn fast flehend an, »bei mir gibt es nichts zum Aufdecken.« Sie machte eine Handbewegung in das Zimmer hinein. »Sehen Sie doch, das hier ist mein Leben, und ich bin zufrieden damit. Ich verdiene gut, ich habe ein Auto, ich mache Reisen, ich kann mir eine ganze Menge leisten …«
    »Und Freunde?«
    »Habe ich auch«, erwiderte sie schnell.
    Dr. Normann stand auf. »Wollen Sie mir wenigstens eine Frage ehrlich beantworten?«
    Sie starrte ihn an.
    »Heute ist Samstag. Ein Tag, an dem so ziemlich jeder etwas vorhat. Was haben Sie heute vorgehabt?«
    »Heute mal ausnahmsweise nichts.«
    »Zu Hause bleiben … Weiter nichts?«
    »Ja.« Sie hängte eine rasche Bemerkung an: »Wissen Sie, ich bin sehr gern mal allein, Herr Doktor.«
    Warum hatte er plötzlich das Gefühl, daß sie nicht die Wahrheit sagte?
    Als er unten auf die Straße trat, fielen die ersten großen Tropfen. Unversehens war ein Gewitter aufgezogen, er hatte vorhin noch nichts davon bemerkt. Der Himmel war schwarz, Blitze zuckten. Die Leute auf der Straße fingen zu rennen an.
    Normann kam gerade noch in seinen Wagen, dann setzte die Sintflut ein. Es hatte keinen Sinn, jetzt zu fahren. Man sah keine zwei Meter weit. Die Straße war plötzlich wie leergefegt. Bäche spülten die Rinnsteine entlang.
    Er lehnte sich in seinen Sitz zurück, wartete. Zehn Minuten, vielleicht ein bißchen länger. Dann ließ der Regen etwas nach. Er drehte schon am Anlasser, da sah er plötzlich Helga Anderssen.
    Sie stand unter der Haustür, trug einen Koffer, einen Regenmantel und spannte eben den Schirm auf.
    Er sah, wie sie über die Straße lief, zu ihrem kleinen Wagen. Sie schaltete das Licht ein, blinkte, bog in die Fahrbahn ein. Einen Augenblick lang war er versucht, ihr nachzufahren. Aber dann besann er sich. Was ging es ihn schließlich an, wo sie hinfuhr – sie, die eben noch gesagt hatte, daß sie zu Hause bleiben würde? Weil sie so gern einmal allein sei.
    »Ich bin gern allein …« Ein Satz, der fast nie stimmte. Helga Anderssen konnte wieder gehen, und sie ging jetzt zu jemand.
    Zu wem? Psychiater müßten Hellseher sein. Aber sie sind's leider nicht.
    Wie so oft in München: Nach dem Gewitter schlug das Wetter um. Es regnete den ganzen Sonntag, und der Montag war trüb und grau mit tiefhängenden Wolken.
    Laura Riffart ging zur Straßenbahnhaltestelle. Sie war beim Friseur angemeldet. Aber sie hatte heute gar keine Lust dazu. Und wenn sie ehrlich war: Sie befand sich in einem ziemlich jämmerlichen Zustand.
    Ein entsetzlicher Sonntag lag hinter ihr. Kein Streit, kein Wortwechsel, keine Aussprache. Viktor und sie schwiegen sich an, weil sie Angst vor dem Reden hatten.
    Laura sah auch an einem trüben Tag sehr hübsch aus. Sie trug einen weißen Lackmantel, hohe Stiefel, ihre blonden Haare flogen im Wind. Es war ihr nichts Neues, daß mitunter Autos hart an den Bordstein fuhren und irgendwelche blöden Kerle ihr Fenster herunterkurbelten: »Darf ich Sie ein Stück mitnehmen, Fräulein?« Sie sah meist gar nicht hin, ging einfach weiter.
    Aber diesmal sagte eine Stimme, die sie aus Tausenden heraus erkannt hätte: »Laura.«
    Sie schloß für einen Moment die Augen, wäre am liebsten davongerannt. Aber das ging jetzt nicht mehr.
    Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. »Du … hättest mich nicht suchen dürfen.«
    »Ich habe dich aber gefunden, Laura«, sagte Richard Normann. Er hielt ihr die Wagentür auf. Sie stieg ein, obwohl sie eigentlich nicht einsteigen, sondern davonlaufen wollte.
    »Du hast deinen Mantel bei mir liegen lassen«, sagte er. »Und über die Boutique habe ich deinen Namen erfahren.«
    Sie blickte an ihm vorbei. »Dann weißt du also,

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