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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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ganz auf uns gestellt. Auch die übrigen Absolventen meines Green Teams mussten sich erst einmal in den Boat-Crews bewähren. Erst bei einem Übungseinsatz in Puerto Rico wurde ich in die Kommandostruktur der Assault Group integriert.
    Der Trip war ein Spaziergang, drei Wochen in Roosevelt Roads. In dieser Zeit war ein Kampfschwimmertraining und Dschungelkampfübungen auf der Isla Perro vorgesehen. Man beauftragte mich mit der Einsatzplanung. Zuerst hatte ich fast das Gefühl, das Ganze sei als Fleißarbeit oder gar Beschäftigungstherapie gedacht, aber dann gelang es mir doch, die entscheidenden Leute zu beeindrucken. Ich bereitete ein eineinhalbwöchiges Kampfschwimmertraining vor. Dabei fand ich ein ehemaliges Liberty-Schiff, auf und an dem wir die Sabotage von Seefahrzeugen und das Entern eines Schiffes üben konnten. Was die Dschungelübung anging, richtete ich mich nach der, die wir damals im Rahmen der 24. Marine Amphibious Unit abgehalten hatten. Es war, als ob ich wieder in der Ausbildungseinheit des SEAL Team Four tätig wäre. Nach der Rückkehr von diesem Einsatz rief mich Johnny eines Morgens nach dem Sporttraining in sein Büro. »Ich unterstelle Ihnen ab jetzt die Boat-Crews 4, 5 und 6«, teilte er mir mit. »Ich werde Sie als Führer eines Angriffstrupps ausprobieren. Sie können das gleich Ihren Jungs erzählen.«
    Ich bedankte mich und verließ das Büro. Ich empfand das Ganze jedoch keinesfalls als Rehabilitation. Auch sein Vertrauen zu mir schien mir nicht sehr gefestigt. Er hatte unmissverständlich klargemacht, dass dies ein Probelauf war. Wenn ich seinen Ansprüchen nicht genügte, würde ich auch als Lieutenant wieder zu einem einfachen Boat-Crew-Mitglied degradiert werden. Ich rief die Jungs zusammen und erzählte ihnen von der Neuorganisation unserer Einheit. Zufällig oder aus Absicht hatte ich zwei Surfer und mit Alex, Hoser und Luis drei Spanisch-Sprechende in meiner Gruppe. Für künftige Operationen waren wir personell ausgezeichnet besetzt. Alex hatte an der Eroberung des Radiosenders teilgenommen und war unser Sprengexperte. Hoser hatte früher bei den Chuting Stars, dem Fallschirmspringer-Team der Navy, gedient. Nicht zuletzt deshalb war er unser »Himmelsgott«, unser Experte für Luftlandeoperationen. Stick und Coyote waren für die schweren Waffen zuständig, Toad war unser Chef-Kletterer, Mike unser Chef-Techniker und Fachmann für Boote und Doc Luke war unser Sanitäter und in Personalunion der absolute Klugscheißer unserer Gruppe. Wie Alex war Luke bei dem Einsatz gegen die Radiostation in Grenada dabei und behielt aus Prinzip immer die Ruhe. Auf unserem Teil des Team-Geländes gab es mehr Hawaiihemden als Poloshirts, mehr Reggae als Country and Western, und wir alle hatten eine Vorliebe für gebratene Kochbananen, Arroz con Pollo und Einsätze im Dschungel. Ab jetzt waren wir die »Rastamen«. Ich sollte diese Angriffseinheit drei Jahre lang unter zwei Group Commanders führen und bis zum Ende meiner Dienstzeit in der SEAL-Truppe bei den Rastas bleiben.
    Obwohl ich zu meinen Rastas sofort einen guten Draht hatte, dauerte es eine Weile, bis ich mich als Teil des Team Six fühlte. Die gegenseitige Abschottung prägte immer noch unser Leben. Ich sah Sean und Moose täglich, wenn sie nicht gerade auf einem Außeneinsatz waren, aber über die Arbeit sprachen wir dabei selten – selbst bei der Arbeit. Die Assault Groups hatten unterschiedliche Aufträge und die Informationen darüber liefen über unterschiedliche, voneinander unabhängige Kanäle. Es mag seltsam klingen, aber wenn man Mitte Februar mit sonnengebräunter Haut ins verschneite Virginia zurückkehrte, fragte einen kein Mensch, wo man gewesen war. Wir stellten den anderen Gruppen keine Fragen, und sie ließen uns ihrerseits in Ruhe. In der ganzen Einheit wusste man nur, was man wissen musste. Wenn wir gemeinsam operierten, wurden wir auch gemeinsam über alle Hintergründe aufgeklärt. Operierten wir jedoch unabhängig voneinander, wurden keine Informationen weitergegeben.
    Diese Geheimhaltungsmanie grenzte manchmal ans Lächerliche. Einmal gaben wir dem Kapitän eines Schiffes, gegen das wir einen Übungsangriff unternehmen würden, ein Briefing. Unsere Befehle und unsere auf dem Stützpunkt gedruckten Visitenkarten sagten aus, dass wir zivile Vertragsangestellte seien, die für die nicht existierende Ausrüstungserprobungseinheit arbeiteten. Wir erzählten dem Kapitän, wie unser Scheinangriff ablaufen würde. Vier

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