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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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funktionierte auch in diesem Fall. Bald hatten die übrig gebliebenen Scharfschützen gelernt, im Schatten zu bleiben und 1 Meter bis 1,20 Meter hinter dem Fenster zu schießen.
    Eigentlich war es auch etwas übertrieben, diese Leute als »Scharfschützen« zu bezeichnen. Meine Freunde vom SAS (Special Air Service) hatten mir von monatelangen Anti-Scharfschützen-Einsätzen gegen die IRA in Belfast erzählt. SAS-Präzisionsschützen wurden dort in Überseekoffern in Gebäude eingeschmuggelt, um eine ganze Woche lang direkt unter dem Dachgesims ein Loch zu bohren. Während dieser ganzen Zeit machte ein IRA-Scharfschütze 400 Meter entfernt dasselbe. Was dann folgte, war ein regelrechtes Scharfschützen-Duell. Das war echte Handwerkskunst. Das heute Abend war dagegen nur ein Popelfresser mit einem Maschinengewehr.
    »Achte auf Mündungsfeuer«, sagte ich. Ich beobachtete mit meinem Feldstecher immer noch eine Häuserreihe. Die Sonne war jetzt zwar untergegangen, aber der Himmel war immer noch erleuchtet. In dieser nautischen Dämmerung war es immer noch zu hell, um ein Nachtsichtgerät einzusetzen. Erst in 15 bis 20 Minuten würde es endgültig dunkel sein.
    Erneut feuerte das RPK. Dieses Mal verfehlten die Kugeln jedoch unsere Sandsäcke und schlugen kurz vor uns in die Fahrbahn ein. Einige Leuchtspurgeschosse taumelten als Querschläger in den Himmel hinauf, wo sie nach kurzer Zeit in niedriger Höhe erloschen. Ich hoffte, das Mündungsfeuer des RPK würde den Schützen bei zunehmender Dunkelheit verraten.
    Vom libanesischen Checkpoint südlich unseres Green Beach raste jetzt ein Pickup voller Soldaten an uns vorbei, der mit brennenden Scheinwerfern in Richtung Norden unterwegs war. Es gab keine Möglichkeit, ihn zu warnen oder gar aufzuhalten. Als sie auf Khomeiniville und die Häuserreihe zufuhren, konnte ich beobachten, wie die LAF-Soldaten auf der Ladepritsche des Pickup ihre Waffen bereit machten.
    »Oh, Scheiße!«, rief Cheese aus.
    Als der Pickup weitere 200 Meter zurückgelegt hatte, eröffnete das RPK das Feuer. Die Rücklichter schwankten, flackerten und gingen dann aus. Das MG-Feuer steigerte sich zu einem Crescendo. Der Pickup war in einen Hinterhalt geraten und unzählige Geschosse flogen jetzt mit einem irren Pfeifen die Straße hinunter.
    Das RPK gab lange Feuerstöße ab, während die Soldaten hinter ihrem Fahrzeug Deckung suchten. Als die Leuchtspurgeschosse aus Khomeiniville herausprasselten, konnten wir endlich erkennen, von wo dieses MG schoss. Das Fenster der Schussposition blinkte weiß und hob sich als blitzendes helles Rechteck von der dunklen Häuserreihe ab.
    »Ich hab’ den Schützen«, rief ich. Ich hielt den Feldstecher weiterhin an die Augen. Das RPK feuerte erneut. »Zweite Häuserreihe, in der Mitte des Blocks.«
    Cheese hatte ihn jetzt auch gesehen. Er presste die Wange gegen den Schaft, atmete tief ein und dann wieder aus. Er gab einen einzigen Schuss ab. Der Schussknall war ein tiefer, dröhnender, markerschütternder Schlag. Die ausgeworfene Patrone prallte von der Decke ab. SEALs kämpfen gewöhnlich nicht aus unterirdischen Unterständen heraus. Als drei weitere Schüsse meinen Kopf erzittern ließen, machte ich im Geiste eine Notiz: Das Schießen aus unterirdischen MG-Nestern kann zu Migräne führen.
    Cheese gab in schneller Folge sechs Einzelschüsse ab, während ich weiterhin das Zielgebiet beobachtete. Die ersten beiden Geschosse trafen das Gebäude etwas zu tief, die letzten vier schlugen keine Funken. Sie mussten also durch die Fensteröffnung geflogen sein. Ein paar Sekunden lang herrschte Stille. Dann waren von dem liegen gebliebenen Pickup vier oder fünf Schüsse zu hören. Es musste also Überlebende geben.
    Der RPK-Schütze eröffnete jetzt aus einem anderen Fenster das Feuer. In einer einzigen langen Salve feuerte er mindestens 50 Schüsse ab. Je dunkler es wurde, desto besser waren jetzt die Mündungsblitze zu sehen. Die ersten Geschosse schlugen in den Sand direkt vor uns ein, sodass wir beide den Kopf einzogen. Die nächsten Kugeln prallten auf den Unterstand und knallten schließlich auf die Zufahrtssperre. Ziemlich gut, dieser Schütze, das mussten wir zugeben.
    Ich öffnete den M-203-Granatwerfer, der unter der Handstütze meines Gewehrs angebracht war, ließ die Beehive-Granate herausrutschen und steckte sie in die Cargo-Tasche meiner Tarnhose. Dann holte ich aus meiner Einsatzweste eine HEDP-Granate heraus.
    »Was meinst du, wie weit sind diese Häuser

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