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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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ausgetauscht. Die neuen Chefs waren Erbsenzähler und der 5. Zug sollte sich für alles verantworten, was er während des Einsatzes im Libanon verloren, »zerstört« oder »verschachert« hatte. Frank war gerade auf Urlaub, als mich der neue XO, ein Typ, den ich hier nur »Skip« nennen will, in sein Büro rief, um mich ins Gebet zu nehmen.
    Als er gerade loslegen wollte, hob ich abwehrend die Hand, was für einen rangniederen Offizier eine ausgesprochen rüde Geste war.
    »Haben Sie schon unseren Einsatznachbericht gelesen?«, fragte ich.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen«, erwiderte er.
    Unser Einsatznachbericht lag auf der Ecke seines Schreibtischs. Es war ein fast 8 Zentimeter dicker Aktenordner. Darin waren Hunderte von Patrouillen, Dutzende von Operationen zur Bekämpfung von Scharfschützen und ein halbes Dutzend Erkundungsmissionen im ganzen Libanon gegen syrische und israelische Ziele aufgeführt.
    »Warum lesen Sie ihn nicht erst einmal, Sir?«, fragte ich ihn.
    Am nächsten Tag drückte mir ein Chief von der Versorgungsabteilung ein sogenanntes MSLR (Materiel Stolen or Lost Report) in die Hand, ein Formular, in dem das gesamte verloren gegangene oder gestohlene Material unseres Zugs aufgelistet war. Der Bericht führte beinahe 100 größere und kleinere Ausrüstungsgegenstände des Platoons auf, die insgesamt mehr als mein ganzer Jahressold wert waren. Der Chief wollte, dass ich dieses Formular unterschreibe. Ich sollte für die gesamte verschwundene Ausrüstung die Haftung übernehmen.
    Ich schaute mir die Liste genauer an. Da gab es ein tragbares PRC-77-Funkgerät samt Antenne, das eine Mörsergranate aus dem Zodiac herausgeschleudert hatte. Dann gab es da das M-16-Gewehr, das zur Erde gefallen war, während sein Operator gerade von einem Hubschrauber nach einem beendeten Einsatz aufgenommen wurde. Das Ganze ließ sich tatsächlich als »heiße« Operation bezeichnen. Die Waffe war verloren gegangen, weil der rot glühende Lauf der Waffe den Gewehrriemen aus Nylon durchgesengt hatte. Auch eine Nachtsichtbrille war aufgeführt, die »zerstört« zurückgegeben worden war. Das war von mir tatsächlich unverzeihlich gewesen. Sie war von einer Kugel des Kalibers .50 zerschmettert worden, als ich sie nachlässigerweise auf einen Unterstand gelegt hatte, während ich in die Hocke ging, um mich auf der Karte zu orientieren. Die Liste war geradezu unendlich: Uniformteile, Schwimmflossen, Stiefel, MK-13-Signalraketen, Magazine, Munitionskästen, leere Munitionskästen! Batterien für unsere Tauchanzüge. Stoffgürtel und Tauchsocken. Büroartikel und die antike, uralte Blue-Ray-Maschine, mit der wir unsere Strandkarten druckten. Die Blue-Ray gab den Geist auf, als sie während unserer Orkanfahrt über den Atlantik aus dem Schrank fiel, in den wir sie gestellt hatten.
    Der Versorgungs-Chief klickte auf seinen Kugelschreiber und hielt ihn mir hin.
    »Genau auf die punktierte Linie, Sir.«
    »Ich komme später bei Ihnen vorbei, Chief.«
    Ich nahm das 1,5 Zentimeter dicke Formular aus engzeilig beschriebenen Seiten mit in unser Platoon-Büro. Dieser MSLR war vollkommen absurd. Es war der klassische Fall, dass ein Vorgesetzter die Verantwortung und die Arbeit auf einen Untergebenen ablud. Unsere gesamten Verluste waren kriegsbedingt. Wir hatten jedes verloren gegangene Ausrüstungsstück genau dokumentiert. Wenn die Versorgungsabteilung dafür Ersatz beantragen wollte, müsste sie ihre eigene Dokumentation erstellen und ihrerseits eine Menge Formulare ausfüllen. Für sie war es viel einfacher, uns die Verantwortung aufzuhalsen. Ich wollte Frank auf keinen Fall daheim im Urlaub stören. Es stellte sich heraus, dass dies überhaupt nicht nötig war.
    Die Schwäche des Feindes ist immer unsere Stärke.
    Skip war ein Erbsenzähler. Ich musste ihm also nur die Sorte von Erbsen geben, die er nicht zählen wollte. Die Sorte Erbsen, die ihm für den Rest seines Lebens Albträume verschaffen würde.
    Wir waren mit einem ganzen Container voller Ostblock-Waffen zurückgekehrt. Die Kriegsbeute einer Friedensmission. Einige Waffen hatten wir erbeutet, einige eingetauscht und einige hatten wir uns bei einem verdeckten Ausrüstungstausch beschafft, der vom Chef des Beiruter CIA-Büros vermittelt worden war. Kurz gesagt, dieses Zeug war wirklich gruselig, es war heiß und es stank zum Himmel. Hinter meinem Büro steckten in einem 3 auf 3 Meter großen Fiberglaskasten 2 Tonnen absolute Karrierekiller. Wer immer dieses Zeug

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