Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
wichtiger Schritt auf Giffs Karriereleiter. Sein Marschbefehl legte fest, dass er bis spätestens 15. Januar dort eintreffen musste. Skip sorgte dafür, dass Frank unser Team erst am 14. Januar um 23.55 Uhr verlassen durfte. Diese Schikane verweigerte Frank die Übergangszeit von einer Woche, die man traditionellerweise bei einer solchen Versetzung eingeräumt bekam. Frank musste jetzt innerhalb von zwölf Stunden packen, nach Mittelamerika fliegen und direkt in einen neuen Krieg springen. Aber wenigstens war Frank draußen. Er grinste über beide Ohren, als ich ihn auf der Navy-Flugbasis in Norfolk absetzte.
»Das nächste Mal sehen wir uns an einem schöneren Ort«, sagte er und salutierte zum Spaß in Richtung Terminal.
Ich schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn.
» Vaya con huevos «, sagte ich.
»Du bist wirklich eine Pflaume«, erwiderte er. »Du solltest dort abhauen, so schnell du kannst.«
Eine Flucht erwies sich jedoch als unmöglich. Die Teamführung revanchierte sich, und zwar pronto. Anstatt mir das Kommando über den 5. Zug zu übertragen, lösten sie ihn einfach auf. Wir waren plötzlich alle Waisen, gehörten keiner operativen Einheit mehr an und waren auch aus der Trainingspipeline draußen. Der neue Operations Officer, Mad Dog Williams, hatte jedoch Mitleid mit uns. Zwar wurde das 5. Platoon abgewrackt, aber Mad Dog tat alles, um uns unser Exil erträglich zu machen. Fünf oder sechs Jungs, Dave, Doug, Cheese und Rudi folgten mir in die Kadereinheit. Doc wurde zu den Sanitätern versetzt. Die übrigen wurden verschiedenen Abteilungen wie der Instandsetzungs-, Pionier-, Nachrichten- oder Tauchertruppe zugewiesen. Es hätte schlimmer kommen können.
Alle Jungs mit Ausnahme von Sandy hatten im Libanon Auszeichnungen und Orden erhalten. Der Kommandeur der Sechsten Flotte hatte sie ihnen verliehen, überreichen sollte sie jedoch der Commanding Officer des SEAL Team Four.
Sie wissen schon, der Typ, den ich gerade gewaltig verärgert hatte.
Die Medaillen lagen sechs Monate im Safe des Captains. Dabei war es nicht nur der blinkende Uniformschmuck, der die Jungs interessierte. Für jede Auszeichnung, die sie in einem Kampfeinsatz erhielten, bekamen die Männer wertvolle »Advancement Points«, Fortschrittspunkte. Die wurden ihnen jedoch erst gutgeschrieben, wenn sie die Medaillen tatsächlich erhalten hatten. Die Punkte waren wichtig für die Beförderung, und Beförderungen bedeuteten mehr Geld. Aber die Orden ruhten weiterhin im Safe. Die Schlacht zwischen dem 5. Zug und dem Teamkommando hört sich im Nachhinein richtig großartig an. In Wahrheit kämpften unsere Chefs nur in einem Papierkrieg. Sie hatten uns vielleicht nicht einmal auf dem Kieker. Zumindest nicht richtig. Sicher steckte hinter manchem, was damals passierte, Gehässigkeit und Missgunst. Vieles davon war jedoch einfach einem gerüttelt Maß an bürokratischer Trägheit geschuldet.
Wie man die Jungs behandelte, machte mich sauer, und ich war empört darüber, wie man Frank behandelt hatte. Aber der Bullshit im Team war einfach nur Bullshit, nicht mehr. Außerdem wusste ich, dass ich das Ganze mit meinem 1149 herausgefordert hatte. Ich hatte einen Angriff gegen eine überlegene Kraft begonnen, ohne einen Plan für eine weiterführende Attacke oder einen Rückzugsweg zu haben. Ich war böse auf die Nase gefallen. Ich schluckte es, so gut ich konnte, aber auch da war mir der Doc voraus.
Er hatte da einen Lieblingsspruch: »Sagt der Mann zur Frau: ›Es gibt bessere Wege, ins Schwitzen zu geraten, als durch Kleinigkeiten.‹«
Wir genossen es zumindest, nicht jeden Tag unter Granatfeuer zu stehen.
Die Männer des alten 5. Zugs hingen miteinander herum, so oft es ging, aber die unterschiedlichen Aufgabengebiete und Abteilungen führten uns alle in ganz unterschiedliche Richtungen. Ich versuchte, ein Auge auf die Jungs zu haben. Sie tranken mehr als jemals zuvor, und mir ging es da nicht anders. Während unserer Abwesenheit hatte man das »Casino« abgerissen. Das hatte in gewisser Hinsicht sogar etwas Gutes. Wir hatten alle eine Menge Gründe, uns volllaufen zu lassen.
Damals fand ich fast überhaupt keinen Schlaf mehr. Wenn ich doch einmal einschlief, verschaffte mir das keinen Frieden. In der Woche nach Weihnachten zog ich in Margots Strandbungalow ein. Es war für mich immer noch wie ein Wunder, in einem Bett aufzuwachen, und es war eine Freude, sie zu spüren, wenn sie warm und süß neben mir schlief. Ich war froh, nicht
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