Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
„Hallo“ zu hauchen, um anschließend am entferntesten Gerät des gesamten Studios zu akklimatisieren und abzuwarten, bis mein Herz wieder im Sinusrhythmus schlug. Genauso lässig erwiderte auch er jedes Mal ausnehmend freundlich meinen Gruß, nur dass er das natürlich ständig tat, und zwar bei einer Tausendschar von Frauen, die wahrscheinlich ähnlich verkorkst und beziehungsgeschädigt waren wie ich. Im Grunde genommen war ich ja auch auf nichts aus, er beeindruckte mich einfach mit seinem fantastischen Aussehen und seinem Auftreten. Wer weiß, ob der geistig ganz auf der Höhe war. Meine Mutter pflegte im Fall von schönen Männern immer zu sagen: „Kind, von einem schönen Teller kannst du nicht essen.“ Ich verstand diesen Ausspruch noch nie. Was wollte meine Mutter mir damit eigentlich sagen? Dass schöne Männer einen nicht satt machten, weil sie nichts im Kopf hatten? Oder vielleicht, dass man mit einem schönen Mann nicht zum Einkaufen kommt, weil man ständig Sex hat? Oder vielleicht, dass sich ein schöner Mann zu schade dafür ist, mich zu füttern? Also falls einer der LeserInnen des Rätsels Lösung weiß, am Ende dieses Buches, hinterlasse ich in jedem Fall eine E-Mail-Adresse.
An mehr wäre ich ohnehin nicht interessiert gewesen. Typen wie den hatte man ja sowieso nie für sich allein. So einer wurde von allen Seiten angeschmachtet. Und der nutzte das bestimmt auch aus. Diese Art von Beziehung hatte ich hinter mir. Peter lagen die rotgepömpsten Frauen ebenso zu Füßen. Für so einen hatte ich keinerlei Verwendung mehr. Allerdings nur, um ihn aus der Ferne anzubeten, befand ich Mister Sexy mehr als ideal. Ansonsten waren meine feinen Antennen, was ihn betraf, zwangsweise instinktiv auf Flucht ausgerichtet. Sobald nun sein Kurs begann, postierte ich mich auf den dritten Stepper von links in der ersten Reihe, welcher sich direkt gegenüber des Trainingsateliers befand, und trainierte gewissenhaft meine Apfelbacken. Wen störte es schon, dass ich dabei den sexy Trainer beliebäugelte? Ich hatte immer ein Buch dabei und erweckte somit den Eindruck zu lesen und wenn er dann doch durch Zufall in meine Richtung schaute, versank ich augenblicklich in meiner Lektüre, so dass es nicht zum Blickkontakt kam. Keinem wäre je aufgefallen, dass ich seit über einem Jahr nicht den Hauch einer Ahnung hatte, worum es in diesem Buch eigentlich ging. Auf Außenstehende machte ich wahrscheinlich den Eindruck einer professionellen Butterstampferin.
Mister Sexy sah toll aus. Er war mindestens einen Meter neunzig groß, hatte mokkafarbenes Haar und Augen wie flüssiger Honig. Er hatte volle rosafarbene Lippen und ein markantes Gesicht, welches weicher wurde, wenn er jungenhaft lachte. Manchmal konnte ich das beobachten, wenn eine der Kursteilnehmerinnen ihn zu arg verprügelte.
Das also war die traurige Bilanz meines derzeitigen Liebeslebens. Ich beobachtete meinen Trainer-Sex-Gott, während dieser anderen Frauen Selbstverteidigung lehrte. Das war wohl mehr als traurig, fast schon armselig! Das allenfalls Beste an diesem Umstand war, dass ich mit meinen Apfelbacken Nüsse knacken konnte. Und so erbärmlich das auch war, jeden verdammten Sonntag fieberte ich diesem einen Blickkontakt und dem freundlichen „Hallo“ entgegen.
„Hallo“, hauchte ich in die Dunkelheit des Trailers, als meine Gedanken vom Klingeln meines Handys unterwandert wurden.
„Thea“ stand auf meinem Display und ich überlegte für einen kurzen Moment, ob sie es verdient hatte, dass ich noch mit ihr sprach. Thea war hartnäckig, sie würde sowieso keine Ruhe geben, also nahm ich das Gespräch an.
„Hallo Thea! Bitte! Es ist nach zweiundzwanzig Uhr“, quengelte ich müde, so dass sie sich hoffentlich kurz fasste und ahnte, dass ich weder in der Stimmung war für Wohnwagen-Diskussionen noch Malteserklamotten.
„Sag mal Paula, bist du böse? Ich meine wegen Lutz... Da haben wir dich ja ganz schön vorgeführt heute, oder?“ Wahnsinn! Die Erkenntnis kam meinem Schwesterherz ja reichlich früh.
„Nein, schon gut, er war ja ganz nett, aber auf ein Blind Date, zusammen mit unseren Eltern verzichte in Zukunft doch lieber. Das konnte ja nicht gut gehen. Was hast du dir nur dabei gedacht?“, zeigte ich Thea die Schwachstelle ihres Masterplans auf.
„Da hast du allerdings Recht meine Liebe. Hast du gesehen, wie Mutter in Lutz‘ Kaffee gespuckt hat? Meine Güte war das peinlich!“, kommentierte Thea und wir zwei platzten fast vor
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