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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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die syrische Armee. Ohne Zweifel hatten sie vorhin auf uns geschossen. Unsere Einsatzregeln verboten uns jedoch, als Erste das Feuer zu eröffnen. Tatsächlich durften wir laut den Vorschriften der Friedenstruppe eigentlich überhaupt nicht feuern. Wenn wir uns »verteidigen« wollten, mussten wir zuerst den Schützen, die Waffe und das Mündungsfeuer identifizieren. Den oberen Chargen der multinationalen Friedenstruppe war irgendwie entgangen, dass jemand, der diese drei Phänomene in dieser Reihenfolge beobachtet hatte, ziemlich sicher bereits ein toter Mann war. Die Vorschriften erinnerten uns jedoch ständig daran, dass dies kein Krieg, sondern eine »Friedenssicherungsmission« war, bei der keine »Präventiv«-Angriffe erlaubt waren.
    Wenn ich also gegen diese Lastwagen vorgehen wollte, musste ich zuerst ihre Position an das Hauptquartier weitergeben und diesem außerdem berichten, dass ich mit eigenen Augen gesehen hatte, dass sie geschossen hatten. Diese Meldung würde dann die Kommandokette emporwandern, und nach einiger Zeit würde man mir mitteilen, ob es für mich ratsam sei, eventuell doch etwas gegen diese bösen Buben, wenn sie es denn waren, zu unternehmen. Das Ganze war eine gefährliche und absolut hirnrissige Prozedur.
    Vielleicht war ich inzwischen wirklich ausgebrannt, aber in dieser Nacht machte ich mir nicht einmal mehr die Mühe, die syrische Position über Funk zu melden. Ich wartete einfach nur ab.
    Wir lagen eng an den Boden geschmiegt im Gras und beobachteten den Gegner eine ganze Weile. Wenn sie ihre Geschütze schussbereit machen sollten, würde ich ihnen zuerst eine Beehive hinüberschicken und danach meine Vorgesetzten um Erlaubnis fragen.
    Wir warteten. Sie hingen jedoch einfach nur herum, vertraten sich 100 Meter vor uns die Beine und rauchten Zigaretten. Einer von ihnen stand auf der Kühlerhaube seines Lastwagens und suchte die Umgebung mit seinem russischen Nachtsichtgerät ab. Wir waren jedoch so gut getarnt, dass er uns nicht entdeckte. Er hätte uns nicht einmal gesehen, wenn er direkt vor uns gestanden hätte.
    Aber das sollte nicht unsere Nacht werden. Die Syrer protzten ihre Geschütze nicht ab. Eine halbe Stunde später kletterten sie wieder in ihre Lastwagen und ließen die Motoren an. Die Lkws kletterten mit den Geschützen im Schlepptau ins Schuf-Gebirge hinauf.
    Kurz darauf ging der Artilleriebeschuss weiter. Wir konnten nur völlig frustriert beobachten, wie Raketen und großkalibrige Granaten auf der Startbahn und dem Strand einschlugen. Die ganze Nacht über folgten die bösen Jungs ihrer Taktik des »Schießens und Abhauens«. Kein einziges Mal konnten wir sie mit unserem Laser markieren. Unser Einsatz war ein richtiger Schuss in den Ofen. Zwei Stunden vor Sonnenaufgang wandten wir uns nach Norden und patrouillierten in den amerikanischen Sektor und nach Green Beach zurück. Unterwegs pfiffen ständig Geschosse über unsere Köpfe. Immer wieder mussten wir uns auf den Boden werfen, als um uns herum Granaten einschlugen.
    Wir passierten den Stacheldrahtzaun ohne weitere Zwischenfälle. Es war fast 5.00 Uhr, als wir in unserem Unterstand eintrudelten. Die Einsatznachbesprechung war kurz. Die Jungs waren angepisst und erschöpft. Doc setzte sich auf sein Feldbett, das direkt gegenüber meinem stand. Er zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Wo kriegen wir jetzt ein ordentliches Frühstück her?«
    Ich hängte meine Waffe und Einsatzweste an einen Nagel über meiner Pritsche. »Scheiß doch aufs Frühstück«, raunzte ich.
    »Es ist Sonntag. Drüben im BLT gibt es heute Pfannkuchen. Soll ich uns einen Laster besorgen, damit wir unsere Jungs dorthin karren können? Eine warme Mahlzeit würde ihnen guttun.«
    »Möchtest du ein nettes Familienessen veranstalten, Doc?«
    Dave lag bereits auf seiner Pritsche. »Ich scheiß aufs Frühstück«, sagte er.
    »Okay«, sagte ich. »Jeder, der mit dem Doc essen gehen will, kann das tun.«
    Von allen Seiten schallte es »Fuck you« durch den Unterstand.
    Doc legte sich auf sein Feldbett und schloss die Augen. »Faule Bande! Dann bleibt ihr eben hungrig«, sagte er.
    Wir waren jedoch nicht faul. Wir waren die ganze Nacht durch die Gegend patrouilliert und dabei ständig von allen möglichen Seiten beschossen worden. Das Granatfeuer hatte aufgehört, und der Adrenalin-Kater traf uns jetzt wie ein Hammer. In 45 Minuten wurde es bereits hell und wir mussten unbedingt noch ein wenig schlafen. Nachdem ich meine

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