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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Trümmerhaufen herab. Schwere Bulldozer hatten bereits mit ihrer Arbeit begonnen. Fahrbare Kräne und Hubsteiger bewegten Betonstücke von der Größe eines Autos. Die Sonne übergoss die Trümmer und den heißen Staub, der alles einhüllte, mit einer blendenden Helligkeit, die den Augen wehtat.
    Dieser Staub klebte an allem und allen, ob sie nun lebten oder tot waren.
    Ich fand Frank an der Nordseite des Kraters. Er hatte sich nur Minuten nach der Explosion von einem Hubschrauber hierherfliegen lassen. Zusammen mit einigen anderen war er dann in das immer noch brennende Gebäude hineingekrochen, um Dutzende von TOW-Panzerabwehrraketen zu bergen, die im eingestürzten Erdgeschoss gelagert waren. Unter höchster Gefahr hatten sie diese Raketen und ihre hochexplosiven Sprengköpfe aus den Trümmern geholt, bevor sie durch die Hitze und das Feuer zur Detonation gebracht wurden. Diese heldenmütige Tat hatte vielen Rettungskräften und Überlebenden das Leben gerettet.
    Frank zitterten die Hände und seine Haut war aschgrau vor Staub. Ich sah auch nicht viel besser aus. Der schrecklichste Anblick meines bisherigen Lebens hatte mich meiner Sprache beraubt. Wir waren wie Gespenster, die ihre Zungen verloren hatten.
    Abgerissene Körperteile, zerfetzte Kleidungsstücke, Schlafsäcke, Ponchos und Einsatzwesten hingen in den Bäumen und lagen in einem Umkreis von Hunderten von Metern auf dem Boden verstreut. Das Gebäude war völlig zerstört. In seiner Mitte hatte sich ein riesiger Krater geöffnet. Im Explosionskern gab es gar nichts mehr außer grauem Staub. Nur die skelettierte Antriebswelle des Lieferwagens, der die Bombe befördert hatte, steckte aufrecht in diesem Loch.
    Um den zentralen Krater herum war das Gebäude Stockwerk für Stockwerk in sich zusammengestürzt. Ganz außen waren größere Stücke der Betonböden, die manchmal 9 auf 9 Meter maßen, durch die Explosion aus ihrer Position gerissen und regelrecht aufgefaltet worden.
    An vielen Stellen lagen ganze Knäuel von 2,5 Zentimeter dicken Betonstahlstäben frei, die wie sich windende Schlangennester wirkten. Dicht hinter dem Gebäude hatte die Explosion die Zelte und Hütten des Motor-Pools buchstäblich zerfetzt. 100 Meter weiter hatte die Druckwelle einzelnen Jeeps die Motorhaube und die Windschutzscheibe abgerissen und manchmal sogar deren Reifen und Kühler von dem völlig verbogenen Fahrgestell abgetrennt.
    Noch ein Stück weiter lag ein Teil der persönlichen Habe der Männer, die in dem Gebäude stationiert gewesen waren, Feldflaschen, Rasierzeug oder die zerbrochenen Gehäuse von Kassettenrekordern. Jeder vorstellbare Ausrüstungsgegenstand, der in der Inventarliste des Marine Corps aufgeführt war, ließ sich jetzt auf den Flächen außerhalb des schwelenden Trümmerhaufens finden.
    Waffen, Rucksäcke und Feldjacken.
    Briefe, Tausende Briefe, die in den Himmel geschleudert wurden und danach wie Schnee zurück auf den Boden gerieselt waren.
    Familienfotos.
    Trainingsanzüge und -schuhe, zu Kugeln zusammengerollte Socken. Die Namen toter Männer, die auf Handtücher und T-Shirts schabloniert waren. Am erschreckendsten war jedoch die leere Fläche, wo noch gestern das Gebäude gestanden hatte.
    In der Luft hing der Geruch von Pulverdampf und verbranntem Fleisch. Wir gruben mit bloßen Händen in den Trümmern, um doch noch Überlebende zu finden. Wir arbeiteten eng zusammen, behielten uns gegenseitig im Auge und gaben sorgfältig acht, dass die Orte, an denen wir gruben, nicht noch weiter zusammenstürzten. Die Trümmer des Gebäudes schienen zu ächzen. Wir konnten unter unseren Füßen das erstickte Wimmern der Verschütteten hören.
    Ich kroch so tief wie möglich in die Ruine hinein und fand mich schließlich an einem sargähnlichen Ort wieder. Über mir waren riesige Betonplatten aufeinandergetürmt. Zwischen diesen Platten gab es keinen freien Raum, nicht einmal ein paar Zentimeter. Nur ein Paar Stiefel ragten aus einem Spalt heraus. Es waren Dschungelstiefel, wie auch ich sie gerade trug. Sie waren mit dem Staub geschmolzenen Betons bedeckt. Ihr Eigentümer war wahrscheinlich zwischen den Betonplatten auf Papierdünne zerquetscht worden. Nur Zentimeter neben der Stelle, aus der die Stiefel herausragten, hingen Hände und Arme aus dem Spalt herunter. Sie waren absolut still, grau und tot wie die Teile einer achtlos weggeworfenen Plastikpuppe. Im Rumpf dieses Gebäudes waren Trümmer und Leichen so ineinander verkeilt wie Skulpturen, die der Satan

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