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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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man sich liebte.
    Die Röhre mit den Schlaftabletten lag auf dem Tisch.
    Helga saß auf der Couch, die Füße angezogen. »Ich glaube, ich hätte es heute getan.« sagte sie, »und die hätten bestimmt gereicht.«
    Stephi Helmer starrte sie entsetzt an. »Man darf das nicht tun, Helga, glaub es mir; ich bin ein gebranntes Kind.«
    »Du?«
    »Ich habe solche Tabletten schon mal geschluckt und mir nachher den Magen auspumpen lassen.«
    »Freiwillig?«
    »Ja. Meine Tochter hat plötzlich geweint, da bin ich zu mir selber gekommen.«
    »Und?«
    »Ich habe die Todesangst kennengelernt«, sagte Stephi. »Sie kriecht durch den ganzen Körper, sie preßt einem das Herz zusammen – das weiß man vorher nicht.«
    Helga Anderssen stand auf, drückte die Taste des Plattenspielers. Eine rauchige Stimme sang etwas von Liebe. »Weißt du, Stephi, ich bin heute fristlos entlassen worden.«
    »Warum denn?«
    »Darauf kommst du nie. Eine Perversität, wenn du so willst. Ich habe Striptease getanzt, in einem öffentlichen Lokal, und mein Chef hat es über die Polizei erfahren.«
    Stephi richtete sich auf. »Ich verstehe gar nichts, Helga. Wozu hast du getanzt? Um Geld zu verdienen, oder …«
    Immer noch sang die rauchige Stimme von Liebe. Und die Sektflasche war noch halbvoll. Und der Abend, dieser merkwürdige Abend, war noch lange nicht zu Ende.
    »Natürlich nicht wegen des Geldes«, murmelte Helga. »Wenn ich ehrlich sein soll: Es hat mir Spaß gemacht. Ich habe mich nie ausziehen dürfen, als Kind nicht, als Mädchen nicht, als Frau nicht. Meine Mutter hat mir eingeimpft, das Betrachten des eigenen Körpers sei eine Sünde.«
    Stephi nickte: »Wir sind wahrscheinlich alle falsch erzogen worden und deshalb heute so komisch. Aber das alles ist kein Grund, sich umzubringen. Was ist das schon, eine Stellung? Du bekommst doch jeden Tag eine neue.«
    »Vergiß nicht, die Geschichte macht die Runde. Ich werde ausgelacht. Die prüde Anderssen und Striptease!«
    Stephi zuckte die Schultern.
    »Und noch was. Es kann sein, daß ich im Rollstuhl ende. Ich hab' so Anfälle, kann plötzlich keinen Schritt mehr gehen, die Arme nicht mehr bewegen.«
    »Gib mir eine Zigarette, Helga. Ich rauche zwar sonst nicht, aber heute mal ausnahmsweise.« Sie mußte husten, und der Rauch stieg ihr prompt in die Augen.
    »Kannst du nicht bei mir schlafen?« fragte Helga Anderssen plötzlich.
    Die Tabletten lagen noch immer auf dem Tisch.
    Ich kann sie heute nicht im Stich lassen, dachte Stephi. Der geht es noch dreckiger als mir. Wenigstens im Augenblick. Sie versuchte zu lächeln. »Wenn du mir ein Nachthemd leihst?«
    In zwei niedlichen gelben Nachthemden lagen sie dann nebeneinander. In Helgas breitem französischem Bett hatten sie leicht Platz. Das Licht war aus. Im Dunkeln redete es sich leichter.
    »Warum lachst du dir nicht einfach mal einen Mann an«, sagte Stephi, »und nimmst ihn hier herauf und löschst das Licht aus …?«
    »Zum Ausprobieren, meinst du?« Helga seufzte. »Ich hab's mir immer mal vorgenommen. Irgendeinen Fremden – aber ich kann es nicht. Ich habe panische Angst davor. Könntest du es?«
    »Eben auch nicht. Sonst wäre mein Eheproblem einfacher. Sonst würde ich ihn genauso betrügen wie er mich.«
    Später berührte Helga wie zufällig den Arm ihrer neugewonnenen Freundin, und sie flüsterte: »Ich glaube, ich würde nicht mehr leben, wenn du nicht mitgekommen wärst.« Aber das hörte Stephi schon nicht mehr. Sie war eingeschlafen.
    Das Stück, das an diesem späten Abend über den Fernsehschirm lief, hieß: ›Das Windspiel‹. Der Hund spielte keine große Rolle darin. Es handelte vielmehr von einem Dreiecksverhältnis. Ein Studienrat. Seine Frau. Und ein Oberprimaner, mit dem die Ehefrau ein Verhältnis unterhielt.
    »Ganz hübsch gemacht, nicht wahr?« sagte Viktor Riffart und trank das zweite Glas Whisky.
    Er hatte Laura schon eine ganze Weile beobachtet. Er wußte, daß es ihr schwer fiel, die Augen offen zu halten.
    »Ja, es ist hübsch«, antwortete Laura, »aber es dauert noch länger als eine Stunde. Ich schaffe das heute nicht mehr.«
    »So müde?«
    »Ja. Ich fühle mich überhaupt nicht besonders. Bist du mir böse, wenn ich …«
    »Nein, Liebling. Geh ruhig ins Bett.«
    Sie streifte an ihm vorbei, küßte ihn flüchtig auf die Wange. »Gute Nacht, Viktor. Ich schlafe sicher schon, wenn du kommst.«
    Es fiel Viktor schwer, sich zu beherrschen. Wahnsinnig schwer. Zu Hause ist Laura natürlich müde, dachte er. Es

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