Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
vielversprechenden Psychologen in einen Bewerber um die Mitgliedschaft in einer militärischen Spezialeinheit verwandelt. Ich hatte allem den Rücken gekehrt, was ich kurz zuvor noch hatte werden wollen. Fünf Jahre Studium und ein Lebensplan hatten ihren Sinn verloren.
Ich war vom Ende der Welt abgesprungen.
Man hat mir gesagt, dass ein Bruch mit der Freundin als Grund für eine Bewerbung bei den SEALs aus dem Plot eines schlechten Films stammen könnte. Kann schon sein. Heute hört es sich wirklich ein wenig wie Drei Fremdenlegionäre an, aber damals kam es mir nicht so vor. Ich wollte meinem Leben eine neue Richtung geben, und das tat ich auch. Radikal.
Ich rief zu Hause an und sagte meinem Vater, dass ich gerade zu den SEALs gegangen sei. Es folgte eine lange Pause. Dies von einem Jungen, der die Zulassung bei der US Naval Academy nicht wahrgenommen hatte, weil er sagte, er habe genug vom Militär, von einem Hippie, der Psychologie studierte und sich seinen Studienplatz nach der Nähe zur Brandung ausgesucht hatte. Wieder ließ mein Vater eine großartige Gelegenheit, mich zu verspotten, ungenutzt verstreichen. Er sagte nur: »Na, dann sei aber vorsichtig.«
Ich räumte meine Wohnung, verkaufte meine Bücher und fuhr heim zu meinen Eltern in Biloxi. Mein Vater hatte inzwischen den Dienst bei der Navy quittiert und arbeitete als der für die Südstaaten zuständige Manager einer Firma, die Bugstrahlruder für Versorgungsschiffe von Ölfeldern herstellte. Er besorgte mir einen Job beim Installieren und Reparieren der Ruder, und ich verbrachte den Sommer damit, auf den Beginn meiner Ausbildung an der OCS zu warten und mich nach Lisa zu verzehren.
Drei Wochen bevor ich nach Newport ging, flog ich nach Neuengland. Lisa hatte ihren Abschluss am Mount Holyoke gemacht und arbeitete jetzt als Nachrichtenmoderatorin bei einem Sender für Countrymusic in Brunswick in Maine. Ich weiß nicht, was ich mir bei dem Besuch dachte … Dass wir ganz schnell alles wieder in Ordnung bringen würden, oder was? Sie hatte mich nicht einmal richtig eingeladen. Ich hatte sie einfach angerufen und gesagt, dass ich kommen würde.
Unser Wiedersehen verlief qualvoll. Wegen ihres Jobs bei dem Radiosender musste Lisa um 4.00 Uhr aufstehen, um aus den Meldungen von Associated Press die Morgennachrichten zusammenzustellen. Ich saß in ihrer Wohnung und hörte, wie sie zwischen Songs über gebrochene Herzen und geschrottete Kleintransporter die Nachrichten verlas. Ein paar Tage lang hing ich bei ihr herum wie ein zu Weihnachten verschenkter Welpe, den niemand haben will. Irgendwann sagte ich beim Abendessen: »Ich glaube, ich sollte gehen.« Sie widersprach mir nicht.
In unserer letzten gemeinsamen Nacht liebten wir uns auf eine bittere und selbstsüchtige Art. Danach lag ich wach und sah ihr beim Schlafen zu, und als ihr Wecker klingelte, starrte ich an die Decke, als sie sich anzog, die Haare bürstete und das Haus verließ.
»Schließ ab, wenn du gehst«, sagte sie.
In meiner Erinnerung ist dieser Moment die letzte Sekunde meiner Kindheit.
Ich hatte Lisa auf eine verzweifelte, umfassende und furchterregende Art geliebt. Heute glaube ich, dass ich sie mit einem Herzen liebte, das noch nie gebrochen worden war, und dass ich danach nie wieder richtig lieben konnte.
Ich nahm meinen Seesack und ging zu Fuß zum Busbahnhof, wo ich für 33,50 Dollar eine einfache Fahrkarte nach Newport löste. Als der Bus kam, regnete es in Strömen und ich wurde in den paar Augenblicken klatschnass, in denen ich meine Fahrkarte lochen ließ und den Seesack in das Gepäckfach warf. Ich suchte mir einen Platz hinten in dem leeren Bus, lehnte das Gesicht an die Scheibe und weinte leise.
Von der OCS habe ich nur noch das Geschrei der Ausbilder und den scharfen Geruch von Bohnerwachs in Erinnerung. Sie war meiner Ansicht nach erheblich leichter zu bewältigen als Staunton. Ich kommandierte eine Kompanie, studierte sehr wenig und wäre fast in astronomischer Navigation durchgefallen. 16 Wochen lang gab ich jeden Dollar, den ich verdiente, für Bourbon und Hotelzimmer in Newport aus. Die Stadt war immer noch eine Art Heimatstadt für mich, und wenn ich Urlaub hatte, ließ ich dort die Sau raus. Ich ging mit Krankenschwestern, mit Zahntechnikerinnen und mit der Tochter eines Flottillenadmirals aus. Ansonsten vertrieb ich mir die Zeit bis zum Abschlussexamen, indem ich auf meinem Zimmer herumsaß und Vivaldi, die Countryrockband Pure Prairie League und Popmusik
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