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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Tochter.«
    »Ich kann sie auch allein aufziehen. Dieses Leben jedenfalls mache ich nicht mit.«
    »Weiß dein Mann, daß du beim Psychiater bist?«
    »Ach wo. Der würde mich auslachen. Seiner Meinung nach sind die Psychiater nur für die hysterischen Weiber erfunden worden.«
    Helga Anderssen stoppte plötzlich. »Da drüben, Stephi, in dem Appartementhaus, wohne ich. Hättest du nicht Lust, auf einen Sprung mit hinaufzukommen?«
    Stephi Helmer zögerte.
    »Du würdest mir einen Gefallen tun – heute.« Es klang armselig.
    Stephi stieg wortlos aus.
    Das Garagentor öffnete sich automatisch auf ein Lichtsignal. Ellen Diekenhorst stieg aus, trat durch die Verbindungstür ins Haus. »Ist mein Mann schon zurück?« fragte sie den Butler.
    »Nein«, antwortete Frederik, »aber er hat anrufen lassen. Gegen halb elf wird er da sein.«
    Sie stieg die Treppen hoch, drückte leise die Tür zum Kinderzimmer auf. Der schwache Lichtschein vom Flur fiel auf das Gesicht ihres Jungen.
    Er hatte wenig von ihr, fast alles von seinem Vater. Später würde er mal genauso werden wie er. Groß, blond, charmant. Alex Diekenhorst, der Erbe der Diekenhorst-Werke.
    Ellen küßte ihn sanft auf die Stirn. Noch war er ein Junge wie alle anderen, schlief mit einem schwarzen Hund, einem silbernen Gewehr und einer Wasserpistole.
    In ein paar Jahren würde sich sein Leben ändern. Die Diekenhorsts pflegten ihre Söhne in England erziehen zu lassen. Schon gleich nach der Geburt hatte ihn Rudolf in Eton angemeldet.
    Leise verschwand Ellen wieder. Das Kindermädchen war entweder ausgegangen oder saß in ihrem Zimmer vor dem Fernseher. Es gab neben dem Butler Frederik noch eine Köchin, zwei Hausmädchen, einen Gärtner, einen Chauffeur.
    Die Leute wurden alle gut bezahlt, hatten geregelte Arbeitszeiten, Zimmer mit Bad, Fernseher und so weiter. Ellen befand sich nie in Personalschwierigkeiten.
    Unten in der Halle wurde sie von Frederik ermahnt: »Sie müssen noch etwas essen, gnädige Frau. Eine leichte Eierspeise, wie wär's damit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Frederik.«
    »Aber wo soll das hinführen?« fragte er besorgt.
    »Es wird schon wieder werden. Stellen Sie mir ein Glas Tomatensaft hinauf, das bringe ich noch am besten hinunter.« Und dann setzte sie hinzu: »Frederik, wenn mein Mann kommt – ich bin zum Schwimmen.«
    Der Swimming-pool wurde Tag und Nacht beheizt. Das Wasser hatte immer rund fünfundzwanzig Grad Wärme. Ellen war eine begeisterte und auch vorzügliche Schwimmerin.
    Schon nach ein paar Minuten sah sie einen Schatten am Rand des Bassins auftauchen. Die unterirdischen Scheinwerfer flammten auf. Das Wasser glitzerte wie blaues Kristall.
    Immer, wenn Ellen ihren Mann so plötzlich auftauchen sah, bekam sie Herzklopfen wie ein junges Mädchen.
    Warum auch nicht? Es gab kaum jemand, der den Konsul Rudolf Diekenhorst auf achtundvierzig schätzte. Seit sie ihn kannte, sah er jung aus. Er hatte volle, dunkelblonde Haare, strahlend blaue Augen, ein männliches, herbes Gesicht, kein Gramm Fett zu viel an seinem Körper. Als Schauspieler wäre er bestimmt heute noch ein Teenager-Idol.
    Ellen stieg langsam die Leiter hinauf. Er nahm ihren Bademantel vom Haken und wickelte sie darin ein.
    Sein Kuß machte sie noch immer schwach in den Beinen. Zärtlich kuschelte sie sich an ihn. »Liebst du mich, Rudolf?«
    »Wie am ersten Tag«, lachte er.
    »Findest du mich nicht zu mager?«
    »Ach, Quatsch. Bilde dir das bitte nicht auch noch ein!«
    Ein Schatten zog über ihr Gesicht. »Rudolf, das darfst du nicht sagen. Ich bin verzweifelt. Ich bilde mir nichts ein. Meinst du, es macht mir Spaß, daß ich mit dir in kein Lokal mehr gehen kann, auf kein Bankett, zu keiner Gesellschaft?«
    Er küßte sie schnell. »Verzeih mir, Liebling, so war es nicht gemeint.«
    Ellen lächelte schon wieder. »Wie war's denn bei dem Empfang?« erkundigte sie sich.
    »Langweilig«, knurrte er. »Und wie war's bei dir? Findet der Psychiater in deiner Seele was?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er nahm sie in ihrem Bademantel hoch wie ein kleines Mädchen. »Ich muß mir überlegen, ob ich nicht eifersüchtig auf ihn werde«, sagte er und trug sie ins Haus. »Vielleicht kennt er dich bald besser als ich.«
    Ellen schüttelte den Kopf und lachte leise.
    Sie hatten getrennte Schlafzimmer. Aber davon war heute nicht die Rede. Die Fenster waren offen, und die Nachttischlampe brannte. Sie brauchten die Dunkelheit nicht. Es gab nichts zu verbergen, wenn

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