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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geküßt – und in mir ist eine Welt zusammengebrochen.«
    Laura hielt sich am Türrahmen fest. »Nein, glaub mir, Normann und ich, wir haben kein Verhältnis angefangen. Nur einmal ist … Da war es Verzweiflung, weil ich wütend war auf dich, weil ich mich rächen wollte. Du bist doch weggerannt und nicht mehr nach Hause gekommen.«
    Er packte sie plötzlich, riß ihr das Gesicht hoch. »Und war es schön, ja?«
    Laura preßte die Lippen aufeinander.
    »Ich will wissen, ob es schön war«, schrie er, »ob es dir mehr Spaß gemacht hat als bei mir?«
    Sie blieb stumm.
    Und er schlug sie. Mit der flachen Hand schlug er sie ins Gesicht. Er sah die Spuren auf ihrer Haut, wich zurück. »Mein Gott«, sagte er, »was hast du aus mir gemacht!«
    Es war auf einmal sehr still. Er sah sich um. Sein Arbeitszimmer, sein Schreibtisch, seine Bücher. Seine Welt! Ein Hochzeitsbild im Silberrahmen, eine weiße, schöne Braut, Rosen im Arm, ein Lächeln im Gesicht.
    Meine Laura.
    Er fühlte sich jetzt entsetzlich müde und leer. Aus der Traum, dachte er. Ich komme niemals darüber hinweg. Ich kann es ihr nicht verzeihen, und ich will es ihr nicht verzeihen.
    »Ich packe meine Sachen«, hörte er sie fast tonlos sagen.
    »Du kannst hier bleiben«, antwortete er. »Ich gehe.«
    Er packte nichts ein. Er nahm nur seinen Mantel und seinen Hut.
    »Ich wünsche dir alles Gute«, sagte er verbissen. Und schlug die Wohnungstür hinter sich zu, als wollte er sie niemals mehr öffnen.
    Knapp fünf Minuten später traf Dr. Richard Normann in der Montenstraße ein.
    Auf sein Läuten öffnete Laura. »Komm herein, Richard«, sagte sie. »Wir können das Versteckspiel aufgeben.« Sie ging ihm voran, blieb in der Mitte des Wohnzimmers stehen und schaute ihn fast wie einen Fremden an. »Ich habe eine gute Nachricht für dich. Mein Mann hat mich eben verlassen. Ich bin frei, stell dir das vor …« Sie konnte nicht mehr weitersprechen.
    Er berührte sie nur ganz leicht an der Schulter. »Laura, ich liebe dich, mehr, als ich sagen kann.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Liebe, was ist das überhaupt? Ich habe Viktor geliebt und ihn mit dir betrogen. Ich habe ihn enttäuscht. Es war die größte Enttäuschung seines Lebens. Hast du nicht Angst vor mir?«
    »Nein, Laura«, sagte er ernst. »Ich denk' an dich, wenn ich aufwache, und denk' an dich, wenn ich einschlafe. Ich träume von dir, bin besessen von dir. Ich weiß, daß wir zwei glücklich werden. Ich weiß es, hörst du?«
    »Sei mir nicht böse, Richard«, es dauerte eine Weile, bis ihre Antwort kam. »Ich weiß gar nichts mehr. Du bist jetzt sicher traurig, weil ich mich nicht in deine Arme werfe, weil ich mich nicht nach deinen Küssen sehne.«
    »Laura, ich kann dich gut verstehen. Ich begreife, wie dir zumute ist.«
    »Nein, du begreifst es nicht, Richard. Ich wollte mich auf die Knie werfen und Viktor um Verzeihung bitten. Hätte ich es doch getan!«
    Betroffen schwieg er.
    »Siehst du, jetzt verstehst du mich nicht mehr. Du möchtest, daß ich von der Zukunft rede, und ich spreche von der Vergangenheit.« Mit Augen, in denen jeder Glanz erloschen war, sah sie ihn an. »Weißt du, so von einer Stunde auf die andere kann man eine Ehe nicht einfach beenden. Ich kann jetzt nicht lächeln, ich kann jetzt nicht einmal für dich lächeln.«
    »Laura!« Seine Stimme klang belegt. »Jetzt habe ich plötzlich Angst. Angst davor, daß du denken könntest: Wenn mir nur dieser Richard Normann nie in meinem Leben begegnet wäre!«
    »Nein, Richard!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du weißt, daß du mir viel bedeutest, daß es mich hingetrieben hat zu dir, daß ich mich nicht wehren konnte gegen meine Gefühle und daß ich jedes Risiko auf mich genommen habe, um dich zu sehen.«
    Er nahm ihre Hand, erschrak, wie heiß sie war. Und jetzt sah er auch, daß sie fror und zitterte unter ihrem Morgenmantel.
    »Um Gottes willen, du hast ja hohes Fieber.« Er legte ihr die Hand auf die Stirn. »Leute wie du gehören sofort ins Bett.«
    »Fieber«, sie blickte ihn fragend an, »warum habe ich nur immer Fieber in letzter Zeit?«
    »Wir werden das alles herausfinden. Jetzt erst mal ab ins Bett mit dir!«
    »Jawohl, Herr Doktor«, sagte sie leise.
    Normann nahm seinen Arztkoffer mit ins Schlafzimmer hinüber. Er gab ihr das Fieberthermometer, setzte sich zu ihr an die Bettkante, ertastete mit seinen Fingern ihren Puls, zählte.
    Nebenan das leere Bett, ein Schlafanzug, ein Buch auf dem Nachttischchen. Er

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