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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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aufzunehmen. Von allen Einheiten des US-Militärs stand und steht SEAL Team Six ständig in der höchsten Alarmbereitschaft.
    Das Six machte sich zur Aufgabe, die besten Operators zu bekommen und zu behalten. Diese Einheit war etwas ganz Eigenes und Geheimnisvolles, und sie kapselte sich nach außen ab. Mit den Männern, die dorthin gingen, hatte man plötzlich keinen Kontakt mehr. Niemand sprach über diesen Ort, am wenigsten die Leute, die dort stationiert waren. Dieses Schweigen machte das Ganze natürlich nur noch geheimnisvoller.
    Beim Aufbau seines kleinen Königreichs hatte sich Marcinko zahlreiche Feinde gemacht. Die anderen Teams beneideten das Six wegen dessen unbegrenzten Budgets und waren sauer, dass es ihre besten Operators abwarb. Dabei brauchte das Six um sein Personal gar nicht groß zu werben. Wenn man dorthinkommen wollte, musste man ein persönliches Interview mit Marcinko absolvieren. Zuvor bekam man mitgeteilt, dass sich ausschließlich Operators mit mehreren Auslandseinsätzen und einer makellosen Dienstakte zu bewerben brauchten. Nach einem erfolgreichen Interview kam der Name des Kandidaten in einen Pool. Bei Bedarf wurde dann das Joint Command benachrichtigt, welcher Kandidat den Versetzungsbefehl zum Six erhalten sollte. Marcinko war für seine eigentümliche Gesprächsführung fast so berühmt wie Admiral Rickover. Scheinbar besonders geeignete Kandidaten wurden abgelehnt und vermeintliche Nieten wurden genommen. Für die Beobachter in den »regulären« Teams schien es keine vernünftige Begründung dafür zu geben, warum der eine genommen wurde und der andere nicht. Wie alle anderen Entscheidungen im SEAL Team Six wurden auch diese ganz allein von Marcinko getroffen. Das Six war zu Marcinkos persönlichem Lehen geworden.
    Allerdings nur für eine gewisse Zeit. Überall wurden bereits die Messer gewetzt. Im gesamten Militär besaß er keinen einzigen Freund mehr. Anfang 1983 war Marcinko dann fällig. Er wurde von seinem Kommando abgelöst und durch Captain Bob Gormly, einen erfahrenen, fähigen Offizier, ersetzt. Gormly erbte ein wahres Hornissennest. Marcinko kämpfte mit allen Mitteln gegen seine Versetzung. Er setzte beim Joint Command, bei Admirälen und Generälen alle Hebel in Bewegung und erinnerte sie an angebliche alte Gefälligkeiten, für die er jetzt eine Gegenleistung verlangte. Es war eine äußerst unschöne Geschichte. Als dies alles nichts half, agierte er auf eine Weise, die ihn auch noch die letzten Sympathien kostete. An dem Tag, als Bob Gormly das Kommando über das Six übernahm, brach Marcinko zu einer Europareise auf. Das war ein Schlag ins Gesicht seines Nachfolgers, der diesem die Übernahme nur noch weiter erschwerte. Bisher hatte das Six den Ruf einer Einheit genossen, die ständig aus der Hüfte schoss und sich um die Belange anderer kaum jemals kümmerte. Bob Gormly war entschlossen, das Six wieder an seinen Operationsauftrag zu erinnern und dementsprechend zu organisieren.
    Um ein Interview beim Six zu bekommen, musste ich ein schriftliches Gesuch bei meinen derzeitigen Vorgesetzten einreichen. Ich wusste, dass meine Teamführung dieses Gesuch schon aus Prinzip ablehnen würde. Dass ich die meiste Zeit im Camp A. P. Hill oder im Camp Pickett verbrachte, hatte mich bei meinen Oberen auch nicht gerade beliebter gemacht. Als ich eines Nachmittags mit einem Hubschrauber wieder in Little Creek eintraf, hatte ich jedoch unverhofftes Glück. Ich fand heraus, dass der Skipper und der XO gerade nicht auf dem Stützpunkt waren. Ich ergriff diese Gelegenheit sofort am Schopf. Der Operations Officer, Mad Dog Williams, stimmte meinem Gesuch für ein Interview beim Team Six zu. Es wurde bereits für den nächsten Tag angesetzt.
    Ich zog eine saubere Uniform an und fuhr zur Naval Station im Südosten Virginias. Am Eingangstor der Basis erklärte man mir dann genau den Weg und bei welchem Kilometer ich rechts oder links abbiegen musste. Man gab mir jedoch weder eine Gebäudenummer noch eine Adresse. Schließlich kam ich zu einer abgelegenen Ecke des Stützpunkts, bog um eine Kurve und stand vor einem stattlichen Stacheldrahtzaun. Ein grimmig dreinschauender Wachposten kam aus seinem Wachhäuschen heraus. Um seinen Hals hing eine MP5-Maschinenpistole. Er überprüfte meinen Ausweis, glich ihn mit seiner Liste ab, rollte das Tor nach oben und ließ mich durch.
    Im Verwaltungsgebäude nahm man meine Fingerabdrücke, fotografierte mich und ich musste mehrere

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