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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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oder Shot« verurteilt. Für jeden Anklagepunkt durfte er sich entscheiden, ob er einen »Shot« Pfefferminzschnaps haben wollte, der ihm mit einer Tierarztspritze in den Mund injiziert wurde, oder mit einer Trainingskugel aus Wachs beschossen werden wollte, die wir beim Geiselbefreiungstraining benutzt hatten.
    Ich bin mir nicht sicher, was schlimmer war. Die Wachsgeschosse wurden vom Zündhütchen einer Revolverpatrone im Kaliber .38 angetrieben, und Körpertreffer taten entsetzlich weh. Natürlich erfüllte auch der Pfefferminzschnaps den Tatbestand der Körperverletzung. Nachdem er etwa zwölf Spritzen abbekommen hatte, wurde Court von seinen Fesseln befreit, bekam ein Begnadigungsschreiben in die Hand gedrückt, das König Neptun selbst unterschrieben hatte, und wurde dann auf das Flugdeck der Ölplattform getragen, um von dort an Land zurückzukehren. Die zwölf Schnäpse forderten jedoch ihren Tribut. Während wir auf den Hubschrauber warteten, mussten wir Court zweimal mit Brachialgewalt daran hindern, uns das zu demonstrieren, was er seinen »Tarzan-Schwalbensprung« nannte. Es waren sechs stramme Jungs nötig, um ihn in den Helikopter zu bugsieren und an seinem Sitz festzuschnallen. Court war völlig erledigt, aber wir hatten unseren Lehrgang erfolgreich beendet. Nach unserer Rückkehr nach Virginia würden wir einer Kampfeinheit zugewiesen werden.
    Das Green Team war Geschichte. Wir waren jetzt endlich Jedi-Ritter.
    Nun ja, fast.

Pfeilschnell und effektiv
    Der Umzug vom Green Team zum operativen Teil der Einheit war wie eine Reise zum Mond. Obwohl bereits seit acht Monaten an Bord, waren wir während unseres Trainings vom Rest des Kommandos strikt getrennt gewesen. Wir wussten in etwa, welche Aufgaben uns in den Kampfzügen erwarteten, dafür hatten Court und die Green-Team-Ausbilder gesorgt. Aber nichts hätte uns auf die »politischen« Verhältnisse vorbereiten können, die wir dort vorfanden. Das SEAL Team Six war die Schöpfung von Dick Marcinko gewesen und trug immer noch den Stempel von dessen ganz eigenem Charakter. Als wir uns zu unseren Assault Groups begaben, begleitete uns der Geist von »Demo Dick« durch die Flure wie Marleys Gespenst aus Dickens’ Weihnachtsgeschichte .
    Das SEAL Team Six war unter Dick Marcinko eine rein auf Leistung beruhende Meritokratie gewesen, die mit der übelsten Sorte von Personenkult verbunden war. Marcinko war ein Mustang. Obwohl er inzwischen zum Commander und Captain des Teams geworden war, waren ihm Offiziere suspekt. Unter Marcinkos Kommando herrschte in dieser Einheit eine künstliche Form von »Gleichheit«. Jeder war gleich. Marcinkos alte Spezis waren jedoch gleicher als die anderen.
    Seit den Tagen von Mob Six hatte Marcinko einen regelrechten Führerkult aufgebaut. Dabei hatte er ganz bewusst die Offiziere im Team an den Rand gedrückt und ihre Autorität untergraben. Die Führer der Assault Groups (Angriffsgruppen), wie die Kampfzüge beim Six hießen, wechselte er oft aus. Vor allem löste er sie sofort ab, wenn sie mit den Senior Chiefs oder gar mit ihm selbst in Konflikt gerieten. Alle Drähte liefen bei Marcinko, dem Patriarchen, Commanding Officer und »brennenden Dornbusch«, zusammen.
    Man muss Marcinko allerdings zugestehen, dass er das operative Können über alles stellte – natürlich mit Ausnahme der Loyalität ihm gegenüber. Im Six war jeder gleichermaßen an den Operationen beteiligt. Jeder, angefangen vom Captain, schoss, schwamm und sprang. Versagen und Fehlschläge waren dabei keine Option. Marcinko trieb dabei sich selbst genauso an wie seine Operators. Obwohl dieses System keine Leute wie meinen lieben Freund Skip duldete, die es sich in ihrem Job bequem machten, duldete es auch keinerlei Widerspruch. Es gab nur eine Meinung – die Marcinkos. Dieser Königshof führte einerseits zu echter Verehrung, brachte jedoch auch die übelsten Formen von Günstlingswirtschaft, Hinterhältigkeit und Lobhudelei hervor.
    Nach Marcinkos unschönem Abgang unternahm Bob Gormly eine Menge, um die Dinge zu ändern, die widerspenstigsten Elemente im Team zu bändigen, alte Zöpfe abzuschneiden und vor allem die Cowboy-Mentalität etwas zurückzudrängen, die sich unter der früheren Herrschaft breitgemacht hatte. Bob Gormly führte dann ja das SEAL Team Six in seine erste Feuerprobe nach Grenada. Grenada war ein Wendepunkt für die gesamte Navy Special Warfare. Die spektakulären Erfolge des Six wurden jedoch durch eine Tragödie getrübt. Noch vor

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