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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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mit niemandem teilen konnte. Es war das Wissen, das schmerzte. Wie hätte ich jemandem erklären sollen, wie es dort drüben gewesen war? Und warum in Gottes Namen sollte ich wünschen, dass er es begriff?
    Der allgemeine SEAL-Code legte fest, dass man das alles zu schlucken hatte. Man lebte sein Leben einfach weiter. Auch ich bemühte mich, diese Erinnerungen zu begraben. Die Reise ins Licht sollte lange dauern und aus einer komplizierten Reihe von Vorstößen und Rückzügen bestehen. Tief an einem Ort, der mir nur in geringem Maße zugänglich war, würde ich mich noch lange schuldig fühlen, weil ich überlebt hatte. Aus diesem Grund trieb ich mich mit aller Macht selber an. In den nächsten Jahren forderte ich mir selbst möglichst viel ab. Schließlich sollte ich doch noch meinen Frieden finden. Dies würde jedoch einen Kampf und Sieg benötigen, der jetzt noch weit entfernt war und von dem ich noch nichts wissen konnte.
    In der Zwischenzeit war ich froh, dass ich wenigstens meinen Verstand nicht verlor.
    Ich arbeitete wieder in der Operationsabteilung, diesmal jedoch als Ausbildungsoffizier. Ich nahm diesen Job sehr ernst und genoss ihn sogar. John Jaeger, dieser renitente Giftpilz, war immer noch der Senior Chief der Ausbildungsabteilung und A. P. Hill und Camp Pickett wurden zu unserem gemeinsamen Terrain. Die frischgebackenen BUD/S-Absolventen mussten weiterhin das Advanced-Operator-Training durchlaufen, und Kampfzüge, die nach Übersee geschickt wurden, zuvor ein ganz spezielles Einsatztraining absolvieren. Es war ein »Pipeline-Job«, Routine, aber auf keinen Fall langweilig oder gar stumpfsinnig. Trotzdem schien meine Aussicht auf einen Zugführerposten mehr und mehr zu schwinden. Ich begann, nach einem anderen Ort Ausschau zu halten, an dem ich vielleicht bessere Chancen auf eine Führungsposition haben könnte. Dieser Ort war das SEAL Team Six.
    Das SEAL Team Six war im Jahr 1981 unter großer Geheimhaltung aufgestellt worden. Das »Six«, wie man es gewöhnlich nannte, war der Navy-Beitrag zu einer Kommandoeinrichtung der US-Streitkräfte, die im Verbund mit Einheiten von mehreren Teilstreitkräften Spezialeinsätze durchführen sollte. Das SEAL Team Six war dabei das Navy-Gegenstück der Delta Force. Seine Mission war das am schlechtesten gewahrte Geheimnis im gesamten US-Militär. Wenngleich man also die Aufgaben des Six erraten konnte, waren sein Aufbau und seine spezielle Kommandostruktur erst einmal weitgehend unbekannt.
    Das Six war von Dick Marcinko ins Leben gerufen worden, der zu dieser Zeit Operations Officer des SEAL Team Two war. Marcinko wollte sich damit sein eigenes kleines Reich schaffen, was ihm auch ausgezeichnet gelang. In kurzer Zeit hatte er aus 17 Jungs, die einer kleinen Eingreiftruppe zugewiesen worden waren, seine eigene kleine Streitmacht geformt. Der gesamte Aufbau des Six war Marcinkos Werk. Er beschaffte sich die besten Operators, die besten Waffen und die beste Ausrüstung. Er machte im Militäretat bedeutende Gelder locker und setzte alle Hebel in Bewegung, damit seine neu geschaffene Einheit auch tatsächlich dem neuen Joint Command zugewiesen wurde. Dessen Befehlsstruktur war ganz einfach. Der Kommandeur des Joint Special Command unterstand nur dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs, also dem höchsten Soldaten der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika. »Desert One«, die gescheiterte Befreiung der iranischen Botschaftsgeiseln, hatte deutlich gemacht, wie unzureichend die USA auf die immer größer werdenden terroristischen Bedrohungen vorbereitet waren. Diese Bedrohung war global, und 70 Prozent des Globus waren mit Wasser bedeckt. Die Delta Force hatte jedoch zu dieser Zeit überhaupt keine Einheiten, die im Wasserkampf ausgebildet waren. Dick Marcinko und »Mob Six« wollten diese Lücke füllen.
    Die Baracke im Hinterhof des SEAL-Team-Two-Geländes wurde bald durch ein brandneues Gebäude auf einem anderen Stützpunkt ersetzt, das über 1 Million Dollar kostete. Dieser Umzug war so symbolisch wie notwendig. Marcinko gelang es buchstäblich, ein ganzes SEAL-Team aus dem Boden zu stampfen, das praktisch nur ihm verantwortlich war. Das SEAL Team Six stand im Gegensatz zu allen anderen SEALs außerhalb der administrativen und operationellen Kontrolle der NAVSPECWARGRU 2. Wie die Delta Force war die Einheit ständig kampfbereit. Innerhalb von Stunden konnte das ganze Team in jedes x-beliebige Land auf dieser Welt gebracht werden, um dort sofort den Kampf

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