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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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mir ein Blick auf die Uhr, dass es bereits nach 10:00 war. Prima. Voller Tatendrang und Enthusiasmus zog ich mich um und betrat optimistisch die Fitnesshalle. Ich durchquerte sie, visierte meinen Stepper an und bestieg ihn mit einem sportlichen Satz, genauso wie jeden Sonntag. Ich legte mein Buch auf die Ablagefläche, stellte eine Flasche Wasser in die Halterung und blickte kurz auf, um in das Kursatelier zu spähen. Nanu? Zu meiner Überraschung, noch mehr wohl zu meiner maßlosen Enttäuschung durfte ich feststellen, dass der Raum zwar besetzt war, aber weder wurde dort Selbstverteidigung gelehrt, noch konnte ich Paul irgendwo entdecken. Alles verlief nach Plan, nur der Plan war Mist. Okay, das sollte mich nun auch nicht weiter stören. Wozu hatte ich mich eigentlich selbst so verrückt gemacht? Ich sollte doch erleichtert sein, dass Paul nicht da war. Trotzdem enttäuscht, gleichzeitig einen Hauch frustriert, fing ich an, auf meinem Stepper zu strampeln. In dem Kursraum, in dem sonst Paul und zwanzig schöntuende Frauen ihr Unwesen trieben, lagen nun zwanzig Scheintote auf dem Boden, eingehüllt in karierte Wolldecken und entspannten offensichtlich zum Timbre so genannter Klangschalen. Gott, wie langweilig. Und der Kursleiter sah aus wie der personifizierte Weihnachtsmann: Alt, weißes Haar, weißer langer Bart. Nur das rote Mäntelchen fehlte noch. Während ich den Stepper beackerte, durfte ich nun beobachten, wie eine junge Dame nach der nächsten am Trainertresen ihrem jeweiligen Unmut über Pauls Fehlen Ausdruck verlieh. Ein ums andere Mal erklärte der Eiweiß-Shake trinkende, überall tätowierte Muskelprotz lässig auf seinem Barhocker sitzend, dass man Pauls Kurs ausnahmsweise kurzfristig um eine Stunde vorverlegt hatte. Schließlich hätte das gestern schon am schwarzen Brett gestanden, setzte er jeweils hinzu, was bei den Damen nur zu einem einhelligen Kopfschütteln führte. Eine der Frauen, Möpschen, wie ich sie insgeheim betitelte (wegen ihrer großen Argumente), zog eine Schnute und frechte den Eiweiß-Mann nun übellaunig an: „Wohl zu viel von deinem Zeug gesoffen, watt? Das habt ihr gestern ans schwarze Brett gekrakelt, ja? Und was ist mit denen, die gestern nicht hier waren?“ Möpschen machte auf dem Absatz kehrt und ließ es sich nicht nehmen, noch ein: „So ein blöder Idiot!“ hinterher zu keifen. Unbeeindruckt davon nahm der Tresen-Heini noch einen Schluck vom Selbstgebrauten.
    Nach fünfzig Minuten intensivster Verausgabung meinerseits, gesellte sich nun eine mächtige Frau unter Aufbringung größten Kraftaufwandes auf den Stepper neben mich. Nachdem sie das Gerät endlich erklommen hatte, schnaufte sie, als hätte sie soeben den Mount Everest bestiegen. Konnte mal jemand kommen und ihr Sauerstoff reichen? Augenscheinlich pflegte die Dame jedwede Lebensmittel ausschließlich vom Fass zu kaufen. Sie trug einen rosafarbenen Jogginganzug, welcher ihr mindestens drei Nummern zu klein war und ein albernes Schweißband in neongrün um den Kopf. Nachdem sie sich die ersten Schweißperlen vom Gesicht getupft hatte, setzte sie mich ungefragt darüber in Kenntnis, dass sie im Grunde genommen ausschließlich wegen des grandiosen Selbstverteidigungskurses in diesem Studio trainieren würde. Nun ja, ging es mir durch den Kopf, wieso diese Dame sich irgendwann würde selbst verteidigen müssen, war mir zwar schleierhaft, aber wenn sie meinte. Sie war mindestens zwei Meter fünfzig groß und wog bestimmt um die zweihundert Kilo, wer griff so jemanden an, wenn er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war? Gut, auch das sollte nicht meine Tagesproblematik darstellen.
    Nach weiteren anderthalb Minuten, in denen sie mühsam, wie eine Dampflokomotive schnaufend den Stepper in die Knie zwang, lief ihr der Schweiß in Sturzbächen das Dekollete hinab, da versagte sogar das neongrüne Stirnband. Wenn die jetzt ihr Leben aushauchte, müsste ich Erste Hilfe leisten, ging es mir durch den Kopf. Abgesehen von ihrer Leibesfülle hatte sie einen derart großen Busen, dass eine Reanimation wahrscheinlich nur unter Aufwendung enormster Kräfte möglich wäre, also ganz sicher in die Hose gehen würde. Ich schüttelte imaginär den Kopf.
    „Sie haben ja keine Vorstellung, wie witzig und charmant der ‚Pauel’ sein kann“, brachte sie unter asthmatischem Stöhnen hervor. Oh doch, das konnte ich mir sogar sehr gut vorstellen und dazu noch einiges mehr träumte ich in den Tag. Ich stummte sie weiterhin nur an,

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