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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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noch heute Geschichten erzählt. Nach einem längeren Aufenthalt beim Six würde Ed später meine alte Einheit, das SEAL Team Four, kommandieren. Ohne einen Vergleich wäre Ed als außergewöhnlich harter Knochen erschienen, aber im Schatten Johnny Kellermans wirkte er beinahe leutselig.
    Chief Petty Officer unserer Assault Group war Chuck McGregor. In den alten Six-Tagen waren die Chiefs Marcinkos treue Gefolgsleute und Handlanger gewesen. Chuck McGregor war jedoch alles andere als ein Speichellecker. Außerdem sah er überhaupt nicht wie ein Chief aus. Bei der Navy sind die Chiefs gewöhnlich grauhaarig und in ihrer Körpermitte etwas ausladend. Chuck sah dagegen wie ein 20-jähriger kalifornischer Surfer aus. Er war vermutlich der Einzige im Team, der nicht fluchte, trank, rauchte und ständig hinter den Weibern her war. Er war ein frommer Christ und hatte in seiner Aktentasche immer eine Bibel dabei. Nur manchmal ließ er sich dazu hinreißen, solche Sachen wie »Darn it« zu sagen, denen die Verwandtschaft mit einem Fluch wie »Damn it!« (Verdammt!) doch noch anzumerken war.
    Man könnte jetzt vielleicht denken, dass ein solcher Mann immer wieder mehr oder weniger gutmütigen Hänseleien ausgesetzt sein würde. Das war bei Chuck aber ganz und gar nicht der Fall. Chuck war immerhin ein Gründungsmitglied von Mob Six. Obwohl seine Persönlichkeit und sein Lebensstil vielleicht etwas von denen der anderen abwich, war Chuck in dieser Einheit, weil er zu den besten Operators des Naval Special Warfare Command gehörte. Er war der beste Sportler in einer Truppe voller Triathleten, er hatte zweimal die 1000 Meter hohe Felswand des El Capitan im Yosemite-Nationalpark erklettert, war in Grenada dabei gewesen und konnte schneller rennen und schwimmen und besser schießen als alle, die es tatsächlich wagen würden, sich das Maul über ihn zu zerreißen. Er war ein Pfadfinder in einer Bande von Schurken und er sollte zu einem meiner engsten Freunde in dieser Einheit werden. Bei gemeinsamen Einsätzen verwendeten wir das Rufzeichen »Chuck hoch zwei«.
    Ich fügte mich in meine Aufgabe ein. Dabei musste ich erst einmal kleinere Brötchen backen. In den ersten Monaten war ich lediglich ein einfaches Boat-Crew-Mitglied. Johnny war es völlig egal, dass ich schon einen Kampfeinsatz hinter mir hatte, und meine Operationen in Mittelamerika quittierte er allenfalls mit einem müden Lächeln. Wie in meiner formellen Probezeit nach dem BUD/S würde ich beweisen müssen, dass ich Gehorsam und Respekt wert war, bevor man mir eine Führungsposition übertrug. Johnny schien mich wie ein experimentelles Ausrüstungsstück zu betrachten, das man ihm aus einem weit entfernten Navy-Labor geschickt hatte. Er beschloss, mich einzuschalten und zu schauen, ob ich eventuell in Flammen aufging. Erst nach diesem Test würde er mich im Alltagsbetrieb einsetzen.
    In den ersten sechs Wochen hatte ich keinerlei Autorität. Meine einzige Verantwortung in dieser Assault Group bestand darin, zum Dienst zu erscheinen und den Mund zu halten. Bob Gormly mochte im Team wieder eine normale Kommandostruktur eingerichtet haben, in Johnny Kellermans Truppe galt jedoch weiterhin nur das Leistungsprinzip. Natürlich ging mir das ein wenig gegen den Strich. Immerhin wurde ich von der Navy bezahlt, um zu führen, und nicht, um zu folgen. Trotzdem ertrug ich meine zweite Probezeit mit Gleichmut und einer Portion Humor. Das Green Team hatte mich ja gelehrt, dass ich noch eine Menge lernen musste.
    Die gesamte Einheit befand sich, wie bereits erwähnt, ständig im Kriegszustand. Das Operationstempo war ausgesprochen hoch. Neben der Dauerbereitschaft für Ernstfallmissionen in der wirklichen Welt gab es immer wieder Übungseinsätze und Schulungen. Wenn wir nicht auf der Straße oder im Busch waren, verbesserten wir im Kill House unsere Schießkünste. Die Übungen mussten wir stets sehr ernst nehmen. Es hatte immer noch schlimme Konsequenzen, wenn man bei einer Trainingsmission versagte. Jede Übung wurde genau geplant und präzise ausgeführt. Dies gelang jedoch nur, wenn die Teilnehmer zuvor auf geeignete Weise eingewiesen wurden. Allmählich durfte ich mich an diesem Einweisungsprozess und schließlich auch an der Einsatzplanung beteiligen, doch ich hatte weiterhin keine Kommandostellung. Bei Übungen führten wir Angriffe gegen eine Vielzahl von Zielen wie Schiffe, Flugzeuge, Gebäude und Infrastrukturen durch, manchmal im Verbund mit anderen Einheiten, manchmal

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