Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Haare an ihrer Wurzel herausreißen oder so ähnlich. Aber nicht heute!
„Steffi, bitte! Das macht auch zu zweit keinen Spaß“, versuchte ich ihre Euphorie in bloße Angst zu verwandeln. Unbeirrt davon sprach sie weiter: „Doch Paula. Ich habe uns sogar schon einen Termin gemacht. In zwei Stunden müssen wir da sein“, schaute Steffi mich nun erwartungsvoll mit großen Augen an.
„Wie bitte? Heute? Niemals Steffi!“, wehrte ich hysterisch ab. „Ihr wollt mich wohl alle umbringen, erst muss ich mich zwei Tage durch sämtliche Alkoholbestände von Zehlendorf saufen, dazu muss ich mit Thea Kamasutra vögeln und jetzt soll ich mir ohne Vollnarkose Haare aus dem Körper zupfen lassen. Ihr spinnt ja wohl alle“, röhrte ich paranoid. Steffi zog eine Schnute und brachte ihr Dackelgesicht zum Einsatz. Verdammt, der konnte ich aber auch gar nichts abschlagen. Oh nein! Waxing. Aua! Wie grauenvoll! „Konntest du nicht irgendwas Schönes gewinnen? Irgendwas Schmerzloses, wie Massagen vielleicht, einen Spanienurlaub oder ein neues Auto?“, nörgelte ich. „Weißt du überhaupt, wie weh das tut?“, erkundigte ich mich bei Steffi, während mir der Schweiß aus allen Poren lief. Ich riss mir die nassen Klamotten vom Leib und hüpfte unter die Dusche. Steffi heftete sich wie eine Klette an meine Fersen und stiefelte mir hinterher.
„Waxing macht heute jeder, Paula! Wenn wir schon unserer Zeit nicht voraus sind, müssen wir zumindest mit ihr gehen, vor allem du“, hielt sie mir nun ihre Motivationsansprache. „Stell dir mal vor, du hast ein Date und ich will dich nur daran erinnern“, jetzt hob sie mahnend ihren Zeigefinger hinter meine Duschabtrennung, „dass du einem gewissen Herrn namens Lutz ein Date versprochen hast, und dann kommt es zum Äußersten.“ Während sie sprach, lugte Steffi hinter die Duschabtrennung und verzog angesichts meiner Scham verächtlich den Mund. „Oh Gott! In solch einem Urwald will nicht mal Tarzan mit seiner Liane auf die Pirsch gehen“, schüttelte sie angewidert ihren Kopf. Ich fing an zu gackern und spritzte Steffi nass. „Tarzan mit seiner Liane. Du spinnst ja wohl! Und beim ersten Date zeige ich doch niemandem meinen Busch“, empörte ich mich gespielt prüde.
„Genau! Ist ja auch gar nicht so deine Art“, flötete Steffi, während sie das Bad verließ. Ich wusste, worauf sie hinaus wollte. Als wir früher öfter gemeinsam
um die Häuser zogen, sah die Sachlage gänzlich anders aus. Aber schließlich bin auch ich erwachsen geworden. Als ich, zusammen mit neuen Lebensgeistern, der Dusche entstieg und in die Küche schwebte, setzte ich mich gemütlich an einen frisch gedeckten Kaffeetisch.
„Ich habe dir einen Pflaumenkuchen gebacken von den Gustav sein Pflaumenbaum. Davon isst du jetzt ein Stück und dann gehen wir zu Michail Smirnow“, säuselte sie voller Vorfreude. „Wer bitte ist Michail Smirnow?“, fragte ich.
„Der Waxer! Es heißt, er sei eine Institution“, erwiderte Steffi bedeutsam mit wichtigen großen Augen. Na toll, der Waxer, dachte ich. Aber Steffis leckerer Pflaumenkuchen mit Schlagsahne entschädigte mich im Vorfeld für so Einiges.
Zirka eine Stunde später lagen Steffi und ich rücklings auf zwei nebeneinander stehenden Kanapees. Ein junger großer Hüne betrat gut gelaunt unsere Lounge: „Namaste“ Er legte seine Hände aufeinander und verneigte sich vor uns. “Michail Smirnow, mein Name“, stellte er sich höflich vor. „Aber Freunde Mischa sagen zu mir, also bitte, sagt Mischa, ja?!“ Na toll ein Russe wollte, dass ich sein Freund bin. Steffi musterte Mischa von oben bis unten und hauchte: „Aber Hallo! Mischa!“ Während Steffi sich den Sabber aus dem Mundwinkel wischte, nahm ich den Raum, in dem wir lagen, in Augenschein. Unsere Lounge war sehr gemütlich eingerichtet und erstrahlte in halbdunklem Rot. Wir waren umgeben von flauschigstem Puff, dunkelrote Pufftapete, rote Pufflampen, rote Puffsessel, rote Puffkissen, wohin das Auge sah, überall Puff. Im Hintergrund plätscherte leise Lounge-Musik, welche dem Gast ganz sicher völlige Entspanntheit suggerieren sollte. Wenn ich mal von der Tatsache absah, dass ein Russe, der hoffentlich nüchtern war, mir in Kürze ans Schamhaar wollte, hätte mir das Etablissement im Grunde meines Herzens durchaus zugesagt. So leider konnte ich mich allenfalls sekundär entspannen.
Herr Smirnow, die Institution, begrüßte Steffi und mich jeweils mit einem angedeuteten Handkuss. Mir war unklar,
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