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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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anvisierten. Das nicht-dominante Auge blieb derweil für das periphere Sehen zuständig und suchte bereits nach dem nächsten Ziel und nach möglichen Hindernissen. Im Grunde genommen beobachtete das eine Auge, während das andere tötete.
    Um genau zu treffen, mussten wir natürlich ebenfalls ein korrektes Zielbild gewinnen, Kimme und Korn in Übereinstimmung bringen und das Ziel über dem vorderen Teil des Visiers, dem Korn, zentrieren. Beim Combatschießen musste dieser ganze Prozess allerdings im Bruchteil einer Sekunde ablaufen. Da war gar nicht die Zeit, den Abzug sanft zu drücken. Stattdessen musste man ihn schnell und gleichmäßig betätigen. Es war deshalb notwendig, innerlich den Abschuss der Waffe vorwegzunehmen und die eigene Reaktion auf den Mündungsknall und die Bewegung des Gewehrs intuitiv beherrschen zu lernen. Dies war das genaue Gegenteil zum Schießen auf Distanz, bei dem man den Schützen beibringt, sich zu entspannen, die Atmung zu kontrollieren und danach den Abzug so sachte zu betätigen, dass der Schütze vom Brechen des Schusses überrascht wird.
    Wir zielten oft im vollen Lauf oder sprangen hinter einem Hindernis auf, um einen Schuss abzugeben. Das ruckweise schnelle Reißen am Abzug musste dabei organisch in den Ablauf von Zielerkennung, Anvisierung und Abfeuern der Waffe integriert werden.
    Wir arbeiteten Tag und Nacht daran, um zu Meistern des schnellen Zielens und schnellen Feuerns zu werden, wie es das Combatschießen erforderte. Bei allem, was wir taten, wurde die Zeit gestoppt und entsprechende Punkte vergeben. Das Green Team wurde in den ersten vier Wochen immer kleiner. Der ganze Kurs wurde nach dem Verhältnis von Treffern in der Zeit bewertet. Alle, die nach dieser Einteilung zu den untersten 20 Prozent unseres Lehrgangs gehörten, mussten ihren Käfig ausräumen und zum Vanille-Planeten zurückkehren.
    Unsere nächste Aufgabe war das Erlernen der Wissenschaft und Kunst des sogenannten CQB, Close Quarters Battle, einem feststehenden Begriff, der sich am ehesten noch mit »Kampf auf nahe und nächste Entfernung« übersetzen lässt, wobei der sogenannte Häuserkampf nur eine, wenn auch wichtige Version davon ist. Während das Combatschießen eine Einzelveranstaltung ist, ist das CQB ein Teamsport. Wie immer bei den SEALs lernten wir zuerst die dazu nötigen Einzelfertigkeiten, um danach allmählich eine entsprechende Einsatzfähigkeit als Team zu entwickeln.
    CQB, das manchmal auch als »Surgical Shooting« (chirurgisches Schießen) bezeichnet wird, wurde zuerst vom britischen SAS entwickelt und in Nordirland in die Praxis umgesetzt. Um dem Terrorismus entgegenzutreten, muss man ihn bekämpfen , und das CQB ist der Grund, warum Terroristen heutzutage nur sehr selten Gebäude besetzen und Geiseln nehmen. CQB wird immer dann eingesetzt, wenn es gilt, Geiseln aus einem abgeschlossenen, umgrenzten Raum zu befreien, ob dieser nun ein Gebäude, eine Höhle, ein Flugzeug, eine Ölplattform oder ein Kreuzfahrtschiff ist. In der chaotischen Umgebung einer Anti-Terror-Rettungsoperation gilt es, die Geiseln zu befreien und zu sichern und die Terroristen auszuschalten. Disziplin, Teamwork, eine geeignete Zielauswahl und ausgezeichnete Schießkünste machen das möglich.
    An einem Ort mit dem bezeichnenden Namen »Kill House« sollten wir lernen, die bösen Jungs unter den Geiseln zu erkennen und zu erschießen. Das Kill House war eine überdachte 360-Grad-Schießanlage. Bewegliche Wände machten es möglich, den Raum in zahlreiche abgeschlossene Abteilungen aufzuteilen, die einzelnen Zimmern glichen. Dabei konnte man den Grundriss jedes denkbaren Zielobjekts nachstellen.
    Wir trainierten zuerst in Einzelräumen. Dabei schossen wir auf bemalte, mannshohe Pappkameraden. Einige von ihnen »trugen Waffen«, einige waren Geiseln und andere hatten eine Waffe, trugen jedoch auch eine Polizeimarke. Nachdem wir den Raum betreten hatten, mussten wir sofort die Bedrohungslage einschätzen und entscheiden, ob und auf wen wir schossen. Wir betraten den Raum immer in Teams von zwei, vier, acht oder zehn Mann. Manchmal brannte Licht, manchmal war es dunkel. Während wir nach unseren Zielen Ausschau hielten, pumpten die Ausbilder Disconebel in den Raum oder ließen Stroboskoplichter blitzen. Manchmal beschallten sie uns mit lauter Musik oder dem Dröhnen eines Düsentriebwerks. Immer jedoch zeichneten zahlreiche Videokameras alles auf und erlaubten es, den ganzen Einsatz danach in Zeitlupe abzuspielen und

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