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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden von ihren Gesichtern fallen.
    Auch Ellen Diekenhorsts Maske.
    Er sah zu ihr hinüber. Sie redete am wenigsten, sie sah schön aus und kühl. Es würde nicht leicht sein herauszufinden, was sie verbarg.
    »Meine Geschichte ist verrückt«, sagte sie, »und es gibt sie erst seit acht Wochen. Und sie hat nichts mit Liebe zu tun, nichts mit meiner Ehe. Sie ist trotzdem unheimlich genug.« Sie streifte den Ärmel ihres hellen Kleides zurück, zeigte ihre dünnen Arme. »Ich habe einhundertzwanzig Pfund gewogen, jetzt habe ich noch sechsundneunzig. Mir wird schlecht, wenn ich ans Essen auch nur denke, ich bringe keinen Bissen hinunter. Mein Hals schließt sich, ich kann einfach nichts schlucken, es würgt mich.«
    Helga Anderssen fragte erstaunt: »Gehört denn das in die Psychiatrie?«
    Mit einer Bewegung, als fröre sie, preßte Ellen Diekenhorst die Arme an den Körper. »Die Ärzte haben alle gesagt, daß mir organisch nichts fehlt. Ich bin geröntgt und gedehnt und gepinselt worden und was weiß ich. Sie sagen, die Nerven seien schuld.« Ein kurzes Lachen. »Eine feine Sache ist das, wenn man eine Krankheit hat, die man sich sozusagen nur einbildet. Man kommt sich vor, als sei man verrückt.«
    Normann zündete sich zum erstenmal an diesem Abend eine Zigarette an. »Sie bilden sich Ihre Krankheit nicht ein, Ellen. So wenig wie der Junge, dessen Fall ich erlebte, es sich einbildete, blind zu sein. Er war blind – seit seinem zwölften Lebensjahr. Die berühmtesten Augenärzte fanden nicht heraus, warum. Ein Psychoanalytiker hat ihn geheilt.« Er blies Rauchkringel in die Luft. »Ein Fall von psychischer Blindheit ist sehr selten. Der berüchtigte Kloß im Hals dagegen kommt in einer psychiatrischen Praxis sogar ziemlich häufig vor. Denken Sie nur an den gebräuchlichen Satz: Die Geschichte ist mir im Hals steckengeblieben.«
    Ellen Diekenhorst hob verzweifelt die Hände. »Aber lieber Doktor, es hat keine Geschichte gegeben, überhaupt nichts, was mich hätte aufregen müssen. Nichts – ich schwöre es!«
    »Es gibt immer Geschichten im Leben«, antwortete Dr. Normann. »Jeden Tag tröpfelt etwas in uns hinein, vom Tag der Geburt an. Manches verschwindet unter die Schwelle des Bewußtseins und hat dann im Verborgenen die verheerendsten Folgen.«
    Lauras Blick begegnete dem seinen. Und wieder dachte er, daß sie blaß aussah, krank, gequält.
    Hatte er denn vergessen, daß er ihr helfen mußte, genau wie den anderen hier? Daß sie genau wie die anderen an einer psychischen Störung litt? Sie war frigide bei ihrem Mann – verständlich, daß er darüber nicht gerade gern nachdachte. Aber er mußte nachdenken. Er mußte die Ursache finden. Wenn er sie liebte, dann mußte er zuallererst ihr Problem lösen.
    Es war verlockend zu denken, daß er sie nachher dabehalten konnte, ein paar Minuten nur, für ein paar Küsse nur. Ihr Haar riechen, ihre Haut fühlen. Verlockend – und so verdammt unfair!
    Sieh sie dir an, Richard. Das sind deine Spuren in ihrem Gesicht … Und der Teufel soll dich holen, Richard, wenn du ihr nachher nicht auf Wiedersehen sagst wie allen andern!
    Später stand er am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Blickte einer schmalen blonden Frau nach, die über das Pflaster ging. Warum holte ihn nicht der Teufel? Warum durfte er ihr nicht einfach nachrennen? Warum – o verdammt, warum mußte er, wenn er einen Funken Anstand besaß, dafür sorgen, daß sie mit ihrem Mann glücklich wurde?
    »Also auf Wiedersehen«, sagte Laura zu den drei anderen Patientinnen. »Bis zum nächsten Dienstag.« Sie verschwand in der Passage.
    »Einen schönen Abend noch«, wünschte Ellen und huschte zu ihrem Wagen.
    Helga Anderssen und Stephi Helmer gingen ein paar Schritte, dann fragte Helga: »Wohnst du weit weg?«
    »Ja, ziemlich. In Berg am Laim. Endstation der Straßenbahn.«
    Helga deutete auf ihr kleines Auto, das sie vor dem Zigarrengeschäft an der Ecke geparkt hatte: »Ich muß auch in die Richtung. Komm, ich fahre dich heim.«
    Es war ein Sommerabend, die Stadt steckte noch voller Leben. Aus einem Biergarten drang Musik, Gelächter, Fröhlichkeit.
    »Weißt du, Helga«, sagte Stephi, »dieses Mädchen, mit dem mich mein Mann betrügt, ist ein ganz gewöhnliches, ordinäres Frauenzimmer.«
    Helga blickte durch die Windschutzscheibe auf die Fahrbahn. »Sie bedeutet ihm sicher nichts.«
    »Aber mir bedeutet sie etwas. Ich führe keine Ehe zu dritt. Lieber lass' ich mich scheiden.«
    »Ihr habt doch

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